Letzte Aktualisierung: 27.02.2016
Freitag, 2. Oktober 2015
Vor der Motorradtour habe ich an einer Rundreise in einem Overland Truck von Namibia über Botswana nach Simbabwe teilgenommen. Daher reise ich nicht gemeinsam mit den übrigen Teilnehmern aus Deutschland an, sondern erreiche Windhoek bereits am Vorabend mit einem Flug aus Simbabwe.
Zu Beginn der Rundreise durch Botswana hat mir die Hitze ordentlich zu schaffen gemacht. Nachdem ich einmal sogar bewusstlos zusammengebrochen bin, hatte ich zwischendrin Bedenken, dass die Motorradtour bei der Hitze zu viel für mich sein könnte.
Doch mein Körper hat sich langsam an die trockene Hitze gewöhnen können. Trinken, trinken, trinken! So lautete fortan meine Devise. Mit zunehmendem Wohlempfinden stieg wieder meine Zuversicht und Vorfreude auf das bevorstehende Motorradabenteuer mit Gravel Travel.
Um 19:15 Uhr lande ich auf dem Hosea Kutako International Airport, der sich etwa 40 km östlich von Windhoek befindet. Anders als bei meiner Anreise aus Deutschland wird nun mit allen Passagieren ein Ebola-Check durchgeführt. Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens zu möglichen Symptomen wird die Körpertemperatur mit einem Temperaturscanner überprüft.
Den Transfer vom Flughafen zur Windhoek Mountain Lodge, der Basis von Gravel Travel, habe ich bei meiner Reiseanmeldung mitgebucht. Doch als ich den Ankunftsbereich verlasse, ist niemand da, der mich in Empfang nimmt. Nach etwa 10 Minuten taucht der private Taxifahrer schließlich auf. Wie sich herausstellt, war er davon ausgegangen, ich würde mit dem späteren Flug aus Südafrika ankommen.
Während der langen Taxifahrt führen wir eine nette Unterhaltung über Namibia und über meine bisherigen Erlebnisse in Afrika. Insbesondere die Besteigung des Kilimanjaro und die Höhenkrankheit stoßen auf reges Interesse des Fahrers.
Um Windhoek gibt es an den Hauptverkehrsstraßen Checkpoints der Polizei. Beim Checkpoint hinter Windhoek kommt es beinahe zu einem Unfall. Die zweispurige Straße wird einspurig. Wir fahren auf der linken Spur. Auf der Überholspur fährt rechts von uns ein Jeep mit gleicher Geschwindigkeit. Der Taxifahrer möchte diesen vor dem Checkpoint noch auf der falschen Seite überholen, doch der Jeep beschleunigt ebenfalls. Das kleine Wettrennen endet damit, dass der Taxifahrer stark bremsen muss, da unsere Spur endet.
Genau an der Polizeistation kommen wir mit quietschenden Reifen vor den Pylonen zum Stehen. Es folgt eine lange und lebhafte Diskussion mit zwei Polizisten. Der Taxifahrer zeigt sich jedoch uneinsichtig, schiebt die Schuld auf den Jeep-Fahrer und beschwert sich auch noch, dass der Jeep nicht von der Polizei angehalten wurde. Nachdem mehrmals die gleichen Argumente ausgetauscht worden sind, gibt er dann doch klein bei, zeigt sich einsichtig und wir dürfen weiterfahren.
Gegen 21:00 Uhr erreichen wir die Windhoek Mountain Lodge. Dort werde ich von Ralf und Björn freundlich in Empfang genommen. Ralf ist der Firmengründer von Gravel Travel. Björn ist ein neuer Guide und wird meine Tour im Rahmen der Einarbeitung begleiten, um die Abläufe kennen zu lernen.
Nachdem ich mein wunderschönes Zimmer bezogen und geduscht habe, gibt es noch ein leckeres Abendessen für mich. Dabei lerne ich den Teilnehmer Michael aus Berlin kennen, der bereits heute Morgen angekommen ist. Michael ist Stammkunde bei Gravel Travel und hat schon an unzähligen Touren teilgenommen.
Michael fragt mich nach meinen bisherigen Motorrad- und Offroad-Erfahrungen. Ich erzähle ihm unter anderem von meiner Island-Reise, bei der ich mit meiner KTM im Hochland auf Schotterpisten unterwegs war. Michael ist zuversichtlich, dass mir die Straßen in Namibia keine großen Probleme bereiten werden. Das beruhigt mich.
Samstag, 3. Oktober 2015
Ich stehe früh auf, schaue mir die Lodge an, mache ein paar Fotos und genieße die tolle Aussicht von der Lodge auf die hügelige Umgebung. Mit Spannung erwarte ich die Ankunft der übrigen Teilnehmer und hoffe, dass die Gruppe ähnlich gut wie auf der Rundreise durch Botswana harmonieren wird.
Gegen halb neun treffen die übrigen acht Teilnehmer ein. Insgesamt besteht unsere Reisegruppe damit aus zehn Teilnehmern, die allesamt aus Deutschland kommen. Beim gemeinsamen Frühstück lernen wir uns etwas näher kennen. Mein erster Eindruck ist sehr positiv.
Die Gruppe im Überblick:
- Antonia und Ralf
- Anke und Jens
- Maik (Freund von Anke und Jens)
- Markus und Nicole (fahren auf einem Motorrad)
- Michael (mehrmaliger Teilnehmer an Gravel Travel Touren)
- Peter
Den Vormittag verbringe ich mit Entspannen. Unter anderem schaue ich mir Bildbänder von absolvierten Touren an. In den Büchern wird auch von Unfällen mit Knochenbrüchen berichtet und wie einzelne Teilnehmer ausgeflogen werden mussten. Auch die vermeintlich einfache Namibia Classic Tour scheint anspruchsvoll und nicht ungefährlich zu sein. Ich hoffe, dass bei uns alles gut gehen wird.
Mit Peter teile ich mir das Doppelzimmer. Peter besitzt schon seit einigen Jahren kein eigenes Motorrad mehr, nimmt jedoch immer wieder mal an geführten Motorradtouren teil. Diese haben ihn unter anderem nach Marokko und Südamerika geführt. Ich bin gespannt auf seine Erfahrungen.
Um 13:30 Uhr startet das einstündige Briefing. Unser Guide Rainer erläutert uns die Straßenverkehrsregeln und geht detailliert auf mögliche Gefahren auf den geschobenen Schotterpisten ein. Neben groben Steinen, Fahrbahnauswaschungen, Dornenzweigen, Tieren, Staubfahnen und Windhosen drohen Gefahren vor allem durch den Verkehr. Er mahnt zur Vorsicht und weist darauf hin, dass Schäden am Motorrad in Rechnung gestellt werden. Er empfiehlt daher den Abschluss einer zusätzlichen Versicherung.
Außerdem schildert er uns den groben Tagesablauf. Jeden Morgen wird es ein kurzes Briefing geben, zu dem wir abreisefertig erscheinen sollen. Anschließend fahren wir gemeinsam los. Jeder kann aber Geschwindigkeit und Pausen frei wählen. Es muss nicht in Kolonne gefahren werden. Auch allein Fahren ist gestattet. Das gefällt mir.
Rainer und Björn werden mit Jeep und Anhänger samt Gepäck, Werkzeug, Ersatzteilen und Ersatzmotorrädern hinterherfahren. Sie wollen außer Sichtweite bleiben und so keinen Zeitdruck aufbauen. Auch das kommt mir entgegen.
Um halb vier startet die Einführungsrunde. Wir werden mit den Motorrädern, allesamt modifizierte Yamaha XT 660 R, und den Navigationsgeräten vertraut gemacht. Mein Motorrad habe ich mir bereits am Vormittag ausgesucht und mit meinem Namen versehen dürfen.
Die Einführungstour führt über gut präparierte Schotterpisten durch die Auasberge. Da ich schon länger nicht mehr offroad und in diesem Jahr bisher sage und schreibe nur 13 km Motorrad gefahren bin (einmal zur Werkstatt und wieder zurück), nehme ich das Angebot war, die Grundfahrtechniken zu wiederholen. Auch Peter und Markus nehmen daran teil.
Nachdem wir unter anderem das Fahren im Stehen, Gewichtsverlagerung und Bremsen unter Anleitung von Rainer aufgefrischt haben, fahren wir die Etappe selbstständig zu Ende. Das Fahren mit der Yamaha XT 660 R macht richtig Spaß, auch wenn ich die Bewegungsabläufe noch etwas verinnerlichen muss, damit diese automatisiert ohne Nachdenken ablaufen. Gegen 18:00 Uhr bin ich wieder in der Lodge.
Am Abend erwartet uns ein erstes kulinarisches Highlight - das Bushman-Fondue. Fleischstücken von der Qryx-Antilope werden auf einen Spieß gesteckt und in heißes Öl getaucht. Es dauert etwas, bis wir die richtige Bratzeit herausgefunden haben. Die ersten Stücken sind noch nicht durch. Also noch einmal in den Topf damit.
Das Fleisch schmeckt sehr lecker. Dazu gibt es Knoblauchbrot und Kartoffel-Gratin. Als wäre das noch nicht genug, hat Hermann weitere Köstlichkeiten gezaubert. Hermann ist Koch aus Deutschland. Er hat an einem Kochwettbewerb in Namibia sowie in der Vergangenheit an einigen Gravel Travel Touren teilgenommen. Daher hat er es sich nicht nehmen lassen, für uns zu kochen. Vielen Dank!
Wir verbringen den Abend an der Bar bei kühlem Bier, unterhalten uns und schauen uns Bilder vergangener Touren an. Was für eine tolle Einstimmung auf die kommenden Tage.
Sonntag, 4. Oktober 2015
Die erste Etappe soll uns nach Gochas führen. Zunächst folgen wir der asphaltierten B1 nach Rehoboth. Dort tanken wir erstmals. Anschließend biegen wir endlich auf eine Schotterstraße ab. Die einfach zu fahrenden Pisten C25 und C15 führen über Uhlenhorst und Stampriet nach Gochas. In Stampriet legen wir einen weiteren Tankstopp ein.
Ich lasse es ruhig angehen und bin der letzte Fahrer. Hin und wieder fahre ich an einigen Teilnehmern vorbei, die gerade Pause machen, lasse mich dann jedoch wieder überholen. Das Fahren macht Spaß, auch wenn es größtenteils nur geradeaus geht. Ich genieße die Landschaft und lasse die endlose Weite und Stille auf mich wirken.
Die Farbe der Straße ist wechselt ständig. Mal dominieren rote, mal weiße und mal braune Farbtöne. Die Fahrt durch das Auob-Tal sorgt landschaftlich für Abwechslung. Ich mache regelmäßig Pausen, um Fotos zu machen, vor allem aber um zu trinken.
Ich fahren an Ziegen, Rindern und Eseln vorbei. Menschen am Wegesrand winken mir zu. Kurz vor dem heutigen Tagesziel treffe ich auf eine Windhose, die einigen Motorradfahrern schon zum Verhängnis geworden sein soll. Ich warte und beobachte, wie sich die Windhose auf der Straße fortbewegt und ständig ihre Richtung ändert. Als sie mehrere Meter von der Fahrbahn entfernt ist, fahre ich vorsichtig an ihr vorbei. Der starke Wind ist jedoch noch deutlich zu spüren.
Kurz vor der Lodge überholt mich während einer Pause schließlich das Begleitfahrzeug. Ich bin dann wohl doch etwas zu langsam unterwegs. Die letzten Kilometer folgt mir das Begleitfahrzeug in Sichtweite, was jedoch in Ordnung ist. Um 14:45 Uhr erreiche ich die Auob Lodge. Für die 345 km habe ich etwas über sechs Stunden benötigt.
Heute teile ich mir das Doppelzimmer mit Maik, der aus der Nähe meiner Heimat kommt und viele Motorradreisen unternimmt. Wir sind insgesamt drei Singles, die Doppelzimmer gebucht haben. Daher einigen wir uns, dass jeden Tag ein anderer ein Doppelzimmer für sich allein haben darf.
Nach einer Dusche genießen wir das kühle Wasser im Pool und lassen es uns bei kühlem Bier gut gehen. Um 16:00 Uhr gibt es ein kurzes Briefing durch den Lodge-Inhaber mit Fokus auf die bevorstehende Pirschfahrt durch das private Wildreservat.
Um 17:00 Uhr beginnt die Pirschfahrt. In einem offenen Jeep geht es auf Pisten durch das private Wildreservat. Unterwegs bekommen wir Impalas, Wasserböcke, Oryx-Antilopen, Strauße und Giraffen zu sehen. Die Giraffen haben erst vor wenigen Monaten Nachwuchs bekommen, den wir auch zu Gesicht bekommen.
Wir kommen auch an einigen Gemeinschaftsnestern der Webervögel vorbei. Die Nester sind so groß, dass in der Regenzeit sogar Bäume unter ihrer Last zusammenbrechen können. Neben den Gemeinschaftsnestern leben Webervögel aber auch in kleinen Nestern, die abenteuerlich an Zweigen befestigt sind.
Am Ende der Pirschfahrt halten wir auf einer kleinen Anhöhe und genießen bei kühlem Bier unseren ersten Sonnenuntergang auf unserer Tour. Viele weitere werden in den nächsten Tagen noch folgen.
Doch der Tag ist für uns noch nicht zu Ende. Den krönenden Tagesabschluss bildet das Abendessen in den Dünen der Kalahari Wüste mitten im Wildreservat. Auf einer Anhöhe hat die Auob Lodge ein Buffet und Tische aufgebaut. Ein Lagerfeuer und zahlreiche Lichter erzeugen eine stimmungsvolle Atmosphäre. Einfach wunderschön!
Unter dem unglaublichen Sternenhimmel Namibias genießen wir ein famoses Abendessen. Das Buffet besteht aus Springbock, Lamm und Beilagen. Zum Abschluss gibt es ein leckeres Dessert. Wir sind begeistert vom ersten Tag. Wenn das in den nächsten Tagen so weiter geht, dann ist die Reise jeden Euro wert.
Montag, 5. Oktober 2015
Nach einem herzhaften Frühstück, bestehend aus Rührei, Bacon und Wurst, fahren wir gut gestärkt gegen 9:00 Uhr weiter Richtung Süden. Tagesziel ist heute eine Lodge nahe des Köcherbaumwaldes. Rainer hat uns für heute ein fahrerisches Highlight versprochen, ohne näher darauf einzugehen. Mal schauen, was uns auf der Strecke erwarten wird.
Zunächst fahren wir in das nahe gelegene Gochas, um uns dort einen Friedhof der deutschen Schutztruppe anzuschauen. Leider ist der Friedhof verschlossen und von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben. Anhand der Grabinschriften ist manchmal erkennbar, wie die Soldaten gestorben sind. Gefallen bedeutet, dass der Soldat bei einem Angriff der Deutschen gestorben ist. Kam der Soldat jedoch bei einem Angriff der einheimischen Bevölkerung ums Leben, so wurde er ermordet. Starb der Soldat eines natürlichen Todes, so ist dies mit verstorben auf dem Grabstein vermerkt.
Die Piste C15 führt weiter durch das Auob-Tal. Wir verlassen die C15 und folgen der C17. Nach einer scharfen Rechtskurve kommt das angekündigte Highlight. Die Straße führt nun durch die roten Dünen der Kalahari Wüste. Die nächsten Kilometer geht es nun wie in einer Achterbahn ständig auf und ab. Fahrspaß pur! Alle sind begeistert. Ich würde am liebsten umkehren, um die Strecke noch einmal zu fahren. Doch leider leuchtet schon meine Tankanzeige.
Wenige Kilometer weiter folgt die Ortschaft Koës, die ich gegen halb zwölf erreiche. Nach dem Tanken mache ich dort Mittagspause. Hinter Koës ist die C17 nur noch eine lange Gerade, die durch flaches Land führt. Der weiße Belag ist etwas sandiger als bisher. Es gibt kurze Sandpassagen und längere Abschnitte Wellblech.
Mein rechter Fuß tut etwas weh. Ich bin mit Tourenstiefeln unterwegs, die keine steife Sohle haben, was sich nachteilig auf die Belastung des Fußes beim stehenden Fahren auswirkt. Ich hoffe, dass dies in den nächsten Tagen nicht zum Problem werden wird.
Um 14:30 Uhr erreiche ich den Giant's Playground, der wenige Kilometer vom Köcherbaumwald entfernt liegt. Riesige Felsbrocken wirken tatsächlich wie von Riesenhand in die Landschaft gestreut. Ich folge dem Rundweg durch das steinerne Erosionslabyrinth und mache unzählige Fotos. Insbesondere Motive mit Köcherbäumen haben es mir angetan.
Um Viertel nach drei erreiche ich das Quiver Tree Forest Rest Camp, unsere heutige Unterkunft. Wir nächtigen in einfachen, kleinen Häuschen. Man kann auch in so genannten Iglus übernachten, deren Aussehen mich ein wenig an Star Wars erinnert. Nachdem ich mich häuslich eingerichtet und geduscht habe, wasche ich meine Funktionskleidung, schreibe an meinem Reisetagebuch und entspanne.
Die Besitzer des Camps halten zwei Geparden in einem großen Gehege. Um 17:00 Uhr können wir der Fütterung der Geparden beiwohnen. Es besteht sogar die Möglichkeit, mit in das Gehege hineinzugehen, nachdem die Geparden ihre Portion Fleisch erhalten haben.
Ich habe großen Respekt vor wilden Tieren. Daher schaue ich mir die Fütterung lieber von außerhalb des Geheges an. Als ich sehe, wie die Besitzerin von den Geparden angefaucht wird, fühle ich mich in meiner Entscheidung bestätigt. Es mag in der Vergangenheit immer gut gegangen sein, aber sobald sich ein Gepard bedroht fühlen sollte, wird er seinem Instinkt folgen. Ich möchte dann nicht daneben stehen.
Eine Gruppe asiatischer Touristen, allesamt mit Kameras mit riesigen Objektiven ausgestattet, geht bis auf ein, zwei Meter an den Geparden heran. Respekt. Die Geparden sind mit ihrem Stück Fleisch beschäftigt und lassen sich von den Touristen nicht stören.
Nachdem der Gepard fertig ist, traut sich ein Erdmännchen langsam an die Reste heran. Es ist putzig mit anzusehen, wie sich das Erdmännchen Stück für Stück näher herantraut, die Umgebung genau beobachtet und bei geringstem Verdacht einige Meter zurückrennt, um sich dann wieder langsam dem Knochen zu nähern. Nach unzähligen Minuten hat der den Knochen schließlich erreicht.
Auf dem Gelände wird außerdem ein Warzenschwein gehalten, das frei herumläuft und sehr liebebedürftig ist. Streicheleinheiten belohnt es mit einem zufriedenen Grunzen. Höre ich jedoch auf, fordert es die volle Aufmerksamkeit ein, in dem es mich kräftig anstupst oder immer wieder meine Wasserflasche umstößt, die ich auf dem Boden abgestellt habe.
Um kurz nach sechs fahren wir mit dem Jeep in den Köcherbaumwald. Einige sitzen im Auto, der Rest fährt auf dem Anhänger mit. Wir verbringen etwas über eine Stunde in dem Wald, genießen die tolle Stimmung und den Sonnenuntergang. Natürlich gibt es auch wieder kühles Bier.
Der Köcherbaum ist eigentlich kein Baum, sondern eine Aloen-Art. Der Name stammt von den San, die früher Pfeilköcher aus seinen Ästen geschnitzt haben. Es handelt sich auch um keinen Wald im klassischen Sinne. Normalerweise kommt der Köcherbaum eher isoliert vor. In dieser Gegend tritt er jedoch gehäufter auf.
Auf der Suche nach guten Fotomotiven laufe ich durch den Wald, klettere auf Felsen und mache viele Bilder von den Bäumen im Gegenlicht der untergehenden Sonne. Die vielen verschiedenen Farbtöne am Horizont im Verlauf des Sonnenuntergangs sind einfach schön. Es lohnt sich auf jeden Fall, den Köcherbaumwald bei Sonnenuntergang zu besuchen.
Zum Abendessen gibt es Geschnetzeltes vom Springbock. Wir unterhalten uns über das Reisen im allgemeinen und über unsere Motivation im speziellen. Es ist ein sehr anregendes Gespräch. Von Erreichen eines selbst gesteckten Zieles, über Selbstfindung und Selbstsein ist alles dabei.
Dienstag, 6. Oktober 2015
Nach dem Briefing um 8:30 Uhr geht es weiter Richtung Süden. Heute wollen wir Noordoewer an der Grenze zu Südafrika erreichen. Unterwegs werden wir am Cañon Roadhouse und am Fish River Canyon Halt machen.
Unser Guide Björn kann es als begeisterter Motorradfahrer nach zwei Fahrtagen bereits im Auto nicht mehr aushalten. Daher begleitet er uns heute auf einem der Ersatzmotorräder und legt ein ordentliches Tempo vor.
Nach einem Tankstopp in Keetmanshoop biegen wir auf die Nebenstraße D608 ein. Die kurvige und hügelige Piste führt durch die Klein Karasberge. Die Landschaft ist schön und das Fahren macht Spaß. Es folgen längere, gerade Etappen auf den Straßen C12 und C37, die mit einigen leichten Sandpassagen aufwarten.
Um Viertel vor zwölf erreiche als einer der Letzten das Cañon Roadhouse, ein gemütliches Rasthaus mit uriger Atmosphäre und gelungener Oldtimer-Dekoration. Die automobilen Artefakte sind liebevoll über das gesamte Anwesen verstreut und geben wundervolle Fotomotive ab. Zum Beispiel ragt aus dem Motorraum eines Oldtimerwracks pittoresk ein Köcherbaum.
Weitere Oldtimer sind im Erlebnis-Restaurant verteilt, dessen Ausstattung sich am Thema "Roadhouse" orientiert. Das Ambiente hat ein bisschen was von Tankstelle und Werkstatt. Automobil-Liebhaber sollten sich das Cañon Roadhouse nicht entgehen lassen.
Nach einer längeren Mittagspause und einem leckeren Hamburger geht es weiter zum Fish River Canyon, den wir gegen halb zwei erreichen. Mit einer Tiefe von bis zu 549 m und einer Breite von bis zu 27 km steht der Fish River Canyon hinter dem amerikanischen Grand Canyon und dem mexikanischen Copper Canyon auf Platz drei in der Welt.
Von einer Aussichtsplattform genießen wir die fantastische Aussicht auf und in den Canyon. Ich fahre anschließend mit dem Motorrad noch etwas weiter nach oben, um den riesigen Canyon aus einer anderen Perspektive ablichten zu können.
Die Piste C37 führt weiter durch eine atemberaubende Mondlandschaft. Es gibt viel Wellblech und viele sandige Stellen, die unsere volle Aufmerksamkeit erfordern.
Heute ist besonders heiß. Die Hitze macht uns allen zu schaffen. So viel kann man gar nicht trinken, wie der Körper beim Fahren an Wasser verliert. Ich halte alle dreißig Minuten an und trinke etwa einen halben Liter Wasser. Zum Glück habe ich mich im Cañon Roadhouse mit reichlich neuem Wasser eingedeckt, sonst hätte mein Vorrat nicht gereicht.
Beim Abbiegen auf die Straße C13 taucht das Weintraubenanbaugebiet Aussenkehr auf. Auf mittlerweile über 1000 Hektar werden hier Weintrauben angebaut, die vor allem für den Export nach Europa und Südafrika bestimmt sind. Das satte Grün der Reben bildet einen krassen Kontrast zu den Brauntönen der umgebenden Mondlandschaft.
Die Zustand der Straße bessert sich deutlich. Weniger Kilometer später ist die Straße asphaltiert. Ich möchte so schnell wie möglich in Noordoewer ankommen und gebe ordentlich Gas. Doch die Kilometer ziehen sich hin. Wir müssen außerdem zunächst einige Kilometer an unserer Unterkunft vorbeifahren, um an einer Tankstelle unsere Tanks zu füllen. Um 17.15 Uhr erreiche ich schließlich völlig erschöpft Felix Unite, das wunderschön am Orange River liegt.
Heute komme ich den Genuss, in den wunderschönen Cabanas ein Doppelzimmer für mich allein zu haben. Das Badezimmer muss ich mir jedoch mit Maik und Peter teilen. Nach einer kalten Dusche geht es an den Pool, wo Snacks und ein kühles Bier auf mich warten.
Zum Abendessen gibt es gegrillte Hähnchen mit Reis, Kartoffeln und Gemüse. Wir lassen den Abend bei Bier und Wein an der Bar ausklingen. Die Stimmung ist wie jeden Abend gut. Die Gruppe harmoniert wunderbar. Der Urlaub macht mir richtig Spaß.