Letzte Aktualisierung: 04.01.2014

MOTORRADREISE - ISLAND (2013) - Reisetagebuch - Tag 26 bis 30

Dienstag, 6. August 2013

Tag 26: Seyðisfjörður (0 km)

Die nächsten beiden Tage möchte ich in Seyðisfjörður verbringen, die Seele baumeln lassen, den Urlaub Revue passieren lassen und mich langsam auf das Ende meines Urlaubes einstellen. Das beschauliche Dorf scheint mir hierfür der geeignete Ort zu sein.

 

Am Vormittag unternehme ich einen weiteren Spaziergang durch den Ort und besichtige das Technikmuseum. Das erste Unterwassertelegrafenkabel zwischen Island und Europa wurde hier 1906 aus dem Meer gefischt, welches von hier in die Hauptstadt Reykjavík verlegt worden ist. Auch die erste Radiostation und das erste Wasserkraftwerk Islands standen in Seyðisfjörður.

 

Das Museum zeichnet diese Vergangenheit anhand alter Geräte und Fotos sowie mit Nachbauten der Telegrafenstation, der Gießerei und der Maschinenwerkstatt nach. Ein Großteil der Geräte und Maschinen ist noch funktionstüchtig. Einmal im Jahr werden Workshops angeboten, in denen mit den Maschinen gearbeitet wird. Auch die alten Druckmaschinen werden noch regelmäßig genutzt. Wer Interesse an Technikgeschichte hat, ist im Museum richtig aufgehoben.

 

Am Nachmittag geht es in die Schwimmhalle. Nach dem Schwimmen geht es 30 Minuten in den Hot Pot. Danach habe ich Kreislaufprobleme. Mir ist schwindelig. Eine halbe Stunde war wohl etwas zu lang.

 

Um 20 Uhr startet die am Morgen gebuchte Kajaktour durch den Fjord. Im Laufe des Tages ist das Wetter immer besser geworden. So können wir die tolle Abendstimmung auf dem schönen Fjord genießen.

 

Das Wasser ist spiegelglatt. Keine einzige Welle ist zu sehen. Der Blick aus dem Fjord auf das offene Meer und auf Seyðisfjörður ist einfach fantastisch. Leider habe ich hiervon keine Fotos machen können. Ich habe meinen Fotoapparat nicht mitgenommen, da es mir zu gefährlich erschien.

 

Nach der Tour sitzen wir noch ein wenig zusammen. Mittlerweile ist merklich kälter geworden Der Guide erzählt uns, dass es in der Nacht noch kälter werden soll. Island scheint mir in den letzten Tagen zeigen zu wollen, wie kalt es hier im Sommer auch sein kann. Umso mehr weiß ich das gute Wetter der vergangenen Wochen zu schätzen.

 

Bis spät Abends sitze ich noch im Aufenthaltsraum und unterhalte mich mit Armin und Lisa. Armin war mit seiner KTM Adventure in Island unterwegs. Lisa hat eine Freundin besucht und war in den Westfjorden unterwegs.

 

Aufgewärmt geht es direkt in den Schlafsack. Ich hoffe, die Nacht wird nicht ganz so kalt werden.


Mittwoch, 7. August 2013

Tag 27: Seyðisfjörður (0km)

Fjord in Seyðisfjörður
Fjord in Seyðisfjörður

Mitten in der Nacht werde ich wach. Meine Füße sind eiskalt. Nach dem Toilettengang versuche ich mit Hilfe des Händetrockners meine Füße wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Ich hoffe, dass mir keiner bei meinen komischen Verrenkungen zusieht.

 

Auf dem Weg zurück ins Zelt bemerke ich den Bodenfrost. Mit ein Paar weiteren dicken Socken kann ich ohne zu frieren weiterschlafen. 

Tal Vestdalur
Tal Vestdalur

Am Morgen erfahre ich, dass die Temperatur in der Nacht auf -3°C gefallen sein soll. Die aufgehende Sonne sorgt langsam für eine wohlige Wärme.

 

Um 11 Uhr breche ich zu einer Wanderung auf, die mich durch das Tal Vestdalur am Ufer des Flusses Vestdalsá entlang führt. Ich komme an etlichen Wasserfällen vorbei. Von hier habe ich auch einen guten Blick auf den Fjord.

Tal Vestdalur
Tal Vestdalur

Der Wanderweg ist nicht gut ausgebaut. Der Boden ist stellenweise sehr matschig. Bei meinen Sprüngen über kleine Wasserläufe werde ich von einigen neugierigen Schafen beobachtet.

 

Den See Vestdalsvatn erreiche ich nicht. Ich merke, dass ich heute keine Kraft und Ausdauer habe. Ich entschließe mich daher zur Umkehr.

 

Am Nachmittag geht es wieder in die Schwimmhalle. Den Hot Pot gönne ich mir heute nur für 10 Minuten, die ich deutlich besser vertrage.

 

Im Laufe des Tages hat sich der Campingplatz immer mehr gefüllt. Viele Fährreisende scheinen ihre letzte Nacht auf Island in Seyðisfjörður zu verbringen. Auch die GS-Fahrer, die XT-Fahrer und die MZ-Fahrer, die ich erstmals am Mývatn getroffen habe, sind eingetroffen.

 

Mit anderen Motorradfahrern tauschen wir unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus. Ein schöner Urlaubsabschluss, wie ich finde.


Donnerstag, 8. August 2013

Tag 28: Seyðisfjörður - Seyðisfjörður (1 km) und Fährfahrt

Ankunft der Fähre

Fähre Norröna
Fähre Norröna

Die Tiefstemperatur in der Nacht betrug nur 6°C. Da ich am Abend die dicken Socken angezogen hatte, war es mir nachts zu warm. Das ist aber immer noch besser als zu frieren.

 

Heute geht es zurück nach Deutschland. Einerseits finde ich es schade, dass ich Island verlassen muss. Andererseits bin ich auch froh, dass der Urlaub dem Ende zugeht. Vier Wochen sind ganz schön lang.

 

Ab 9 Uhr ist die Fähre Norröna im Fjord zu sehen. Mittlerweile stehen unzählige Autos, Wohnwagen und Motorräder auf dem kleinen Terminal und den abgesperrten Straßen. Und es werden immer mehr. Als ich auf Island angekommen bin, sind mir die vielen wartenden Fahrzeuge überhaupt nicht aufgefallen.

 

Seyðisfjörður lebt im Rhythmus der Fähre, die hier jeden Donnerstagmorgen anlegt. Die Anzahl der Touristen im Ort erreicht an diesem Tag ihr kurzzeitiges Maximum. Der Großteil der Touristen fährt nach der Ankunft direkt weiter ins Binnenland. Nur einige wenige verbringen hier ein oder zwei Nächte. In dem Ort kehrt ab Donnerstagnachmittag Ruhe ein. Ab Dienstag nimmt die Anzahl der Touristen wieder stetig zu, um am Donnerstagvormittag wieder das Maximum zu erreichen.

 

Nicht alle Motorräder scheinen die Islandreise schadlos überstanden zu haben. Ein Franzose muss ein Motorrad auf die Fähre schieben. Ein weiteres Motorrad muss sogar mit einem Gabelstapler auf die Fähre transportiert werden. Bei der Maschine ist der Kardanantrieb gebrochen, sodass es nicht mehr geschoben werden kann.

Fährfahrt

Auf der Fähre lasse ich den Urlaub Revue passieren, vervollständige und ergänze mein Reisetagebuch. Ich schmiede auch erste Pläne für die Tage nach meinem Urlaub.

 

Den Abend verbringe ich in der Sky Bar, wo ich einige bekannte Gesichter treffe. Die Musikanlage scheint einen Defekt zu haben. Jedes zweite Lied stammt von der Band Coldplay, was mich jedoch nicht stört.

 

Da fast kein Seegang herrscht, bleibe ich von der leichten Seekrankheit verschont und kann die Fährfahrt etwas genießen.


Freitag, 9. August 2013

Tag 29: Fährfahrt

Fast den ganzen Tag verbringe ich damit, die ersten Zeilen für meine Website zu schreiben. Hierfür suche ich mir eine Steckdose auf Deck 8 in der Nähe der Sky Bar. Ich beginne mit Tag 14, an dem Daniel ohne Benzin liegen geblieben ist. Diese Situation ist für mich am präsentesten.

 

Den Abend verbringe ich wieder in der Sky Bar und führe wieder eine nette Unterhaltung mit Lisa. Bis Nachmittag war wieder jedes zweite Lied von Coldplay. Am Abend scheint die Shuffle-Funktion der Musikanlage etwas Abwechslung zuzulassen.


Samstag, 10. August 2013

Tag 30: Hirtshals - Dänemark (439 km)

Nach dem ich meine Kabine verlassen habe, verbringe ich die verbleibende Zeit mit Lisa auf dem Flur vor der Sky Bar. Wieder wird fast ausschließlich Coldplay gespielt. Nach der Fährfahrt bin ich so auf Coldplay konditioniert, dass ich, wenn ein Lied von dieser Band im Radio gespielt wird, an die Fährfahrt und die netten Gespräche mit Lisa denken muss.

 

Wir fahren durch ein Gewitter. Der Wetterbericht verheißt jedoch für Dänemark schönes Wetter, sodass ich zuversichtlich bin, trocken nach Hause zu kommen.

 

Deshalb ziehe ich meine Regenkombi nicht an. In Hirtshals ist das Wetter auch gut. Zur Strafe erwischt mich kurze Zeit später auf der Autobahn ein kurzer Regenschauer.

 

Von dem versprochenen, schönen Wetter ist nichts mehr zu sehen. Dunkle Wolken ziehen auf. Diesmal ziehe ich gerade noch rechtzeitig meine Regenkombi an einer Tankstelle an. Kurz darauf prasselt sintflutartiger Regen auf mich hernieder.

 

Infolge des Unwetters kommt es sogar zu einem Unfall auf der Autobahn und ich stehe im Stau. Auf der weiteren Fahrt erwischen mich noch weitere Regenschauer. Der letzte Tag ist somit der nasseste Tag meines Urlaubes, was die Regenmenge anbetrifft.

 

Das Fahren mit konstanter, hoher Geschwindigkeit führt zu einem schmerzenden Hintern. Die Fahrt empfinde ich als anstrengend. Dennoch genieße ich die grüne Landschaft und die Bäume. Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr ich Bäume vermisst habe.

 

Am späten Nachmittag erreiche Rendsburg. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.