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Abenteuerreise Tansania: Besteigung des Kilimanjaro

Prolog

Die Anreise zum Kilimanjaro International Airport verläuft reibungslos. Da es bei meiner Ankunft schon dunkel ist, kann ich leider keinen Blick vom Flugzeug aus auf den Kilimanjaro werfen.

 

Die Abfertigung im Flughafen zieht sich etwas hin. Bei der Passkontrolle und der Fingerabdrucknahme fällt der Strom aus. So stehen wir erst einmal einige Minuten im Dunkeln.

 

Nachdem ich mein Gepäck erhalten habe, geht es in die Flughafenhalle, wo bereits viele Menschen auf die zahlreichen Touristen warten. Es dauert eine Weile bis ich den Mitarbeiter von Mauly Tours ausfindig mache.

 

In einem Minibus werde ich zum Hotel nach Moshi gefahren. Trotz der Dunkelheit bemerke ich, dass viele Menschen außerhalb der Ortschaften neben den Straßen unterwegs sind. Von der Landschaft bekomme ich jedoch nicht viel zu sehen.

 

Gegen 21:30 Uhr erreichen wir das Hotel. Nach dem Einchecken nehme ich eine Dusche und gehe ins Bett. Vorher schreibe ich noch ein paar SMS in die Heimat.

 

Meinen ersten Tag in Tansania nutze ich zur Akklimatisierung und Erholung sowie zur Vorbereitung auf mein bevorstehendes Abenteuer. Am Vormittag steht eine Besichtigung der Stadt an. Vor dem Hotel warten bereits einige Menschen, die Souvenirs verkaufen möchten. Es dauert etwa eine halbe Stunde, bis ich die Gruppe hinter mir gelassen habe.

 

In der Stadt werde ich von einigen Menschen angesprochen. Nachdem geklärt ist, woher ich komme und was ich in Tansania mache, bieten mir einige Ausrüstungsgegenstände zum Kauf an. Bis auf sehr wenige Ausnahmen sind die Menschen sehr freundlich und akzeptieren es, wenn ich kein Interesse an einem Kauf habe.

 

Am Mittag findet die Vorbesprechung bei Mauly Tours statt. Ich lerne meinen Guide Kelvin kennen. Neben dem allgemeinen Ablauf besprechen wir auch die erforderliche Ausrüstung sowie Essenswünsche.

 

Kelvin begleitet mich anschließend ins Hotel, um einige meiner Ausrüstungsgegenstände auf Tauglichkeit zu prüfen. Er hat nichts zu beanstanden, so dass ich keine zusätzliche Ausrüstung oder Kleidung mieten muss.

 

Den restlichen Tag verbringe ich im Hotel am Pool und lese ein Buch. Dabei lerne ich einen deutschen Architekten kennen, der in London arbeitet. Er ist gestern von seiner erfolgreichen Besteigung des Kilimanjaro zurückgekehrt und hat einiges zu berichten.

 

Den ganzen Tag ist der Kilimanjaro von Wolken verdeckt. In der Nacht regnet es. Ich hoffe, dass sich das Wetter in den kommenden Tagen bessert. 


Marangu-Route

Die Besteigung des Kilimanjaro ist über verschiedene Routen möglich. Ich habe mich für die Marangu-Route entschieden, die von Kritikern gerne auch als Coca-Cola-Route bezeichnet wird, da sie von einer Vielzahl an Wanderern benutzt wird und auf den Berghütten Cola Cola käuflich erworben werden kann.

 

Das ausschlaggebende Kriterium für die Wahl dieser Route war für mich die Übernachtung in Berghütten. Da ich bisher nur wenig Campingerfahrung vorzuweisen habe, erst recht nicht bei Minusgraden, fiel mir die Entscheidung doch sehr leicht.

 

Der Weg bis zu den Kibo Huts ist gut ausgebaut. Der Gipfelanstieg ab den Kibo Huts bis zum Gillman’s Point ist sehr steil. Vom Gillman’s Point führt die Route am Kraterrand entlang bis zur höchsten Erhebung, dem Uhuru Peak.

Marangu-Route - Etappenübersicht
Tag Von Bis

Höhenmeter

Strecke Gehzeiten
1

Marangu Gate

1.855 m

Mandara Huts

2.720 m

865 m ca. 8 km ca. 3-4 Std.
2

Mandara Huts

2.720 m

Horombo Huts

3.720 m

1.000 m ca. 15 km ca. 5-6 Std.
3 Akklimatisierungstag
4

Horombo Huts

3.720 m

Kibo Huts

4.700 m

980 m ca. 15 km ca. 5-6 Std.
5 

Kibo Huts

4.700 m

Uhuru Peak

5.895 m

1.195 m ca. 7 km ca. 6-7 Std.

Uhuru Peak

5.895 m

Horombo Huts

3.720 m

2.175 m ca. 22 km ca. 5 Std.
6

Horombo Huts

3.720 m

Mandara Huts

2.720 m

1.000 m ca. 15 km ca. 3 Std.

Mandara Huts

2.720 m

Marangu Gate

1.855 m

865 m ca. 8 km ca. 2-3 Std.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Tag 1: Marangu Gate > Mandara Huts (8 km)

Anfahrt zum Marangu Gate

Gegen 9 Uhr werde ich am Hotel abgeholt. Zunächst geht es zu Mauly Tours, wo bereits ein Großteil meines Teams und ein Fahrer auf mich wartet. Im randvoll gefüllten Minibus machen wir uns auf den Weg zum Marangu Gate. Unterwegs wird noch einmal kurz angehalten, um letzte Lebensmittel einzukaufen.

 

Ich genieße die etwa einstündige Fahrt, denn zum ersten Mal sehe ich Tansanias wunderschöne Landschaft bei Tag. Leider ist der Himmel noch wolkenverhangen, so dass der Kilimanjaro wieder nicht zu sehen ist.

 

Am Marangu Gate stößt noch ein weiteres Teammitglied zu uns. Mein Begleitteam besteht damit aus sechs Leuten:

  • Guide und Hilfsguide
  • Koch und Hilfskoch
  • zwei Träger

Vor dem Marangu Gate herrscht Trubel. Den Leuten, die die Besteigung noch vor sich haben, werden Ausrüstungsgegenstände zum Kauf angeboten. Auf die Leute, die die Besteigung hinter sich haben, warten reichlich Souvenirs.

Wanderung zu den Mandara Huts

Nach Erledigung der Formalitäten am Parkgate mache ich mich mit meinem Guide Kelvin auf den Weg. Das restliche Team ist bereits vorausgegangen.

 

Kurz hinter dem Gate warten einige Kinder mit einem kleinen Chameleon auf uns. Sie erhoffen sich etwas Geld von den Touristen für ein Foto.

 

Ein breiter Weg führt durch den undurchdringlichen Dschungel. Riesige Farne und moosbewachsene Urwaldriesen säumen den Weg. Von Tieren ist mit Ausnahme von Insekten nichts zu sehen und zu hören.

 

Gegen 15 Uhr erreichen wir nach etwas über drei Stunden die Mandara Huts. Ich bekomme eine Hütte zugewiesen, die ich mir mit Lora und Justin aus Kanada sowie mit Keith aus Australien teile.

Wanderung zum Maundi Krater

Nach einer kleinen Stärkung mit Tee und Popcorn unternehmen wir noch eine einstündige Wanderung zum Maundi Krater. Diesmal begleitet mich neben Kelvin auch mein Hilfsguide Victor.

 

Auf dem Weg zum Maundi Krater bekomme ich den ersten Blue Monkey zu sehen, wenn auch nur kurz. Der Krater ermöglicht tolle Blicke ins Tiefland und auf den Mawenzi.

Tagesausklang

Beim ausgiebigen Abendbrot komme ich mit einer Familie aus Norwegen ins Gespräch. Nach dem Abendbrot gesellt sich mein Guide Kelvin zu mir. Wir besprechen den Ablauf des nächsten Tages und nutzen die Gelegenheit, um uns besser kennen zu lernen.

 

Mit Einbrechen der Dunkelheit werden die Blue Monkeys zahlreicher. Man kann sie zwar nicht sehen, dafür aber umso deutlicher hören. Die Schreie der Affen begleiten uns beim Waschen und Zähneputzen sowie beim Einschlafen.


Montag, 3. Oktober 2011

Tag 2: Mandara Huts > Horombo Huts (15 km)

Wanderung zu den Homboro Huts

Gegen 6 Uhr stehe ich auf und mache mich abreisebereit. Die Sachen werden verstaut und die Thermoskannen mit abgekochtem Wasser aufgefüllt. Frühstück gibt es um 7:30 Uhr. Das Frühstück fällt sehr üppig aus und bildet eine solide Basis für den heutigen Tag.

 

Gegen 8:30 Uhr machen Victor und ich uns auf den Weg. Kelvin wird später zu uns stoßen. Wir lassen den Regenwald hinter uns und wandern fortan durch Heide und Moorland. Die Bäume werden zunehmend weniger und kleiner. Erste Lobelien und Senecien säumen den Weg.

 

Der Boden ist noch etwas feucht vom Regen in der letzten Nacht. Das Wetter aber ist am heutigen Tag einfach fantastisch. Zum ersten Mal bekomme ich den Gipfel des Kilimanjaro zu sehen.

 

Unser Ziel erscheint noch mir noch sehr fern. Wie werde ich mich wohl auf dem Gipfel fühlen? Werde ich den Gipfel überhaupt erreichen? Ich versuche, diese Gedanken beiseite zu schieben und den heutigen Tag einfach zu genießen.

 

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie entspannend Wandern auf mich wirkt. Bereits nach dem ersten Tag scheinen alle Sorgen vergessen sowie Körper und Seele vom alltäglichen Ballast befreit zu sein. Ich fühle mich frei und bin einfach überglücklich.

 

Unterwegs überholen uns einige Träger, noch viel mehr kommen uns entgegen und grüßen uns mit einem freundlichen "Jambo" oder "Mambo".

 

Gegen Mittag habe ich einen kleinen Durchhänger. Ich habe bereits großen Hunger, doch der Rastplatz ist noch nicht erreicht. Das zehrt an meinen Kräften. Außerdem machen sich leichte Kopfschmerzen bemerkbar. Ist das etwa schon das erste Anzeichen einer Höhenkrankheit?

 

Bei der ausgiebigen Mittagspause komme ich wieder zu kräften. Gegen 14 Uhr erreichen wir bereits die Horombo Hütten. Die Hütte teile ich mir wieder mit Lora und Justin aus Kanada. Als neuen Gast begrüßen wir Paul aus Australien, der am heutigen Tag bereits auf dem Gipfel war. Wir hören gespannt zu, was Paul zu berichten hat.

Tagesausklang

Am Nachmittag lerne ich bei Tee und Popcorn drei Amerikaner kennen, die nur für die Besteigung des Kilimanjaro nach Tansania gekommen sind. "Vollgepumpt" mit Diamox®, einem Medikament, welches einer Höhenkrankeit vorbeugen soll, haben sie die Tour innerhalb von vier Tagen absolviert. Sie wundern sich, dass ich die Besteigung ohne Medikamente angehe, und wünschen mir viel Glück.

 

Uns gegenüber sitzt ein Schüler aus der Schweiz, der aus gesundheitlichen Gründen die Besteigung abbrechen musste. Er bekam mit zunehmender Höhe Schwierigkeiten mit der Orientierung. Hinzu kam noch Nasenbluten, dass aufgrund des geringen Sauerstoffgehalts in der Luft nicht aufhören wollte.

 

Innerhalb von einer halben Stunde habe ich zwei Extreme kennen gelernt. Wie nah doch Freud und Leid beieinander liegen können...

 

Den Rest des Tages verbringe ich damit, den Trubel auf den Horombo Hütten und das Wolkenspiel zu beobachten. Außerdem vertreibe ich mir die Zeit mit dem Lesen eines Buches.

 

Beim Abendessen ist die Stimmung im Gemeinschaftssaal prächtig. Einige Guides stimmen traditionelle Lieder an, die zum Mitmachen animieren.

 

Bevor ich zu Bett gehe, genieße ich noch einmal die Aussicht auf das beleuchtete Moshi und den Sternenhimmel.


Dienstag, 4. Oktober 2011

Tag 3: Akklimatisierungstag

Wanderung zu den Zebra Rocks

Der heutige Tag dient der Anpassung an die Höhe. Gegen 9:15 Uhr brechen wir zu den Zebra Rocks auf.

 

Die Zebra Rocks liegen auf einer Höhe von etwa 4.150 m und sind in etwa einer Stunde über die Upper Route zu erreichen .

 

Die hellen und dunklen Streifen sind durch Sinterungen entstanden und geben den Zebra Rocks ihren Namen. Wir klettern links an den Zebra Rocks vorbei den Berg hinauf und nehmen die Lower Route zurück zu den Horombo Huts.

Tagesausklang

Den Rest des Tages nutze ich zur Erholung und lasse es mir gut gehen. Ich habe immer noch leichte Kopfschmerzen und vermute, dass diese Resultat der körperlichen Anstrengungen der vergangenen Tage sind.

 

Daher füge ich meinem Trinkwasser eine Elektrolyt-Mischung (Glukose, Salz) zu, was tatsächlich im Laufe des Tages zu einer Verbesserung führt.

 

Die Hütte teile ich mir heute Nacht mit drei Schweizern. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sie sich durch mich etwas gestört fühlen. Ein Atmosphäre, wie an den beiden Tagen zuvor, will nicht so richtig aufkommen.


Mittwoch, 5. Oktober 2011

Tag 4: Horombo Huts > Kibo Huts (15 km)

Wanderung zu den Kibo Huts

Gegen 8:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zu den Kibo Huts, die wir gegen 13:30 Uhr erreichen werden. Das Wetter ist herrlich und meine Kopfschmerzen sind weg.

 

Auf dem Kibo Sattel bieten sich die ersten Panoramaaufnahmen von Kibo und Mawenzi an. Die Träger mit ihren Lasten auf dem Kopf bilden herrliche Motive. Beim Anblick der Karawane von Trägern wird mir erst richtig bewusst, welcher Aufwand betrieben wird, um den Reisenden üppige und abwechslungsreiche Mahlzeiten auf den Hütten zu bescheren.

 

Ab dem Kibo Sattel ändert sich die Vegetation schlagartig. Wir wandern nun durch eine alpine Wüste. Die Büsche werden mit zunehmender Höhe immer kleiner. Letztendlich bleiben nur noch vereinzelte Gräser übrig.

 

Unterwegs treffe ich auf Justin, der heute seinen Gipfeltag hatte und auf dem Weg zu den Horombo Huts ist. Er berichtet mir, dass er erfolgreich war. Lora hingegen hätte die Höhe nicht gut vertragen und hätte ihn daher auf den Gipfel nicht begleiten können.

 

Im Laufe des Vormittags zieht der Himmel zu und es wird windiger. Die Mittagspause machen wir im Schutz von einigen Felsen. Kurz darauf startet der Nieselregen, der mit steigender Höhe in Graupel und Schnee übergeht.

 

Als wir die Kibo Huts erreichen ist vom Kibo nicht mehr viel zu sehen. So bleibt mir der Anblick des bevorstehenden enormen Anstieges erspart.

Tagesausklang

Da sich die Temperaturen nun unterhalb des Gefrierpunktes befinden, wechsle ich auf Winterkleidung um. Nach ein paar heißen Tees und Popcorn ist mir wieder wohlig warm.

 

Die Kibo Huts haben an sich nicht viel zu bieten. Es handelt sich um ungemütliche Steinbauten, in denen sich bis zu 15 Personen einen Schlafraum teilen. Zum Teil wird in diesen Räumen auch gegessen.

 

Alle gehen heute sehr früh ins Bett, denn die Nacht wird bereits um 23:30 Uhr zu Ende sein. Ich habe mich dazu entschieden, mit meiner gesamten Kleidung zu schlafen, so dass ich meinen Schlafsack nur als Decke benutze. Wider Erwarten schlafe ich auf 4.700 m Höhe erstaunlich gut.


Donnerstag, 6. Oktober 2011

Tag 5: Kibo Huts > Uhuru Peak > Horombo Huts (29 km)

Wanderung zum Uhuru Peak

Mitten in der Tiefschlafphase werde ich geweckt. Schlaftrunken packe ich meine Sachen zusammen. Nach einem kleinen Frühstück brechen wir gegen 0 Uhr auf, damit wir den herrlichen Sonnenaufgang auf dem Gipfel miterleben können. Einige Gruppen sind bereits schon auf dem Weg zum Gipfel. Die Lichter ihrer Stirnlampen sind in der Ferne zu erkennen.

 

Die Nacht ist klar. Es ist kalt und es weht ein eisiger Wind. Ausgerüstet mit einer Stirnlampe geht es in den nächsten Stunden in Serpentinen, die sich verengen, je weiter wir aufsteigen, steil den Berg hinauf. Mit dem bisherigen Bergwandern ist es nun vorbei.

 

Mein Guide Kelvin bekommt zunehmend stärkere Kopfschmerzen. An der Hans Meyer Höhle (5237 m) teilt er mir mit, dass er die Besteigung abbrechen muss. Er macht mir Mut, dass ich die Besteigung mit Victor erfolgreich beenden werde.

 

Mit geht es zu diesem Zeitpunkt noch gut. Der Sauerstoffmangel und das Bergsteigen zehren aber an meinen Kräften. Ab etwa 5.400 m bekomme ich leichte Gleichgewichtsstörungen. Wir legen eine kurze Pause ein und verlangsamen den Anstieg, damit mein Körper etwas mehr Zeit bekommt, um sich an die Höhe anzupassen.

 

Der Aufstieg scheint kein Ende zu nehmen. Aufgrund der Dunkelheit ist der Gipfel nicht sichtbar. Da meine Uhr den Geist aufgegeben hat, habe ich auch kein Gefühl dafür, wie lange wir bereits unterwegs sind.

 

Der Marsch kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Doch im Laufe der Stunden hören wir immer öfter Jubelschreie, die uns signalisieren, dass Gillman's Point nicht mehr weit sein kann.

 

Gegen 5 Uhr erreichen wir Gillman's Point auf 5.681 m Höhe. Es ist noch dunkel. Meine Gleichgewichtsstörungen haben sich etwas verbessert.

 

Wir machen eine kurze Rast. Ich bin so erschöpft, dass ich beim Schließen der Augen auf der Stelle einschlafen könnte. Victor hingegen scheint es super zu gehen.

 

Ich spiele mit dem Gedanken, aufgrund der starken Erschöpfung umzukehren, doch Victor motiviert mich, weiterzugehen. Aufgrund meiner Erschöpfung benötige für den restlichen Weg verhältnismäßig lange, da wir unterwegs viele kleine Pausen einlegen. So erschöpft habe ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt.

 

Gegen 6 Uhr erreichen wir Stelle Point (5.730 m). Die Sonne ist bereits aufgegangen. Leider gelingen mir nur wenige Fotos vom Sonnenaufgang. Auf dem weiteren Weg zum Gipfel ergeben sich herrliche Ausblicke auf die Gletscher und in den Krater des Kibo.

 

Gegen 7.30 Uhr erreichen wir Uhuru Peak, den höchsten Punkt des Kilimanjaro Bergmassivs. Aufgrund meines körperlichen Zustandes kann ich diesen Augenblick nicht richtig genießen. Seit Monaten habe ich von diesem Moment und von den Gefühlen, die mich begleiten werden, geträumt. Doch mir fehlt ganz einfach die Kraft, überhaupt etwas zu empfinden.

Es herrscht reger Andrang am Gipfelschild. Victor macht einige Fotos von mir. Dann machen wir uns auf den Rückweg. Den meisten Menschen,  denen wir begegnen, geht es ziemlich gut. Aber es gibt auch einige, die wie ich mit der Höhe zu kämpfen haben. 

 

Mit jedem Meter, den wir absteigen, bessert sich mein Zustand. Der Lavasand ist nicht mehr gefroren und wir sinken tief mit unseren Schuhen ein. Da nun helllichter Tag ist, sehe ich zum ersten Mal den steilen Anstieg, den wir heute Nacht bewältigt haben, im großen Ganzen.

 

Gegen 10:30 Uhr erreichen wir die Kibo Huts. Ich schildere Kelvin meine Erlebnisse und bedanke mich bei Victor, dass er mich auf den Gipfel "getrieben" hat.

 

Nach dem Mittagessen und einer Stunde Schlaf fühle ich mich wieder topp fit. Es ist schon erstaunlich, welchen Einfluss die Höhe und der damit verbundene Sauerstoffmangel auf den Körper haben und wie schnell sich der Zustand wieder verbessert, sobald der Sauerstoffgehalt wieder zunimmt.

Wanderung zu den Homboro Huts

Beim Abstieg bietet sich uns ein besonderes Naturschauspiel. Vor dem Mawenzi zieht von links eine massive Wolkenfront heran, die plötzlich stoppt, um dann senkrecht nach oben zu steigen.

 

Da meine Gipfelbesteigung aufgrund der vielen Pausen länger gedauert hat und heute mehr Leute am Berg unterwegs sind, sind die kleinen Holzhütten bereits vollständig belegt, als wir die Horombo Huts erreichen, so dass ich in einem großen Schlafsaal über den Gemeinschaftsräumen schlafen muss. Ich lege mich einige Stunden hin, um mich von den Strapazen des heutigen Tages zu erholen und um die Erlebnisse zu verarbeiten.

Tagesausklang

Die Stimmung am Abend ist wieder prächtig. Diesmal kann auch ich von meinen Erlebnissen auf dem Gipfel berichten. Dabei stelle ich fest, dass mir der heutige Tag immer noch wie ein Traum vorkommt.

 

Ich genieße noch einmal den Ausblick auf das nächtliche Moshi und gehe früh zu Bett.


Freitag, 7. Oktober 2011

Tag 6: Horombo Huts > Marangu Gate (23 km)

Wanderung zum Marangu Gate

Zum letzen Mal genieße ich den Sonnenaufgang am Kilimanjaro.

 

Bevor wir starten, bedanke ich mich bei meinem sechsköpfigen Team, ohne das meine Besteigung nicht erfolgreich gewesen wäre. Nach dem Gruppenfoto verteile ich das Trinkgeld an die einzelnen Teammitglieder.

 

Gegen 10 Uhr erreichen wir die Mandara Huts, wo wir eine Mittagspause einlegen. Ich treffe auf Keith, der die Besteigung ohne körperliche Beschwerden überstanden hat.

 

Halb zwölf erreichen wir das Parkgate, wo ich mein Zertifikat über die erfolgreiche Besteigung des Kilimanjaro erhalte. Anschließend fahren wir zurück nach Moshi.

Tansania - Kilimanjaro - Marangu Route - Gruppenfoto

Tagesausklang

Nach einer ausgiebigen Dusche im Hotel in Moshi zeigen Kelvin und Victor mir Moshi und ihre Wohnung.

 

Am Abend sehe ich zum ersten Mal den Kilimanjaro von Moshi aus. Leider habe ich keinen Fotoapparat dabei, um diesen unglaublichen und majestätischen Anblick festzuhalten.

 

Wir lassen den Tag bei einem Essen in einem indischen Restaurant ausklingen und verabschieden uns in Freundschaft. Im Laufe der Tage sind mir Kelvin und Victor richtig ans Herz gewachsen. Sie haben mir einen tiefen Einblick in das Leben in Tansania gewährt und damit meine Reise sehr bereichert.

 

Damit ist das Abenteuer Kilimanjaro vorbei. Damit ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen. Irgendwie habe ich es aber immer noch nicht richtig realisiert, dass ich auf dem höchsten Punkt Afrikas gestanden habe.


Epilog

Alles in allem war die Besteigung des Kilimanjaro eine tolle (Grenz-)Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Es war ein großartiges Erlebnis, durch verschiedene Vegetationszonen zu wandern und die atemberaubenden Weitblicke zu genießen. Auch das Treffen von vielen Menschen aus allen Herren Ländern hat für mich den besonderen Reiz der Besteigung ausgemacht.

 

Zum Abschluss möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass man die Gefahren der Höhe und des damit verbundenen Sauerstoffmangels nicht unterschätzen sollte. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man auf seinen Körper hört und offen mit den Guides über sein körperliches Befinden spricht.

 

Klar, jeder möchte natürlich den Gipfel erreichen. Dabei sollten jedoch keine unnötigen gesundheitlichen Risiken eingegangen werden. Im Nachhinein denke ich, dass ich die Besteigung hätte vielleicht abbrechen sollen. Denn mein Zustand war doch schon etwas grenzwertig.

 

Denen, die die Besteigung noch vor sich haben, wünsche ich alles Gute und viel Erfolg!

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