Letzte Aktualisierung: 01.01.2013

MOTORRADREISE - IRLAND (2012) - Nachlese

Land und Leute

Cliffs of Moher
Cliffs of Moher

In Irland ist nicht nur die Natur einladend. Auch die Bevölkerung zeigt sich sehr gastfreundlich und offen gegenüber Fremden; in der Großstadt wie in den kleinen Dörfern.

 

Sehr angenehm in Erinnerung habe ich, dass ich von Autofahrern und Passanten oft gegrüßt worden bin, sogar von Polizisten. Man stelle sich das einmal in Deutschland vor!

 

In guten B&B wird man sehr freundlich empfangen und mit vielen Tipps für die Weiterreise versorgt.

 

Irland bietet viele wundervolle, schmale, kurvige und hügelige Straßen, die zwar nicht immer im besten Zustand sind, aber mit tollen Aussichten auf das Meer aufwarten.

 

Der ideale Tag beginnt mit einem "Full Irish Breakfast" und endet in einem urigen Pub bei wunderbarer Livemusik und einem Pint of Guinness.

 

Was will man mehr?

KTM 640 LC4 Enduro

Zuverlässigkeit

KTM 640 LC4 Enduro
KTM 640 LC4 Enduro

Vor der Reise hatte ich Zweifel an der Zuverlässigkeit meiner KTM, die sich jedoch als unbegründet erwiesen haben. Mit dem Ziehen des Handdekompressorhebels funktionierte der Start immer auf Anhieb, die Batterie wurde geschont. Danke an WIMI aus Kiel für diesen Tipp!

 

Auf der Reise hatte ich drei kleinere Pannen, die aber nicht der KTM zuzuschreiben sind.

 

Auf der ersten Fährfahrt hatte ich mir den Endschalldämpfer verzogen, so dass er bei starker Einfederung mit dem Hinterreifen in Berührung kam und den Reifen angeschmolzen hat. Da nur die Befestigungsschellen verbogen waren, konnte der Schalldämpfer per Hand gerichtet werden.

 

Im weiteren Verlauf der Reise ist das Glas meines Frontscheinwerfers gerissen und schließlich zerbrochen. Mit Sekundenkleber und einer Plasteverpackung habe ich das Loch verschlossen.

 

In der Stromversorgung zu meinem Navigationsgerät hatte ich einen Kabelbruch am Klemmschuh zu beklagen, der auf eine mangelhafte Ausführung desselbigen durch mich zurückzuführen war.

 

Alles in allem lief die KTM sehr zuverlässig.

Komfort und Reichweite

KTM 640 LC4 Enduro
KTM 640 LC4 Enduro

Der Komfort meiner KTM ist natürlich nicht mit dem eines vollausgestatteten Reisetourers zu vergleichen. Im Großen und Ganzen war ich aber zufrieden.

 

Das größte Manko ist zweifelsohne die harte Sitzbank. Auf kurzen Etappen mit wechselnden Geschwindigkeiten ist der Komfort ausreichend. Aber insbesondere auf längeren Etappen mit hoher konstanter Geschwindigkeit fängt das Gesäß an, empfindlich weh zu tun. Ein Änderung der Sitzposition schafft nur kurzzeitig Linderung.

 

Ein Ärgernis waren auch die Griffgummis, die sich teilweise derart zusammengeschoben haben, dass nur noch die Hälfte der Griffe bedeckt war. Das Richten der Griffgummis war sehr aufwändig und lästig.

 

Die Reichweite von knapp über 200 Kilometern ist zwar vergleichsweise  wenig, für Irland aber ausreichend, da das Tankstellennetz gut ausgebaut ist. Nur einmal musste ich einen Umweg in Kauf nehmen, um für die Befahrung einer Halbinsel genügend Benzin dabei zu haben.

Verbrauch

KTM 640 LC4 Enduro
KTM 640 LC4 Enduro

Meine KTM 640 LC4 Enduro hat sich im Schnitt mit 4,20 Litern Benzin auf 100 Kilometer zufriedengegeben. Ein passabler Schnitt, wie ich finde.

 

Mit 0,54 Litern Guinness auf 100 Kilometer war ich deutlich genügsamer. Aber ich hatte ja auch deutlich weniger Arbeit zu verrichten.

 

Nur einmal während meiner Reise musste ich etwa 100 Milliliter Öl nachfüllen. Zum Ende der Reise wäre noch einmal in etwa die gleiche Menge nötig gewesen, aber der nächste Ölwechsel war ohnehin fällig.

 

Etwa 200 Milliliter auf knapp 6.000 Kilometer sind ein beachtlicher Wert, zumal im Wartungshandbuch ein Ölverbrauch bis 1 Liter auf 1.000 Kilometer noch als normal angesehen wird. Ich vermute, dass sich dieser Wert auf ältere Maschinen bzw. Vorgängermodelle bezieht.

Verschleiß

KTM 640 LC4 Enduro
KTM 640 LC4 Enduro

Die Reifen hatten mir bereits vor der Abfahrt Sorge bereitet. Bereits am 9. Tag habe ich die ersten porösen Stellen am Vorderreifen in den Profilsenken entdeckt, die im weiteren Reiseverlauf immer stärker wurden.

 

Zwischenzeitlich habe ich sogar mit dem Gedanken gespielt, mir in Irland neue Reifen aufziehen zu lassen. Da jedoch die Flanken nicht betroffen waren, habe ich mich aufgrund des geringen Risikos dagegen entschieden, die Reifen jedoch regelmäßig ausführlich inspiziert, um sicherheitsrelevante Veränderungen rechtzeitig zu erkennen.

 

Letztendlich haben die Reifen durchgehalten, wenn auch an manchen Stellen nicht mehr von Profiltiefe gesprochen werden kann. Zurück in der Heimat habe ich mir die bereits in der Garage liegenden Continental TKC 80 aufziehen lassen. Mit diesen Reifen möchte ich auf den nächsten Reisen den Offroadanteil deutlich steigern.

 

Zukünftig werde ich nur noch mit nahezu neuen Reifen mit ausreichender Profiltiefe auf Reisen gehen, da ich mir nicht ständig um die Reifen Gedanken bzw. Sorgen machen möchte.

 

Auch die Bremsbeläge haben während der Reise stärker abgenommen als erwartet. Bei beiden Bremsen war die Mindestbelagstärke von 1 Millimeter unterschritten. Bei der Hinterbremse war nahezu kein Belag mehr vorhanden, sodass die Bremsscheibe stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und ein Tausch unumgänglich war.

 

Leider ist mir der Schaden an der Bremsscheibe erst zu Hause aufgefallen. Auf dem Rückweg durch England hatte die hintere Bremse erstmals zu quietschen begonnen. Daraufhin habe ich sie nur noch selten eingesetzt. Doch für die Bremsscheibe war es bereits zu spät.

 

Am niedrigen Stand der Bremsflüssigkeit hätte ich jedoch viel eher erkennen müssen, dass etwas nicht stimmt. Aber irgendwie habe ich mich auf der gesamten Reise nie um die Bremsen gekümmert. Vielleicht lag es daran, dass vor der Reise die Belagstärke fast wie neu war und die Bremsen während der Reise immer zuverlässig funktioniert haben.

 

Zukünftig werde ich auf Reisen mein Motorrad genauer inspizieren, insbesondere sicherheitsrelevante Komponenten wie die Bremsen.

Ausrüstung

Motorradbekleidung

KTM 640 LC4 Enduro
KTM 640 LC4 Enduro

Die Regulierung des Wärmehaushaltes war nicht immer einfach. Manchmal war es zu kalt auf dem Motorrad und beim Besichtigen von Sehenswürdigkeiten oft zu warm.

 

Bei lang anhaltendem Regen saugt sich der Oberstoff zunehmend mit Wasser voll. Durch die darunter liegende Klimamembran bleibt man zwar trocken, doch durch die Verdunstungskälte kühlt der Körper allmählich aus. Vielleicht hätte ich öfter imprägnieren müssen, vielleicht schützt aber auch eine Regenkombi besser vor Auskühlung. 

 

Der neue Helm von Schuberth ist lauter als mein vorheriger Helm, was mich anfangs etwas störte. Irgendwann gewöhnt man sich jedoch daran.

 

Bei kalten Temperaturen und geschlossenenen Belüftungsmöglichkeiten kann es im Stirnbereich empfindlich kalt werden, Brain Freeze (Gehirnfrost) ist die Folge. Hier muss ich noch für Verbesserung sorgen.

Motorrad

KTM 640 LC4 Enduro
KTM 640 LC4 Enduro

Bewährt hat sich das Koffersystem mit den Kofferinnentaschen. Das wasser- und staubgeschützte Gepäck ließ sich sehr schnell entnehmen.

 

In der kleinen Tasche hatte ich die Dinge für den täglichen Bedarf inklusive ein paar Wechselsachen, in der großen Tasche die restlichen Wechselsachen untergebracht.

 

In der Packtasche hatte ich die Campingausrüstung sowie Werkzeug und Ersatzteile verstaut.

 

Einziges Manko: Um die Koffer öffnen zu können, muss die Tasche abgenommen bzw. etwas verrückt werden, was aber mit den verwendeten Spanngurten kein all zu großes Problem ist. Die Verwendung einer schmalere Tasche ist aufgrund meiner Campingausrüstung nicht möglich.

 

Das Navigationssystem hat auch gute Dienste geleistet, von ein paar Bedienungsfehlern meinerseits mal abgesehen. Das Einfügen von einem Zwischenstopp in eine bestehende Route führte jedoch manchmal zu Problemen. Auf der Suche nach einer Tankstelle bei schlechtem Wetter bin ich aufgrund der widersprüchlichen Fahranweisungen einmal beinahe verzweifelt.

Gepäck

Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich zuviel Gepäck mitgenommen und falsche Prioritäten gesetzt habe. Obwohl man weiß, dass man sich auf das Notwendigste beschränken soll, will man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

 

Im Allgemeinen hatte ich zu wenig Platz für Wasser und Lebensmittel vorgesehen. Einmal am Tag war der Stopp an einem Lebensmittelgeschäft Pflicht. In der Regel habe ich Tankstopps dafür genutzt.

 

Der Rucksack auf meinem Rücken war deutlich zu schwer. Er beinhaltete die wichtigsten Reiseunterlagen inkl. Reiseführer und Landkarte sowie Wasser, Lebensmittel, Fotoapparat und alles was nicht in die Koffer passte.

 

Mit dem Werkzeug und den Ersatzteilen ist das immer so eine Sache. Ich habe mich auf die Reparatur von Plattfüßen vorbereitet. Neben Ersatzschläuchen, Flickzeug, Luftpumpe und Luftdruckmessgerät hatte ich das für einen Reifenwechsel benötigte Werkzeug dabei; außerdem Panzertape und Bindedraht sowie Ersatzsicherungen.

 

Gefehlt hat eigentlich nur ausreichend Kettenfett sowie ein USB-Stick zum Sichern der Fotos.

 

Mehr Unterwäsche zum Wechseln wäre auch wünschenswert gewesen. Dafür hätten einige T-Shirts zu Hause bleiben können.

Camping und Zubehör

Ursprünglich wollte ich überwiegend zelten und in den größeren Städten in B&Bs unterkommen. Letztendlich habe ich aber nicht ein einziges Mal gezeltet. Daher kann ich hier leider keine Aussagen zu Campingplätzen und meiner Campingausrüstung machen.

 

Ein Erklärungsversuch:

 

Zu Beginn der Reise war das Wetter sehr schlecht, so dass ich die ersten Nächte in B&Bs geschlafen und das wundervolle Frühstück genossen habe. Daran habe ich mich schnell gewöhnt und wollte es nicht mehr missen, wie man meinem Reisetagebuch entnehmen kann.

 

Im Vorfeld hatte ich mir eine Liste mit geeigneten Campingplätzen erstellt. Wie sich herausstellte, habe ich nur in den seltensten Fällen an den im Vorfeld geplanten Orten genächtigt, so dass entweder kein oder ein ungeeigneter (nur Caravan oder schlechte Bewertung) Campingplatz in der Nähe war.

 

Waren meine Argumente überzeugend? Nein? Okay, ich gebe es zu: Ich bin ein Warmduscher.

Foto/Video und Zubehör

Meine Fotoausrüstung genügt meinen derzeitigen Ansprüchen und ist für mich als Laie einfach zu bedienen. Nur leider scheint meine Kamera einen Defekt zu haben. Bei sehr starken Hell-Dunkel-Übergängen gibt es einen "wunderschönen" violetten Streifen auf den Bildern.

 

Die Tatsache, dass viele Bilder unbrauchbar waren, hat zu einem Umdenken bei mir geführt. Anstatt vieler kurzer Fotostopps werde ich zukünftig wohl die Landschaft länger genießen, und zwar ohne Fotoapparat zwischen Auge und Landschaft.

Fazit

Alles in allem eine gelungene erste Motorradreise, die

  • Verbesserungspotenzial hinsichtlich Ausrüstung und Gepäck aufgezeigt hat,
  • vor allem aber bei mir Lust auf Mehr geweckt hat.

 

Die Welt ist groß - es gibt noch viel zu entdecken bzw. zu erfahren!