Letzte Aktualisierung: 24.08.2012

MOTORRADREISE - IRLAND (2012) - Reisetagebuch - Tag 6 bis 10

Mittwoch, 6. Juni 2012

Tag 6: Cork - Baltimore (184 km)

Old Head

In der Nähe von Old Head
In der Nähe von Old Head

Ohne Full Irish Breakfast, sondern nur mit ein paar Scheiben Toast im Magen, breche ich gegen halb zehn auf. Die Aussicht auf schönes Wetter und die Tatsache, dass ich heute auf die Küste stoßen werde, stimmen mich dennoch froh.

 

Kurz nach dem ich losfahre, gibt es eine Verwirrung. Das Navi und ich suchen noch nach Orientierung. In einer schmalen Straße wundere ich mich, warum ein entgegenkommendes Auto auf der rechten Seite auf mich wartet. Dann macht es Klick: Ich fahre auf der falschen Straßenseite!

In der Nähe von Old Head
In der Nähe von Old Head

Ursprünglich hatte ich vor, in Kinsale das Desmond Castle und das Charles Fort zu besichtigen. Aufgrund des schönen Wetters lasse ich dies jedoch bleiben. Da für den morgigen Tag heftige Regenfälle mit "Local Flooding" vorhergesagt werden, möchte ich so viele Kilometer wie möglich bei schönem Wetter sammeln.

 

So fahre ich direkt weiter zum Old Head, einer Landzunge, die ins Meer ragt. Leider war mir nicht bewusst, dass Old Head heute ein Golfplatz ist. Der nette Herr am Eingang teilt mir freundlich mit, dass er mich mit meiner Motorradbekleidung nicht auf das Gelände lassen kann, und wünscht mir eine gute Weiterfahrt.

Seven Head

Blick auf Unionhall
Blick auf Unionhall - Glandore

Über Timoleague und Courtmacsherry fahre ich weiter Richtung Seven Head. Da die Landzunge nicht ausgeschildert ist, versuche ich auf eigene Faust, den Weg zu finden. Schlussendlich lande ich jedoch auf einem Bauernhof, von dem aus drei matschige Wege wegführen. Da das Wetter auch wieder schlechter zu werden scheint, entschließe ich mich umzukehren.

Blick auf Glandore
Blick auf Glandore - Unionhall

Über Clonakilty und die Fischerdörfer Glandore, Unionhall und Castletownshend geht es weiter Richtung Westen. Aufgrund von Regen übersehe ich die Abfahrt zum Drombeg Stone Circle hinter Rosscarbery. Da ich den "Fehler" jedoch erst nach vielen Kilometern bemerke, verzichte ich auf eine Umkehr.

Sandy Cove Beach und Toe Head

Sandy Cove Beach
Sandy Cove Beach

Hinter Castletownshend weist ein Schild Richtung Toe Head. Spontan entscheide ich mich dazu, noch einmal mein Glück zu versuchen.

 

Doch vorher mache ich noch einen ungeplanten Abstecher zum Sandy Cove Beach, der mich bei fantastischem Wetter mit tollen Ausblicken auf's Meer belohnt.

Toe Head
Toe Head

Bisher war mir noch nicht bewusst, welche Art von Straßen und Wegen ich in Irland suche. Doch nach den schmalen, kurvigen und hügeligen Wegen entlang der Küste von Toe Head scheint mir alles klar zu sein. Ich nehme mir vor, auf meiner Reise noch mehr solcher Straßen unter die Räder zu nehmen.

Toe Head
Toe Head

Einmal bin ich kurz davor umzukehren, da ich denke, es ginge nicht mehr weiter. Doch der Weg führt mitten durch ein Grundstück zwischen Haus und Garage weiter.

 

Ich hoffe, dass mir bloß kein Auto entgegenkommt. Denn Platz, um aneinander vorbeizufahren oder um Platz zu machen, ist nicht vorhanden. Doch es ist weit und breit kein Mensch in Sicht.

Baltimore

Baltimore
Küste von Baltimore

Am frühen Nachmittag erreiche ich das kleine Dorf Baltimore. Ich schaue mir den Hafen und den Baltimore Beacon, ein säulenartiges Leuchtfeuer, an und genieße die Aussicht auf den Ozean.

 

Da aus Richtung Westen die ersten Wolken aufziehen, die laut Wetterbericht viel Regen bringen sollen, entscheide ich mich, zwei Nächte in Baltimore zu verbringen.

Beacon - Baltimore
Beacon - Baltimore

Als Unterkunft wähle ich Rolf's Country House, einen ehemaligen Bauernhof, der von deutschen Auswanderern aus dem Schwarzwald zu einem Hotel mit exquisitem Restaurant umgebaut worden ist.

 

Als der Inhaber mich fragt, wo ich am Vortag übernachtet hätte, muss ich ziemlich lange überlegen. Das sind die richtigen Urlaube, wenn man an einem Tag so viel erlebt hat, dass man nicht mehr weiß, was man am Vortag gemacht hat! Oder werde ich einfach nur vergesslich?

 

Am Abend mache ich einen Spaziergang durch Baltimore und genieße auf der Terrasse vor dem Waterfront Hotel eine Pizza und den Ausblick auf den Hafen. Das Wetter hält sich doch besser als erwartet. Hätte ich doch weiterfahren sollen?


Donnerstag, 7. Juni 2012

Tag 7: Baltimore (0 km)

Am morgen mache ich trotz Dauerregen einen Spaziergang zum Hafen. Ich erkundige mich nach einer Bootstour nach Clear Island. Aufgrund der Wettervorhersage kann jedoch eine Rückfahrt nach Baltimore nicht garantiert werden.  

 

Daher entscheide ich mich für eine Besichtigung der Burg Dún na Séad. In der Ausstellung über Piraten erfahre ich, dass Baltimore 1631 von korsarischen Piraten überfallen worden ist und über 100 Einwohner in die Sklaverei nach Afrika verschleppt worden sind. Die Familien wurden getrennt. Keiner hat es jemals wieder zurück nach Irland geschafft.

 

In der Ausstellung wird mir auf einmal schwindelig, so dass ich mich hinsetzen muss. Den Nachmittag verbringe ich dann im Bett. Ich fühle mich schlapp und kraftlos. Die vergangenen Tage scheinen nun ihren Tribut zu zollen.

 

Am Abend geht es mir wieder besser und ich gönne mir ein vorzügliches 3-Gänge-Menü in Rolf's Country House. Da es aufgehört hat zu regnen, mache ich noch einen kurzen Spaziergang, bevor ich zu Bett gehe.


Freitag, 8. Juni 2012

Tag 3: Baltimore - Allihies (290 km)

Am Morgen fühle ich mich wieder topfit. Es ist sonnig, leicht bewölkt und windig. Es scheint ein guter Tag zu werden.

 

Vor dem dem Frühstück pflege ich die Kette meiner KTM. Denn nach einem Tag Dauerregen sind leichte Roststellen erkennbar.

Mizen Head Peninsula und Sheep's Head Peninsula

Brow Head
Brow Head

Über Skibbereen erreiche ich Ballydehob, das Tor zum Mizen Head. Weiter geht es durch die hügelige Landschaft über Skull und Goleen nach Crookhaven, einem beschaulichen, kleinen Dorf.

 

Auf der Weiterfahrt zur Mizen Head Signal Station mache ich einen Abstecher zum Brow Head, dem südlichsten Punkt auf dem irischen Festland.

 

Bei gutem Wetter ist in der Ferne der berühmte Fastnet Leuchtturm gut zu erkennen. Da es sehr diesig ist, erkenne ich nur die groben Umrisse.

Mizen Head
Mizen Head

Immer schmalere Straßen führen zur Mizen Head Signal Station, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Highlight war für mich die Überquerung der Bogenbrücke, die sich an den Klippen über einen weitläufigen Golf spannt und fantastische Ausblicke bietet. Am südwestlichsten Zipfel muss ich mich am Geländer festhalten, um nicht vom starken Wind umgepustet zu werden.

 

Spätestens zu diesem Zeitpunkt bin ich mit meiner Entscheidung, einen Ruhetag einzulegen, zufrieden. Denn bei Dauerregen und schlechter Sicht hätte Mizen Head sicherlich keinen Spaß gemacht.

Mizen Head
Mizen Head

Die Landschaft auf der Nordseite der Halbinsel soll weniger dramatisch sein. Dafür sollen jedoch die Straßen schmal und die Ausblicke auf die Sheep's Head Peninsula herrlich sein.

 

Auf der Suche nach der Straße Richtung Norden (ohne Navigationsgerät) nehme ich scheinbar die falsche Abbiegung. Ich rolle langsam einen Hügel mit einem tollen Blick auf's Meer hinunter. Die Straße vor mir sieht wie eine Sackgasse aus. Ich schaue auf mein Navi und ...

 

...da ist es passiert. Ich befinde mich in einer Spurrille, die direkt in den Straßengraben führt. Obwohl ich langsam unterwegs bin, lässt sich der Ausflug in den Straßengraben nicht mehr vermeiden. Also lasse ich es geschehen und hoffe, dass alles gut gehen wird.

Mizen Head
Mizen Head

Der Straßengraben ist glücklicherweise so schmal und tief, dass es zu keinem Umfaller kommt. Das Motorrad bleibt ruckartig stehen, so dass ich meine KTM nach links vorn überhole.

 

Mir tut der rechte Arm höllisch weh, aber ansonsten geht es mir gut. Das Vorderrad schaffe ich allein aus dem Straßengraben zu heben. Doch das Hinterrad ist zu schwer.

 

Der Versuch, mit Motorkraft das Motorrad zu befreien, scheitert ebenfalls. Ich will mich gerade daran machen, das Gepäck vollständig abzubauen, da hält plötzlich ein Ire an und bietet mir seine Hilfe an. Gemeinsam schaffen wir es. Was für ein Glück ich doch hab!

 

Ich inspiziere meine KTM, klappe Schalthebel und Fußbremshebel zurück, entferne den Schmutz von der Bremsanlage und befestige den Spiegel in der ursprünglichen Position. Ansonsten scheint mit meinem Motorrad, das nun wie nach einem ordentlichem Offroad-Einsatz aussieht, alles in Ordnung zu sein. Mein Arm tut auch nicht mehr ganz so weh.

 

Wie sich herausstellt, ist die Straße tatsächlich eine Sackgasse und führt zu einer Farm. Umso mehr weiß ich die unerwartete Hilfe zu schätzen.

Sheep's Head Peninsula
Sheep's Head Peninsula

Die Nordseite der Halbinsel erfüllt ihre Versprechen. Bevor ich Sheep's Head Peninsula unter die Räder nehme, muss ich einen Umweg in Richtung Bantry zur nächsten Tankstelle in Kauf nehmen, denn es ist unwahrscheinlich, auf meiner Route auf eine Tankstelle zu treffen.

 

Sheep's Head Peninsula bietet tolle, einsame Küstenstraßen mit schönen Aussichten auf die Halbinseln Mizen Head und Beara. Was will man mehr?

Beara Peninsula

Ring of Beara
Ring of Beara

Die Straßen des südlichen Ring of Beara gleichen einem Highway, so dass ich schnell Kilometer sammeln kann. Nichtsdestotrotz sind die Aussichten auf den Atlantik und die Berge wunderschön.

 

An der Südseite, entlang der Bantry Bay, liegen interessante Fischerdörfer aufgereiht in einer hübschen Landschaft.

Steinkreis von Derreenataggart
Steinkreis von Derreenataggart

In Castletownsbere mache ich einen Abstecher ins Hinterland, um den Steinkreis von Derreenataggart und ein Ringfort zu besichtigen.

 

Solche historischen Stätten gibt es in Irland sehr viele. Davon sind viele weniger bekannt und frei zugänglich. Es lohnt sich also, seine Augen offen zu halten.

Ring of Beara - Dursey Island
Ring of Beara - Dursey Island

Am Ende der Peninsula erreiche ich Irlands einzige Seilbahn, mit der man nach Dursey Island übersetzen kann. Leider findet in der nächsten Stunde keine Fahrt mit dem Cable Car statt, so dass ich nach einer kurzen Rast weiterfahre.

 

Gegen 18.30 Uhr erreiche ich Allihies, wo ich im Sea View B&B ein Zimmer bekomme. Mein Motorrad kann ich in einer Lagerhalle abstellen.

Ring of Beara - Allihies
Ring of Beara - Allihies

Am späten Abend erlebe ich die erste Trad Session im O'Neills Pub. Nach dem EM-Fußballspiel legen sechs Musiker (1 Gitarre, 1 Akkordeon, 4 Fiddles) mit instrumentalen Stücken los.

 

Die Stimmung ist ausgelassen, das Publikum gemischt. Von jung bis alt ist alles vertreten. Einheimische und Touristen.


Samstag, 9. Juni 2012

Tag 9: Allihies - Caherciveen (273 km)

Beara Peninsula

Ring of Beara
Ring of Beara

Frisch gestärkt, dem Full Irish Breakfast sei Dank, fahre ich gegen 9 Uhr los. Direkt hinter Allihies beginnt der für mich schönste Teil des Ring of Beara.

 

Die teilweise einspurige Straße schlängelt sich um die Felsvorsprünge der zerklüfteten und verwitterten Küste. Felsbrocken übersäte Hänge säumen den Weg.

Healy Pass
Healy Pass

Von Lauragh führt eine Serpentinenstraße über den Healy Pass nach Adrigole, ein Abstecher, den es sich lohnt in Kauf zu nehmen. Der Blick auf die felsige Landschaft fernab der Küste ist einfach atemberaubend. 

 

Da es noch früh am Morgen ist, habe ich die Straße für mich allein. Erst auf dem Rückweg nach Lauragh kommen mir die ersten Autos entgegen.

Killarney Nationalpark und Umgebung

Torc Wasserfall
Torc Wasserfall

Weiter geht es durch den wunderschönen Killarney Nationalpark. Ladies View, Upper Lake und der Torc Waterfall laden zum Verweilen ein.

 

Eigentlich hatte ich vor, Muckross House und Ross Castle zu besichtigen. Doch das Wetter ist einfach zu schön, so dass ich durch Killarney weiter zum Gap of Dunloe fahre.

 

In und um Killarney ist die Pferdedichte sehr hoch. Touristen können den Killarney Nationalpark und den Gap of Dunloe mit einer Kutsche erkunden.

Gap of Dunloe
Gap of Dunloe

Auf dem Weg zum Gap of Dunloe stehen einige Pferde unbeaufsichtigt links am Wegesrand. Der Besitzer hält auf der anderen Straßenseite ein Schwätzchen. Als er mich sieht, rennt er aus Angst um seine Pferde fast vor ein direkt vor mir fahrendes Auto.

 

Auch kurz vor mir setzt er noch einmal zum Spurt an, überlegt es sich dann aber doch wieder anders  Dabei gebe ich mir solche Mühe und rolle mit gezogener Kupplung an den Pferden vorbei. Viel leiser geht es nun wirklich nicht.

 

Die zerklüftete, wunderschöne Landschaft des Gap of Dunloe zieht mich in Ihren Bann. Was für ein Tag! Ein Highlight nach dem anderen.

Gap of Dunloe
Gap of Dunloe

Ab und an halte ich an und stelle die KTM aus, um entgegenkommende Kutschen vorbeifahren zu lassen. Auf schmalen, winkligen Straßen geht es zurück zum Moll's Gap. Dabei erlebe ich zum ersten Mal, was passiert, wenn sich zwei Autos auf diesen schmalen Straßen begegnen. Letztendlich geben die Touristen aus Österreich nach und fahren über 50 m zurück, um den entgegenkommenden PKW vorbei zu lassen.

 

Als ich auf dem Moll's Gap eine Rast einlege, hält eine Harley Davidson an. Der Fahrer begrüßt mich mit den Worten "Alles klar?". Wie sich herausstellt, wohnt der Ire ganz in der Nähe. Wir unterhalten uns über unsere Motorräder und ich bekomme noch einige Tipps zu wunderschönen Routen, wovon ich jedoch bereits einige befahren habe. Der Ring of Kerry und Connemara liegen jedoch noch vor mir.

Ring of Kerry

Ring of Kerry - Coomakesta Pass
Ring of Kerry - Coomakesta Pass

Der Ring of Kerry ist Irlands zweite große Rundstraße (Nummer eins ist Dingle, Nummer drei Beara). Die 179 km lange Straße schlängelt sich vorbei an herrlichen Stränden, dem von Inseln übersäten Atlantik, mittelalterlichen Ruinen, Bergen und Seen. Vor allem der Abschnitt zwischen Caherdaniel und Waterville über den Coomakesta Pass ist sehr reizvoll.

Staigue Stone Fort
Staigue Stone Fort

Auf dem Weg dort hin mache ich noch einen kurzen Abstecher zum Staigue Stone Fort in der Nähe von Castlecove. Die runde, bis zu 6 m hohe und 4 m dicke Steinmauer der Ringfestung lässt Irlands späte Eisenzeit wieder lebendig werden. Außerdem bietet die Ringfestung einen imposanten Blick auf den Atlantik und die Beara Peninsula.

Skellig Ring

Skellig Ring
Skellig Ring

Hinter Waterville zweigt der Skellig Ring ab, der mit engen Straßen in einer einsamen Landschaft aufwartet, die angenehmerweise nicht von Reisebussen befahren werden dürfen.

 

Reisebusse umrunden den Ring of Kerry normalerweise gegen den Uhrzeigersinn, so dass es sich empfiehlt, den Ring andersrum zu befahren. Doch in engen, nicht einsehbaren Kurven sollte immer mit entgegenkommen Bussen gerechnet werden.

Caherciveen

Als Ort zum Übernachten habe ich mir Caherciveen ausgesucht. Hier gestaltet sich die Suche nach einem B&B jedoch etwas schwierig. Einige "No Vacancies" Schilder säumen den Weg. In einem Pub mit B&B werde ich abgewiesen, da die wenigen Zimmer nicht an Einzelpersonen vergeben werden. 

 

Am Ortsrand werde ich dann schließlich fündig. Im Cúl Draiochta bekomme ich ein Familienzimmer ohne Aufpreis zugewiesen und werde mit einem heißen Tee und Keksen willkommen geheißen.

 

Anschließend inspiziere ich mein Motorrad und stelle dabei erste poröse Stellen am Vorderreifen fest. Erst 2291 km liegen hinter mir und mindestens 3000 km noch vor mir. Ob der Reifen wohl durchhalten wird?

 

Nach der obligatorischen Dusche schaue ich mir in der Bar eines Hotels  das EM-Spiel Deutschland gegen Portugal (1:0) an und genehmige mir dabei ein paar Guinness.

 

Für's Protokoll: Heute war der erste Tag, an dem ich keinen einzigen Regentropfen abbekommen habe!


Sonntag, 10. Juni 2012

Tag 10: Caherciveen - Kilrush (319 km)

Caherciveen

Am Morgen werde ich mit einem sehr guten Full Irish Breakfast verwöhnt und bekomme noch einige Tipps für meine Weiterreise. Für den wundervollen Service möchte ich bei der Inhaberin mit einem kleinen Trinkgeld bedanken. Doch sie nimmt es nicht an, bittet mich aber, auf TripAdvisor eine Bewertung abzugeben.

Ring of Kerry

Lough Caragh
Lough Caragh

Bevor ich den "Highway" des Ring of Kerry verlasse, entscheide ich mich spontan dazu, noch den Lough Caragh zu umrunden, da die Karte enge, kurvige Straßen verspricht.

 

Während ich auf einem kurzen, geraden Stück fahre, scheppert es auf einmal gewaltig. Da keine Menschenseele weit und breit zu sehen ist, kann es nur von mir gekommen sein. Ich halte an und kontrolliere, ob ich auch nichts verloren habe.

 

Es scheint noch alles da zu sein. Sicherheitshalber fahre ich zurück und finde zwei ganze Scherben auf der Straße. Sollen diese etwa beim Überfahren solch einen Lärm verursacht haben? Da der Luftdruck der Reifen noch in Ordnung zu sein scheint, fahre ich weiter.

Dingle Peninsula

Defekter Frontscheinwerfer
Defekter Frontscheinwerfer

In Inch auf der Dingle Peninsula lege ich eine kurze Pause am Strand ein. Als ich zurück zum Motorrad gehe, sticht mir der Frontscheinwerfer ins Auge. Besser gesagt, dass Loch in dem Frontscheinwerfer.

 

Nun ist mir alles klar. Die Scheibe des Frontscheinwerfers ist kaputt und die herunterfallenden Scherben haben den Lärm am Lough Caragh verursacht. Dass ich nicht auf die Idee gekommen bin, meinen Scheinwerfer zu kontrollieren, ärgert mich etwas. Schließlich hatte ich doch schon vor einigen Tagen leichte Risse festgestellt.

"Reparierter" Frontscheinwerfer
"Reparierter" Frontscheinwerfer

An einer Tankstelle kurz vor Dingle halte ich an, um den Frontscheinwerfer zu reparieren. Ich kaufe Sekundenkleber und ein Sandwich, aus dessen Plasteverpackung ich mit meinem Multitool ein rechteckiges Stück herausschneide.

 

Da mittlerweile eine streunende Katze ein Auge auf mein Sandwich geworfen hat, entschließe ich mich dazu, erst das Sandwich zu essen und dann mit der Reparatur zu beginnen. Ich fixiere mit dem Kleber zunächst die noch vorhandenen Stücke des Scheinwerfers. Das Loch überklebe ich anschließend mit dem ausgeschnittenen Verpackungsstück. Ich bin gespannt, wie lange das halten wird.

Slea Head Drive

Slea Head Drive
Slea Head Drive

Das Highlight auf der Dingle Peninsula ist für mich der Slea Head Drive, der einen mit wunderschönen Ausblicken auf die Dingle Bay und fantastischen Stränden belohnt.

 

Außerdem gibt es zahlreiche historische Stätten anzuschauen, wie zum Beispiel die Beehive Huts. Bienenkorbhütte ist die Bezeichnung für Kraggewölbebauten aus Trockenmauerwerk. Diese Art von Hütten wurden in der Eisenzeit und in der frühchristlichen Zeit errichtet.

Slea Head Drive
Slea Head Drive

Bei den zahlreichen Fotostopps lerne ich einen älteren Amerikaner kennen, der mit einem Fahrrad allein durch Irland reist. Er scheint ziemlich flott unterwegs zu sein. Ich würde mit dem Fahrrad bei Anstiegen maximal Schrittgeschwindigkeit erreichen, da ich das Fahrrad wohl hochschieben würde. Aber ihm scheint das überhaupt nichts auszumachen.

Slea Head Drive
Slea Head Drive

Er selbst fährt eine 400er KTM und interessiert sich sehr für meine KTM. An einem Fotostopp fragt er mich, ob er ein Foto von mir machen soll. Ich habe noch meinen Helm auf und antworte mit "Why not". Ich schaue mich kurz um, ob der Platz zum Abstellen des Motorrads geeignet ist, doch da ist er schon wieder mit dem Fahrrad unterwegs. Er scheint mich wohl missverstanden zu haben.

 

Ich hoffe, ihn beim nächsten Fotostopp noch einmal zu sehen, um das Missverständnis aufklären zu können. Aber leider treffe ich ihn nicht mehr. Vermutlich ist er irgendwo zum Essen eingekehrt. 

Riasc und Gallarus Oratory

Klostersiedlung Riasc
Klostersiedlung Riasc

Auf dem Weg nach Dingle halte ich noch an der Klostersiedlung Riasc an. Neben den zahlreichen Grundmauern ist eine Säule mit wunderschönen keltischen Verzierungen zu bewundern.

 

Ich treffe eine Frau, die mich bei Anblick meines Motorrades samt Gepäck fragt, ob ich zelten würde. Als ich ihr erkläre, dass ich das eigentlich vorhatte, aber aufgrund des Wetters bisher noch nicht getan habe, ermutigt sie mich, es auch bei schlechtem Wetter zu tun. Mal schauen, ob mich das überzeugt hat.

 

Ich habe Probleme, das Oratorium in Gallus Oratory ausfindig zu machen. Ich finde schließlich doch noch das Besucherzentrum und entscheide mich dann aber aus einem Gefühl heraus, doch nicht hinein zu gehen. Im Nachhinein bereue ich die Entscheidung etwas, denn Bilder haben mir gezeigt, dass das Oratorium definitiv einen Besuch wert gewesen wäre.

Dingle

Dingle
Dingle

Ich mache eine längere Rast in Dingle, schlendere durch verwinkelte Gassen mit bunten Häusern, schaue mir die St. Mary's Church und den Hafen an.

 

Es ist Sonntag und auf den Straßen wimmelt es nur so von Menschen, vornehmlich Touristen. Selbst die Lebensmittelmärkte haben geöffnet.

Connor Pass und Passstraße von Camp nach Aughils

Connor Pass
Connor Pass

Mit 456 m ist der Connor Pass der höchste in Irland. Der Connor Pass wartet mit einen wundervollen Blick über den Hafen von Dingle im Süden und den Mount Brandon im Norden auf.

 

Von Dingle aus ist die Passstraße eher unspektakulär. Mit über 80 km/h kann man auf breiten Straßen den Gipfel erklimmen.

Passstraße von Camp nach Aughils
Passstraße von Camp nach Aughils

Weiter in Richtung Norden werden die Straßen schmaler und führen direkt an Felsen und Abgründen entlang.

 

Bevor ich die Dingle Peninsula verlasse, nehme ich noch die einsame Passstraße von Camp nach Aughils unter die Räder, die mit tollen Straßen und wundervollen Ausblicken aufwartet. Ein Umweg, der sich wieder einmal gelohnt hat.

Kilrush

Weiter geht es über Tralee nach Tarbert. Während der eintönigen Fahrt macht sich mal wieder Langeweile breit. Bei Langeweile auf dem Motorrad mache ich mir über die merkwürdigsten Dinge, die ich wohl besser für mich behalte, Gedanken oder singe wie auf der Hinfahrt ein Lied.

 

In Tarbert setze ich mit der Fähre über den Shannon Fluss. Mein Ziel ist Kilrush, wo ich im Central B&B unterkomme. In Crottys Pub schaue ich mir die zweite Halbzeit des Spiels Irland gegen Kroatien an. Die Stimmung ist konstaniert, da Irland 1:3 zurückliegt.

 

Im Laufe des Tages habe ich bereits einige kurze Nieselschauer abbekommen. Gegen Abend wird der Regen häufiger und geht in Dauerregen über. Glücklicherweise habe ich zu diesem Zeitpunkt schon die Unterkunft erreicht.