Letzte Aktualisierung: 03.01.2014

ReisetageMOTORRADREISE - ISLAND (2013) - buch - Tag 16 bis 20

Samstag, 27. Juli 2013

Tag 16: Reykjahlið - Hvammstangi (319 km)

Ringstraße 1

Der heutige Tag ist eine Überbrückungsetappe. Wir wollen die Ringstraße entlang nach Westen fahren, um uns in den darauffolgenden Tagen die Sehenswürdigkeiten im Südwesten des Landes anzuschauen.

 

Wir lassen uns am Morgen wieder viel Zeit. Bevor wir gegen 11 Uhr aufbrechen, lasse ich meiner KTM etwas Pflege zukommen. Unter anderem fülle ich etwas Öl nach. Eigentlich ist dies noch nicht unbedingt erforderlich, aber nach all den vielen gefahrenen Kilometern kann möchte ich meiner KTM etwas Gutes tun. Sie hat es redlich verdient.

 

Zunächst geht es am Ost- und Südufer des Mývatn entlang. Ich fahre voraus und ermögliche Daniel einige Stopps, da er diese Gegend noch nicht gesehen hat. Wir haben Zeit.

 

Auch am Goðafoss halte ich extra für Daniel an, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass er Island verlassen möchte, ohne sich zuvor diesen Wasserfall angeschaut zu haben. Daniel nimmt diese Gelegenheit dankend an.

Ljósavatn
Ljósavatn

Kurze Zeit später treffen wir am Ljósavatn auf eine Gruppe isländischer Motorradfahrer, die auf dem Weg nach Húsavík sind. Dies sind die ersten einheimischen, motorisierten Zweiradfahrer, auf die wir treffen. Alle sind auf Chopper oder Sporttourer unterwegs. Keine einzige Enduro ist dabei, was mich überrascht und ein wenig enttäuscht.

 

Wir unterhalten uns kurz. Dann trennen sich unsere Wege.

Blick auf Akureyri
Blick auf Akureyri

Im weiteren Verlauf der Ringstraße fahren wir dem Eyjafjörður entlang. Vom Ostufer des Fjords haben wir einen tollen Blick auf die gegenüberliegende Stadt Akureyri.

 

Hinter Akureyri verläuft die Ringstraße durch das Tal Öxnadalur, welches mit tollen Pässen und einer wunderbaren Landschaft aufwartet. Doch wir wissen die Schönheit nicht zu schätzen, machen nur wenige, kurze Stopps und fahren weiter.

Entlang der Ringstraße
Entlang der Ringstraße

Wir haben die Eindrücke der vergangenen Tage noch nicht verarbeitet und trauern noch ein wenig den Offroad-Pisten nach. Die asphaltierte, breite Ringstraße bereitet uns nur wenig Fahrfreude.

 

Auch bei mir stellt sich allmählich eine gewisse Reisemüdigkeit ein. Ich hoffe, dass diese sich rasch wieder legt, denn die wunderschöne, alpine Landschaft hat unsere volle Aufmerksamkeit verdient. 

In Varmahlið machen wir Mittagspause und treffen auf die MZ- und XT-Fahrer, die wir bereits am Mývatn kennen gelernt haben. Nach einem kurzen Plausch geht es weiter.

 

Gegen 18:30 Uhr erreichen wir den Campingplatz in Hvammstangi auf der Vatnsnes-Halbinsel. Bevor wir weiter nach Westen fahren, wollen wir uns noch am nächsten Tag eine Seehund- und eine Vogelkolonie auf der Halbinsel anschauen.

Entlang der Ringstraße
Campingplatz in Hvammstangi

Der Campingplatz scheint überwiegend von Isländern bevölkert zu sein. Bisher hatten die Touristen immer die Oberhand. Der Unterschied ist deutlich zu hören und zu sehen. Bis spät abends laufen kleine Kinder herum und werden Spiele gespielt.

 

Wir liegen zu dieser Zeit bereits in unseren Zelten. Ich hoffe, dass der morgige Tag mehr Abwechslung und zumindest kleine Abenteuer bietet.


Sonntag, 28. Juli 2013

Tag 17: Hvammstangi - Stykkishólmur (209 km)

Halbinsel Vatnsnes

Heute möchten wir die Halbinsel Snæfellsnes im Westen Islands erreichen. Auf dem Weg dorthin erwarten uns ein etwa 20 km langes Stück F-Straße. Dies ist eine Abkürzung, die uns hoffentlich auch etwas Fahrfreude bescheren wird.

Seehundkolonie
Seehundkolonie

Doch zunächst fahren wir die Straße 711 Richtung Norden, um uns in Hindisvík eine Seehundkolonie anzuschauen. An den ersten Stellen haben wir kein Glück, doch schließlich werden wir fündig.

 

Leider befinden sich die Seehunde auf kleinen, vorgelagerten Inseln und sind nur aus der Ferne zu beobachten. Hier hilft der hohe Zoom meiner Kamera ein wenig.

Eigentlich hatten wir vor, noch zu einem Vogelfelsen weiterzufahren. Doch der einsetzende Regen bewegt uns zur Umkehr. Weiter südlich sieht das Wetter deutlich besser aus.

 

Mittlerweile ist die Sandstraße nass. Das schöne an unseren KTMs ist, dass man mit dem Vorderreifen den Matsch zunächst nach vorne schleudert, um anschließend mit dem Oberkörper hindurchzufahren. Nach nur wenigen Minuten sehen wir aus wie die Dreckspatzen und müssen uns den Dreck von den Visieren wischen, um etwas sehen zu können. Zum Glück haben wir unsere Regenkombis an, die der Regen irgendwann sauber waschen wird.

Ein Hauch von Abenteuer

An einer großen Tankstelle an der Ringstraße wollen wir Mittagspause machen. Völlig verdreckt begeben wir uns in den Imbissbereich und ernten dafür einige Blicke. Ich bin mir nicht sicher, ob aus Ärger oder ob aus Bewunderung für unseren Abenteuergeist, den wir in unserer dreckigen Motorradkluft versprühen. Ich hoffe auf Letzteres.

Straße F586
Straße F586

Wenige Kilometer später kommt der ersehnte Abzweig auf die F586. Endlich wieder Schotter unter den Rädern. Und einige Furten warten auch auf uns. Unser Motorradfahrerherz lacht endlich wieder!

 

Die F586 folgt zunächst einer Schlucht, durch die sich ein Fluss schlängelt. Später folgt ein längeres Tal. Die Strecke ist sehr sehenswert.

Straße F586
Straße F586

Nach 20 Kilometern geht die F586 in die 586 über. Diese Straße ist auch nicht asphaltiert, aber deutlich einfacher zu fahren.

 

Wir machen eine kurze Rast, um eine vor uns fahrende Fahrzeugkolonne von dannen ziehen zu lassen. Schließlich wollen wir uns das Tempo nicht von langsam fahrenden Autos vorgeben lassen.

Halbinsel Snæfellsnes

Nach einem kurzen Stück asphaltierter Straße 60 folgt die Straße 54, die einmal um die Halbinsel Snæfellsness führt. Die 54 ist zunächst auch geteert, geht aber rasch in eine Piste über. Kurz vor der Abfahrt nach Stykkishólmur (Straße 58) setzt wieder die Asphaltdecke ein.

 

Unterwegs treffen wir wieder auf die beiden MZ-Fahrer. Sie wollen in Stykkishólmur die Fähre zu den Westfjorden nehmen. Die Westfjorde wollte ich mir eigentlich auch ansehen, habe sie aber schweren Herzens von der To-Do-Liste streichen müssen.

 

Zum einen waren wir länger als geplant im Hochland unterwegs. Dieses Erlebnis möchte ich auf keinen Fall missen. Zum anderen sollte man für die Westfjorde einige Tage einplanen, da in den Fjorden viele Kilometer zurückgelegt werden müssen. Dies lassen unsere Zeitpläne jedoch nicht mehr zu, zumal wir uns auch noch viele Dinge im Süden anschauen möchten.

 

Wir unterhalten uns noch über die MZs und über die Modifkationen, die vorgenommen werden mussten, um diese reisetauglich zu machen. Im Wesentlichen mussten nur Koffer und Kofferträger speziell angefertigt werden. Und schon konnte es losgehen.

 

Wir verabschieden uns. Aber ich bin mir sicher, dass wir uns noch einige Male begegnen werden. Island ist irgendwie doch ein Dorf und man trifft immer wieder bekannte Gesichter.

 

In Stykkishólmur quartieren wir uns auf dem Campingplatz direkt am Golfplatz ein. Dieser wird in meinem Reiseführer als "5-Sterne-Campingplatz" betitelt. Mir ist schleierhaft, wie man sich zu dieser Aussage hat hinreißen lassen. Dies ist ein gewöhnlicher Campingplatz mit gewöhnlichen sanitären Einrichtungen. Nicht einmal die Lage ist besonders schön. Da haben wir schon bessere gesehen. Ich glaube nicht, dass der Golfplatz allein eine 5-Sterne-Bewertung rechtfertigt.

 

Heute wollen wir mal wieder etwas ordentliches kochen. Statt Tütennudeln gibt es daher zum Abendbrot Seelachs und Rührei. Gerade als wir mit dem Essen fertig sind, prasselt ein Regenschauer auf uns hernieder.

 

Beim Abwaschen lernen wir Susanne und Frank aus Leipzig kennen. Beide sind begeisterte Zweiradfahrer. Susanne fährt eine Simson S50 und Frank eine Simson AWO. Auf Island sind sie jedoch mit einem Mietwagen unterwegs.

 

Wir verbringen einen sehr unterhaltsamen Abend miteinander. Themen haben wir ja genug. Dass ich selbst eine Simson AWO besitze und diese nicht fahre, stößt bei den beiden auf Unverständnis. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

 

Frank möchte gerne mal mit einer KTM fahren. Daniel erklärt sich sofort bereit, sodass ich mir keine Begründung für meine Ablehnung einfallen lassen muss. Denn ich lasse nur ungern, andere mit meinem Motorrad fahren. Da es schon spät ist, soll die Probefahrt am nächsten Morgen stattfinden. 


Montag, 29. Juli 2013

Tag 18: Stykkishólmur - Langaholt (194 km)

Nördliche Halbinsel Snæfellsnes

Daniel fährt seine KTM zunächst warm und überlässt sie anschließend Frank zur Probefahrt. Unsere Campingfläche liegt unterhalb der Straße. Um auf die Straße zu gelangen muss eine kurze Steigung überwunden werden.

 

Hier geht die KTM aus, weil Frank nicht ausreichend Gas gibt. Frank verliert daraufhin das Gleichgewicht und kann die KTM nicht mehr halten.

 

Daniel hilft ihm beim Aufrichten. Frank entschuldigt sich tausendmal bei Daniel, der keineswegs böse auf ihn ist. Die KTM ist auf die rechte Seite gefallen. Hier hat Daniel schon selbst für einige Kratzer gesorgt, sodass die neuen gar nicht auffallen.

 

Wir packen unsere Sachen zusammen und verabschieden uns von Susanne und Frank.

Straße 558
Straße 558

Auf unserem Weg nach Westen machen wir einen weiteren Abstecher. Wir nehmen die kurvenreiche Straße 558 durch das Lavafeld Berserkjahraun, eine von weiten Berghängen begrenzte Mondlandschaft.

 

Die Straße zieht sich durch eine endlose Palette von Grau- und Schwarztönen, schwefeligen Gelb- und moosigen Grüntönen. Der Wegesrand ist mit einigen violetten Farbtupfern von Pflanzen gespickt.

Straße 558
Straße 558

Unterwegs treffen wir auf einige Wildcamper. Wahrlich eine schöne Gegend, um sein Zelt aufzuschlagen.

 

Die Straße 54 folgt der Küste - linkerhand die Berge, rechterhand das Meer. Am Horizont sind die Westfjorde zu erkennen. Trotz der asphaltierten Straße macht das Fahren hier richtig Spaß. Wir saugen die Landschaft in uns auf.

Westspitze

Skálasnagi
Skálasnagi

Die Straße 574 windet sich um die zerklüfteten Hänge des Snæfellsjökull. Der schöne Gletscher am Ende der Halbinsel dominiert das Landschaftsbild.

 

Wir fahren durch Lavafelder, machen zahlreiche Stopps und genießen das Panorama. Besonders schön finden wir die Steilklippen von Skálasnagi, die etwas unterhalb der Westspitze liegen.

Strand Dritvík
Strand Dritvík

Entlang der Westspitze führen Wege zu vielen Stränden, die zum Verweilen einladen. Ein beliebtes Ziel ist der schwarzsandige Strand Dritvík, der unter anderem mit verrostetem Metall eines englischen Trawlers übersät ist.

 

Interessanter sind jedoch die von Lavaströmen geprägten Felsformationen und der Felsbogen Gatklettur.

Kraftprobesteine
Kraftprobesteine

Am Strand sind vier Kraftprobesteine zu finden, mit denen die Besatzungen von Fischerbooten die Kräfte potentieller Fischer geprüft haben sollen. Daniel und ich heben jeweils den etwa 54 kg schweren Stein auf den vorgesehenen Felsabsatz.

 

Damit haben wir die Mindestanforderung erfüllt. Unsere berufliche Zukunft sollte damit gesichert sein.

Straße 570
Straße 570

Die Fahrt zum Gipfel des Gletschers soll noch einmal für etwas Abenteuer sorgen. Den Snæfellsjökull wollen wir uns auch aus der Nähe anschauen.

 

Die Straße 570 müsste aus meiner Sicht eine F-Straße sein. Insbesondere der südliche Teil ist sehr holprig und besteht fast durchgehend aus groben Schotter, von der starken Steigung mal ganz abgesehen.

 

Viele Kleinwagen quälen sich langsam nach oben. Da wir etwas schneller unterwegs sein müssen, weil es sich dann leichter fährt, kommt es zwangsläufig zu ungewollten Konflikten.

Straße 570 - Snæfellsjökull
Straße 570 - Snæfellsjökull

Am Abzweig auf die Straße 570 treffen wir auf einen GS-Fahrer. Er hatte uns bereits in Ólafsvík angesprochen und uns gefragt, ob wir die Straße befahren wollen oder ob wir wissen, wie deren Zustand ist.

 

Unterwegs haben wir ihn mehrmals wieder getroffen. Mal fuhr er in die gleiche Richtung, mal kam er uns entgegen. Just im richtigen Moment taucht er wieder auf. Wir willigen ein, dass er uns begleiten darf.

Straße 570
Straße 570

Der GS-Fahrer hat sichtlich Probleme mit dem Untergrund. Wir erfahren dann, dass er erst kürzlich seinen Führerschein gemacht hat. Er sagt, wir sollen uns keine Gedanken machen. Wenn es ihm zu schwer werden sollte, würde er umdrehen.

 

Ich verliere ihn aus dem Rückspiegel. Da ich nicht noch einmal an einer sehr steilen Stelle anhalten möchte, fahre ich bis zu einer mir genehmen Stelle weiter und warte.

 

Doch der GS-Fahrer kommt nicht. Da ich mich doch ein wenig für ihn verantwortlich fühle, laufe ich ein ganzes Stück den Berg hinunter. Aus der Ferne sehe ich ihn schließlich. Er steht am Wegesrand und raucht eine Zigarette. Es scheint ihm gut zu gehen, sodass ich meine Fahrt fortsetze. Ich hoffe, dass er umkehren und Heil unten ankommen wird.

 

Die Geröllstraße wird auf dem Gipfel durch eine Sandstraße abgelöst, die teilweise durch Schneefelder führt. Die Straße ist jedoch schneefrei.

 

Die Aussicht auf den Gletscher ist wunderschön. Wir genießen das Panorama und schießen zahlreiche Fotos.

 

Der Weg nach unten Richtung Norden ist deutlich einfacher zu fahren. Daniel stößt hier jedoch beinahe mit einem Auto zusammen. Das vor ihm fahrende Auto fährt auf die linke Straßenseite, da es einem größeren Felsen ausweichen möchte. Daniel denkt, es würde ihm Platz machen und überholt rechts. In diesem Moment fährt das Auto jedoch wieder auf die rechte Straßenseite. Zum Glück bemerkt der Autofahrer Daniel rechtzeitig, sodass es zu keiner Kollision kommt.

 

Wieder im Norden der Halbinsel angekommen, nehmen wir die Straße 54 Richtung Süden, die ebenfalls über einen Pass führt. Nach reichlich Kurven erreichen wir den Süden der Halbinsel und fahren weiter Richtung Osten.

Südliche Halbinsel Snæfellsnes

Campingplatz Langaholt
Campingplatz Langaholt

Wir steuern den nächsten Campingplatz in Langaholt an, der nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt ist und der einen freien Blick auf den Snæfellsjökull gewährt. Was für eine schöne Überraschung.

 

Der Campingplatz ist sehr einfach gehalten. Duschen können wir in der zugehörigen Pension, welche auch mit einem vorzüglichen Restaurant aufwartet.

Campingplatz Langaholt
Campingplatz Langaholt

Es ist mal wieder an der Zeit, sich die isländische Küche schmecken zu lassen. Bei Fischsuppe, Lamm und Skyr aus eigener Herstellung lassen wir den tollen Tag Revue passieren.

 

Die Karte besteht nur aus Lamm- und Fischgerichten. Ein kleines Mädchen erzählt seinen Eltern, dass es eigentlich kein Lamm ist, aber heute dann doch Lamm einem Fisch vorzieht.

Campingplatz Langaholt
Campingplatz Langaholt

Den Abend verbringen wir am Strand und lauschen dem Meeresrauschen. Die untergehende Sonne erzeugt eine besondere Atmosphäre und taucht den Snæfellsjökull in ein wundervolles Licht.

 

Wir beobachten einen Seehund bei der Jagd. In der Hoffnung, ihn näher zu Gesicht zu bekommen, folgen wir ihm den Strand entlang. Doch leider entfernt er sich immer mehr von uns.


Dienstag, 30. Juli 2013

Tag 19: Langaholt - Þingvellir Nationalpark (232 km)

Fahrt zu den Wasserfällen Hraunfossar

Hraunfossar
Hraunfossar

Heute wollen wir den Þingvellir Nationalpark erreichen. Wir folgen zunächst der Straße 54 bis nach Borgarnes, fahren von dort die Ringstraße Richtung Norden, um schließlich auf die 50 Richtung Osten einzubiegen.

 

Unser erstes Tagesziel sind die Wasserfälle Hraunfossar, die an der Straße 518 liegen. Da es bedeckt, kalt und windig ist, fahren wir ohne Zwischenstopp dorthin.

Hraunfossar
Hraunfossar

Auf einer Länge von etwa 700 m strömt in über hundert kleinen Wasserfällen schäumend und sprudelnd Wasser aus dem schwarzen Gestein des ca. 1000 Jahre alten Lavafeldes Hallmundarhraun.

 

In Húsafell machen wir Mittagspause und tanken. Bevor wir die Straße 550 durch das Hochland nehmen, wollen wir uns stärken. Diese Straße wird uns direkt zum Þingvellir Nationalpark führen.

Straße 550 - Kaldidalur-Route

Straße 550 - Kaldidalur
Straße 550 - Kaldidalur

Die Straße 550 führt an den Gletschern Langjökull und Þórisjökull sowie am Berg Ok vorbei. Leider ist es immer noch bedeckt, sodass die Berge und Gletscher wolkenverhangen sind.

 

Links und rechts der Piste besteht die Landschaft überwiegend aus groben Steinen. An Flussufern sorgen grünes Moos und Gras für eine wohltuende Abwechslung in der Landschaft.

Straße 550 - Kaldidalur
Straße 550 - Kaldidalur

Die Landschaft zieht uns nicht in ihren Bann. Dennoch genießen wir das Fahren.

 

Die geringere Profiltiefe macht sich deutlich bemerkbar. Mein Hinterrad dreht auf Schotter nun öfter durch.

 

Nachdem wir den Abzweig zur Straße 52 passiert haben, wird der Straßenzustand deutlich besser. Mit 80 bis 90 km/h fegen wir über die leichten Bodenwellen hinweg.

Þingvellir Nationalpark

Schlucht Almannagjá
Schlucht Almannagjá

Gegen 16 Uhr erreichen wir den Þingvellir Nationalpark. Der Park bietet durch seine Lage ein atemberaubendes Naturerlebnis. Durch die auseinanderdriftenden Kontinentalplatten Amerikas und Eurasiens entstand eine breite Senke.

 

Hier schufen die Winkinger bereits 930 n. Chr. das weltweit erste demokratische Parlament, das Alþing. Die sichtbaren Überreste sind jedoch sehr kümmerlich.

Þingvellir Nationalpark
Þingvellir Nationalpark

Zunächst schauen wir uns die Schlucht Almannagjá mit dem Wasserfall Öxararfoss an. Anschließend laufen wir weiter Richtung Süden. Rechts von uns liegt die amerikanische Kontinentalplatte, links von uns die eurasische.

 

Die Platten driften hier jedes Jahr um 1 bis 18 mm auseinander. Doch die Landschaft wirkt weniger spektakulär als es sich anhört.

Silfra-Spalte
Silfra-Spalte

Am Ende Schlucht haben wir von einem Felsen einen tollen Blick auf den See Þingvallavatn. Das Wasser stammt vom Gletscher Langjökull. Nach einer 40 km langen, unterirdischen Reise durch Fels- und Lavagestein sammelt sich hier das gefilterte, klare Wasser.

 

In der Silfra-Spalte besteht die Möglichkeit, zu tauchen. Im klaren Wasser soll die Sicht berauschend sein.

Campingplatz Vatnskot
Campingplatz Vatnskot

Im Nationalpark gibt es fünf Campingplätze. Wir entscheiden uns für den Platz Vatnskot, der zwar weniger Komfort bietet, aber durch seine Lage am See Þingvallavatn besticht.

 

Wir verbringen einen ruhigen Abend am See und besprechen den Ablauf des morgigen Tages. Da Daniels Urlaub endet, werden sich morgen unsere Wege trennen.

 

Ich muss für mich die Entscheidung treffen, ob ich im Norden oder im Süden zurück nach Seyðisfjörður fahren möchte. Da es für mich im Süden mehr zu entdecken gibt, ist diese Entscheidung schnell getroffen.

 

Ich liebäugle jedoch auch mit der Kjölur-Route, die nach Norden durch das Hochland führt. Mir schwebt vor, bis nach Hveravellir zu fahren und dann die gleiche Strecke wieder zurück.

Campingplatz Vatnskot
Campingplatz Vatnskot

Da ich bereits genügend Hochland gesehen habe und mein Hinterrad ohnehin nicht mehr ausreichend Profil aufweist, nehme ich mir stattdessen vor, auf meinem Rückweg noch ein paar Wandertouren einzulegen.

 

Hierzu gibt es im Süden ausreichend Gelegenheit. So kann ich Daniel auch noch ein Stück Richtung Reykjavík begleiten.

 

Die Sonne verschwindet langsam hinter dem Horizont. Über einen Berg legt sich langsam, von Norden kommend eine Wolkendecke. Die Szenerie wirkt surreal auf mich.

 

Genau solche Augenblicke haben mich in den vergangenen Wochen zu einem begeistern Camper werden lassen. Die Nähe zur Natur ist einfach unglaublich schön.


Mittwoch, 31. Juli 2013

Tag 20: Þingvellir Nationalpark - Hveragerði (169 km)

Goldener Kreis

Nachdem wir uns gestern den Þingvellir Nationalpark angeschaut haben, möchten wir heute mit dem Besuch des Wasserfalls Gullfoss und des Geysires den Goldenen Kreis vervollständigen. Über die Straßen 37 und 35 gelangen wir dorthin.

 

Das Wetter lässt heute zu wünschen übrig. Es ist bedeckt und windig. Im Westen sind Regenwolken zu erkennen. Kurz vor dem Geysir setzt Nieselregen ein. Dies habe ich rechtzeitig erahnen können und kurz vorher meine Regenkombi angezogen. Mittlerweile kann ich das Wetter auf Island ziemlich gut beurteilen. Zumindest bilde ich mir das ein.

Strokkur
Strokkur

Trotz des schlechten Wetters ist der Geysir vollkommen überlaufen. So viele Autos, Reisebusse und Touristen an einem Ort haben wir auf unser gesamten Reise noch nicht gesehen.

 

Schnell spulen wir das Pflichtprogramm ab. Wir beobachten die emporschießende Wasserfontäne des Strokkur und laufen am inaktiven Geysir vorbei.

Geysir
Geysir

Hotels, Restaurants und Souvenirshops warten auf die unzähligen Touristen. Wir begegnen hier dem Massentourismus in seiner reinsten Form. 

 

Wir fühlen uns zwischen den Menschenmassen sichtlich unwohl. Wir sehnen uns nach der Abgeschiedenheit und Stille des Hochlandes. Nachdem wir uns aufgewärmt haben, suchen wir schnell das Weite.

Gullfoss
Gullfoss

Der Gullfoss liegt nur wenige Kilometer entfernt. Auch hier treffen wir auf viele Menschen, aber es ist bei Weitem nicht so überlaufen.

 

Der Wasserfall stürzt über 32 m in zwei spektakulären Kaskaden in eine enge Schlucht. In der Schlucht weht ein sehr starker Wind, sodass wir uns teilweise durch flirrende Tröpfchen der aufgewirbelten Gischt bewegen.

Gullfoss
Gullfoss

Der Wasserfall hebt unsere Laune. Die Fahrt hierher hat sich daher schon gelohnt.

 

Vom Parkplatz aus sind am Horizont die Gletscher Langjökull und Hofsjökull zu erkennen. Sie wecken in mir Fernweh. Das Hochland ruft.

 

Bei schlechtem Wetter würde die Fahrt vermutlich nur wenig Spaß bereiten. Daher kann ich gut mit meiner Entscheidung leben.

Abschied

Wir folgen der Straße 35 bis auf die Ringstraße und fahren Richtung Reykjavík. Der Abschied naht. Übermorgen fliegt Daniel nach Deutschland zurück. Vorher muss er sich noch um die Verschiffung seines Motorrades kümmern. Außerdem möchte er sich an seinem letzten Tag auf Island noch die Hauptstadt anschauen.

 

In Selfoss nehmen wir in einer Burgerbude die letzte gemeinsame Mahlzeit zu uns. Anschließend lassen wir zur Erinnerung ein paar gemeinsame Fotos von uns machen.

 

Unsere Wege trennen sich schließlich an einer Tankstelle in Hveragerði. Das Wetter ist deutlich besser geworden. Die Sonne scheint. So lassen wir noch einmal die Erlebnisse der vergangenen zwei Wochen Revue passieren.

 

Mir hat es sehr viel Freude bereitet, mit Daniel durch Island zu reisen. Wir haben uns super verstanden. Auch die Kommunikation während der Fahrt ohne Bluetooth hat funktioniert. 

 

Die gemeinsame Routenfindung stellte auch kein Problem dar. Manchmal haben wir etwas länger diskutieren und zwischen verschiedenen Optionen abwägen müssen.

 

Allein wären wir wohl nicht durchs Hochland gefahren. Zusammen konnten wir jedoch eine der schönsten Erfahrungen auf Island machen. An die Zeit im Hochland erinnere mich noch heute gerne zurück.

 

Doch das schönste ist, das Erlebte mit jemandem teilen zu können. Daniel, dafür vielen Dank.

Hveragerði

Campingplatz Hveragerði
Campingplatz Hveragerði

In Hveragerði möchte ich mir ein Geothermalfeld anschauen. Doch ich finde es nicht. Nach etwa einer halben Stunde gebe ich entnervt auf und fahre auf den Campingplatz.

 

Hier treffe ich auf die GS- und MZ-Fahrer vom Mývatn. Die GS-Fahrer tragen auf ihrer Fahrt durchs Hochland abwechselnd eine Helmkamera.

 

Ein anderer deutscher Tourist stellt sein Notebook zur Verfügung, sodass wir uns einige Sequenzen anschauen können. Ich bin überrascht, wie gut die Filme geworden sind und wie gut sie das Fahrgefühl wiederspiegeln.

 

Vor dem Urlaub hatte ich mich gegen die Anschaffung einer Helmkamera entschieden. Nun ärgere ich mich ein wenig darüber. Meine Entscheidung steht daher fest. Zur nächsten Offroad-Tour werde ich mir eine Kamera zulegen.