Sonntag, 14. August 2016
Tag 11: Tasermiut Fjord (7 km)
Tageswanderung
Die zweite Tageswanderung im Tasermiut Fjord führt uns bis an den Fuß des Ulamertorsuaq heran, einem der "Big Walls" der Arktis. Die Wanderung bietet tolle Aussichten auf die umliegenden Granitberge, auf den Fjord und auf die Gletscherzunge im benachbarten Tal.
Schließlich stehen wir vor der etwa 1000 Meter hohen Granitwand. Was für eine beeindruckende Kulisse. Die Vorstellung, dass es hier einen Kilometer senkrecht nach oben gehen soll, fällt mir etwas schwer. Zumal auf meinen Fotos die Wand vergleichsweise klein ausschaut.
Nach dem Picknick in wundervoller Szenerie geht es wieder zurück ins Zeltcamp. Unterwegs sammeln wir etwas Feuerholz. Denn heute Abend möchten Pascal und Dominik Fisch auf offenem Feuer zubereiten.
Tagesausklang
Das Abendessen ist heute etwas besonderes. Der frisch gefangene Fisch aus dem Fjord ist sehr lecker. Ein Teil wurde auf offenem Feuer zubereitet, der Rest in der Pfanne. Dazu gibt es eine köstliche Linsen-Gemüse-Pfanne. Dominik und Pascal haben sich selbst übertroffen. Vielen Dank für das vorzügliche Essen!
Beim gemütlichen Beisammensein im Küchenzelt verpassen wir fast noch den spektakulären Sonnenuntergang, der die Bergspitzen wunderschön zum Leuchten bringt. Grund hierfür ist die Schattenbildung durch die Berge auf der Westseite des Fjords. Wir genießen die tolle Atmosphäre, bewundern das Schauspiel und machen zahlreiche Fotos.
Das leckere Essen hat auch einen Polarfuchs angelockt. Ein Stein hat es ihm besonders angetan. Er leckt ihn genüsslich ab. Ich vermute, dass in der Nähe der Fisch zubereitet wurde. Schließlich wird der Fuchs durch Klappern von Geschirr und Besteck im nahe gelegenen Küchenzelt vertrieben.
Montag, 15. August 2016
Tag 12: Tasermiut Fjord > Nanortalik
Tasermiut Gletscher
Heute nehmen wir vom Tasermiut Fjord Abschied. Nach dem Frühstück machen wir im Camp klar Schiff und transportieren unsere Taschen sowie Lebensmittel und Ausrüstung an den Strand. Dort warten wir auf das Zodiac.
Bevor wir den Fjord verlassen, wollen wir uns noch den majestätischen Gletscher am Ende des Fjords anschauen. Da der Fjord heute sehr wolkenverhangen ist, haben wir die Befürchtung, dass von dem Gletscher nicht viel zu sehen sein wird. Doch wir haben Glück!
Wir sehen den Gletscher bereits aus der Ferne. Je näher wir kommen, desto besser wird das Wetter und damit die Aussicht. Am Gletscher angekommen, können wir an Land gehen und die Gletscherwand aus der Nähe bestaunen. Ich nutze den Moment, in dem sich die Gruppe in einer Reihe vor dem Gletscher aufgestellt hat, für ein Foto. Das Rot unserer Jacken bildet einen schönen Kontrast zum Blau des Gletschers.
Nanortalik
Nach etwa einer halben Stunde brechen wir nach Nanortalik auf. Die mit etwa 2300 Einwohnern zweitgrößte Stadt im Süden Grönlands erreichen wir nach knapp 1,75 Stunden. Wir beziehen das bereits bekannte Hostel von Tasermiut am Hafen. Nach drei Nächten in der Wildnis ist die Dusche wieder heiß begehrt.
Wir nutzen den freien Nachmittag für einen Spaziergang durch die Stadt und zum Entspannen. Es gibt in der Stadt nur wenig zu sehen - Hafen, Kirche, zwei Supermärkte, ein Kiosk und ein Kleidergeschäft. Ein Besuch des Museums steht morgen Vormittag auf dem Programm.
Tagesausklang
Am Abend gehe ich mit einem kleinen Teil der Gruppe in einem Restaurant essen. Wir sind die einzigen Gäste und die Bedienung ist uns gegenüber sehr zurückhaltend und schüchtern. Später kommt eine einheimische Familie hinzu. Nun wird der Unterschied deutlich sichtbar.
Die Bedienung blüht förmlich auf. Sie bringt der grönländischen Familie Essen und Getränke an den Tisch. Wir müssen uns alles von der Bar abholen. Auch Gläser müssen wir uns selbst holen. Wir nehmen es gelassen und lassen es uns schmecken. Vermutlich kommen nur selten Touristen in das Restaurant. Hinzu kommt noch die Sprachbarriere.
Dienstag, 16. August 2016
Tag 13: Nanortalik > Qaqortoq
Einblick in die Inuit-Kultur
Am Morgen besuchen wir das Freilichtmuseum in Nanortalik, das uns die Kultur und Traditionen der Inuit etwas näherbringt. Unser Bootsführer führt uns in knapp zwei Stunden durch die interessante Ausstellung. Besonders interessant finde ich die Informationen über die Bekleidung der Inuit sowie über die verschiedenen Kajakarten. Auch die zahlreichen Fotos aus vergangenen Zeiten geben einen guten Einblick in das Leben auf Grönland.
Qaqortoq
Nach dem Besuch des Museums brechen wir mit dem Zodiac nach Qaqortoq auf, der Hauptstadt Südgrönlands. Es ist bewölkt und neblig, so dass es unterwegs leider nicht viel zu sehen gibt. Wir legen einen Pause in Alluitsup Paa ein, einem direkt am offenen Meer gelegenen kleinen Fischerdorf. Wir nutzen die Zeit für eine Erkundung des Dorfes, zum Aufwärmen und für ein Picknick.
Am frühen Abend erreichen wir schließlich Qaqortoq. Die bunten Häuser der wunderschön an einem Hang gelegenen Stadt sind bereits aus der Ferne zu sehen. Mittlerweile scheint auch die Sonne. Mit ihr hebt sich auch unsere Stimmung nach der eintönigen Bootsfahrt.
In Qaqortoq selbst kommt nach den Tagen in der Wildnis so etwas wie Großstadtfeeling auf. Es gibt Zebrastreifen, öffentlichen Personenverkehr, Geschäfte, Hotels und Restaurants - und den einzigen Brunnen des Landes. Wir beziehen unser Quartier für die heutige Nacht und genießen anschließend die Sonne bei einem Stadtrundgang und bei einem Bier vor einem Café.
Tagesausklang
Am Abend gehen wir gemeinsam in einem Restaurant essen, das wir während des Stadtrundgangs entdeckt haben. Pascal hat für uns alles arrangiert. Das Restaurant hat heute für uns extra länger geöffnet. Ich probiere noch einmal die lokale Küche, bestehend aus einer Fischsuppe und einem Rentier-Steak.
In dem Restaurant wird manchmal auch Livemusik gespielt. Auf einer kleinen Bühne stehen Schlagzeug, Keyboard und Gitarre. Wir sind die einzigen Gäste im Restaurant als der Koch uns fragt, ob jemand Instrumente spielen kann. Ruth spielt Schlagzeug in einer Band und Dominik kann Klavier spielen. So geben die beiden für uns eine musikalische Einlage, gespickt mit reichlich Humor. Wir haben viel zu lachen.
Nach dem Restaurantbesuch geht ich mit einem Teil der Gruppe ins Artic Café. Hierbei handelt es sich um eine Bar mit Livemusik und Billardtischen, ein beliebter Treffpunkt bei Einheimischen. In fast jeder grönländischen Stadt kann man ein Arctic Café finden.
Eine Band, bestehend aus Keyboard und Gitarre, spielt internationale Songs. Das Englisch des Sängers ist nicht so gut. Er singt größtenteils nach Gehör. Einmal wird es etwas politisch. Beim Lied "Another Brick in the Wall" von Pink Floyd wird der Zeile "we don't need no education" der Zusatz "from Denmark" hinzugefügt.
Mittwoch, 17. August 2016
Tag 14: Qaqortoq > Qassiarsuk (9 km)
Qaqortoq
Am Vormittag haben wir noch etwas Zeit, uns die Stadt anzuschauen. Wir schauen auf dem Markt vorbei, auf dem Fisch und Fleisch frisch für den Verkauf vorbereitet werden. Auch der Besuch eines Souvenirladens steht auf dem Programm. Gegen 11 Uhr brechen wir mit dem Zodiac Richtung Itilleq auf.
Wanderung von Itilleq nach Igaliku (9 km)
Von Itilleq aus wandern wir auf dem Königspfad nach Igaliku und besuchen dort die Ruinen des Erzbischoftums Gardar, einst religöse Hauptstadt der Wikinger.
Igaliku ist ein Bilderbuchdorf. Als wir über die letzte Kuppe kommen, liegen die hingestreuten Häuser inmitten von Wiesen und Feldern. Viele Häuser sind aus dem rötlichen Sandstein der umgebenden Berge gemauert. Doch die Erbauer machten es sich damals einfach, indem sie das vorhandene Steinmaterial der Wikingerruinen verwendeten. Umrahmt wird die idyllische Szenerie von den Bergen jenseits des Igaliku-Fjords. Die Bergkuppe mit tollem Rundumblick ist der ideale Platz für unser letztes Picknick.
Über 40 Ruinen hat man in Igaliku ausgegraben. Vom Bischofssitz sind jedoch nur wenige Grundmauern deutlich zu erkennen, da die Steine als Baumaterial im Ort verwendet worden sind. Die Besichtigung dauert daher nicht lange. Nach 45 Minuten machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Itelliq.
Tunulliarfik Eisfjord
Mit dem Zodiac fahren wir durch den Tunulliarfik Eisfjord zum Qooroq Gletscher. Wir nähern uns so weit es uns die Eisberge ermöglichen. Ein wunderbares Schauspiel der um uns herum schwimmenden Eisschollen und Eisberge.
Am Ende des Fjords wartet eine Überraschung auf uns. Es gibt es Baileys mit Eis aus dem Fjord. Ich helfe Carmen beim Eissammeln, was gar nicht so einfach ist. Ich halte sie zunächst an den Füßen fest, damit sie nicht ins Wasser fällt. Mit einem Eispickel versucht sie, kleine Eisbrocken aus einer Eisscholle zu schlagen. Später helfe ich etwas beim Einsammeln.
Nach dem köstlichen Baileys geht es weiter nach Qassiarsuk ins Leif Eriksson Hostel von Tasermiut, dem Start- und Endpunkt unserer Reise durch Südgrönland.
Tagesausklang
Den Abend nutzen wir unter anderem zur Vorbereitung der Abreise. Die von Tasermiut bereitgestellten Duffle Bags müssen entleert und zurückgegeben werden sowie unsere eigenen Taschen gepackt werden. Die optionale Kajaktour am Anfang der Reise und die Karte von Südgrönland müssen ebenfalls noch bezahlt werden.
Zum Abendessen gibt es traditionelle grönländische Küche. Wir können Wolfsfisch, Walhaut, Wal, Karibu und Seehund probieren. Walhaut und Seehund schmeckt vielen nicht, die anderen Sachen sind jedoch sehr lecker. Die kleinen Stücken der Walhaut sind sehr zäh und wir müssen lange kauen. Das Fleisch des Seehunds hat einen intensiven Geschmack, doch mich stört dies nicht. Als Dessert gibt es Schokoladen-Mousse.
Donnerstag, 18. August 2016
Tag 15: Qassiarsuk (GL) > Reykjavík (IS)
Brattahlíð
Vor der Abreise statten wir den nahe gelegenen Ruinen von Brattahlið einen Besuch ab. Hier hat sich Erik der Rote niedergelassen, als er 985 die Kolonialisierung Grönlands begann. Neben den Grundmauern der Ruinen gibt es einige Nachbauten zu bestaunen. Carmen referiert auf Spanisch. Dominik übersetzt ins Englische.
In einer Langhaus-Rekonstruktion wird anschaulich auf die Unterschiede in der Bekleidung zwischen Wikingern und Inuit eingegangen. Nach der Besichtigung eines Inuit-Winterhauses werden auch die Unterschiede in den Bauweisen ersichtlich.
Die Wikinger haben sich schlecht an die kälteren Witterungsverhältnisse angepasst. Sie haben die Häuser genauso groß wie in ihrer Heimat gebaut. Während der harten Winter konnten sie nur schwer warm gehalten werden. Es soll in den Häusern sehr kalt gewesen sein. Auch die Kleidung war nur bedingt für das Wetter in Grönland geeignet. Zur Winterzeit muss es daher sehr unangenehm für die Wikinger gewesen sein. Vielleicht mit ein Grund, warum sie die Besiedlung später aufgegeben haben.
Bevor wir nach Narsarsuaq übersetzen, verabschieden wir uns herzlich von unseren Guides Carmen und Giles. Wir haben in der Gruppe Tinkgeld gesammelt und überreichen es feierlich. Wir bedanken uns für die tolle Zeit und die gut organisierte Tour.
Narsarsuaq
In Narsarsuaq nutzen einige die Zeit bis zum Abflug zum Wandern. Ich entscheide mich jedoch für einen Museumsbesuch. In der ersten Ausstellung über die US Militarbasis Bluie West One kann die Geschichte der Air Base anhand von Fotos, Modellen und Dokumenten nachvollzogen werden.
Die zweite Austellung informiert über die Geschichte und das Leben in Südgröndland. Es wird auf die Schafzucht, einem der wichtigsten Wirtschaftszweige, und auf die ehemaligen Wikinger-Siedlungen eingegangen. Für mich ein schöner Abschluss der Reise.
Der Abflug nach Reykjavík verspätet sich um 45 Minuten. Dennoch müssen wir zur ursprünglichen Zeit durch die Sicherheitskontrolle, denn die Mitarbeiter wollen Feierabend machen.
Ich habe die Befürchtung, dass ich meinen Anschlussflug nach Hamburg verpassen könnte. Während des Flugs können 30 Minuten gut gemacht werden. Um 23.30 Uhr landen wir in Reykjavik. Doch das Flugzeug wird am Ende Flughafens geparkt und wir müssen mit dem Bus zum Terminal fahren, was wieder Verzug bedeutet. Das hatte ich bei der Buchung des Anschlussflugs nicht eingeplant.
Freitag, 19. August 2016
Tag 16: Reykjavík (IS) > Rendsburg (D)
Rückreise nach Deutschland
Da der Flug von Grönland nach Island durch Tasermiut gebucht wurde, konnte ich das Gepäck in Narsarsuaq nicht nach Hamburg durchbuchen. Beim Warten auf mein Gepäck verabschiede ich mich von den übrigen Teilnehmern. Ich renne zur Gepäckabgabe und anschließend zum Gate, da das Boarding bereits begonnen haben soll. Am Gate stelle ich dann fest, dass sich das Boarding verzögert. Der Stress wäre also gar nicht nötig gewesen.
Um kurz nach 1 Uhr hebt der Flieger schließlich ab. Mein Schlaf auf dem Germanwings Flug ist sehr unruhig, weil ich immer wieder durch die lauten Durchsagen für den Duty Free Verkauf wach werde. Nun weiß ich, warum der Flug so günstig war. Das nächste Mal werde ich wohl auf einen Nachtflug mit Germanwings verzichten.
Gegen 6 Uhr landen wir in Hamburg. Die Rückfahrt mit der Bahn nach Rendsburg verläuft reibungslos. Ich nutze die Bahnfahrt um meine Reise Revue passieren zu lassen, und schaue mir die unzähligen Fotos an.
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