Letzte Aktualisierung: 01.01.2014

MOTORRADREISE - ISLAND (2013) - Reisebericht - Färöer

Ankunft

Fähre Norröna
Fähre Norröna

Endlich - die Färöer sind in Sicht! Es ist 22 Uhr und die Aussicht, in Kürze wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, lassen mich die Strapazen der Fährfahrt infolge einer leichten Seekrankheit vergessen.

 

Den ganzen Tag über war es bedeckt und Regenschauer gab es auch. Doch nun reißt der Himmel stellenweise auf und blauer Himmel kommt zum Vorschein. Was für ein magischer Moment. Meine Stimmung bessert sich schlagartig und meine Vorfreude steigt ins Unermessliche. Die Färöer haben jetzt schon gewonnen!

 

Mit meinem Motorrad steuere ich den Campingplatz in Tórshavn an, der nur wenige Kilometer vom Fährhafen entfernt liegt, und schlage mein Nachtquartier auf. In den nächsten zweieinhalb Tagen möchte ich die Färöer mit dem Motorrad erkunden - bevor es weiter nach Island geht.

Fahrt nach Norden

Tjørnuvík - Blick auf Risin und Kellingin
Tjørnuvík - Blick auf Risin und Kellingin

Mein erstes Ziel ist der kleine Ort Tjørnuvík, von dem aus man einen guten Blick auf Risin und Kellingin - das bekannteste Naturdenkmal der Färöer - haben soll. Die beiden Basaltsäulen, die sich vor der Nordküste aus dem Meer erheben, wirken von hier aus sehr klein, sollen aber jeweils etwa 80 m hoch sein. Der Sage nach sind dies ein Riese und sein Trollweib, die beim Versuch, die Färöer nach Island zu entführen, versteinert worden sind.

Kirche in Funningur
Kirche in Funningur

Meine Reise führt mich weiter nach Norden. Die kleine Straße von Eiði nach Funningur ist eine Panorama-Strecke mit vielen Ausblicken. Auch von hier lassen sich die Felsen Risin und Kellingin bestaunen.

 

Am östlichen Ende der Passstraße liegt in idyllischer Lage der Ort Gjógv. Auf meinem Weg zu den Nordinseln passiere ich die Orte Funningur, Elduvík und Oyndarfjørður, die zum Verweilen einladen.

Zwischen Eiði und Funningur
Zwischen Eiði und Funningur

Viele kleine Dörfer kämpfen auf den Färöern ums Überleben. Die Menschen zieht es in größere Dörfer und in Städte. Viele Häuser verfallen allmählich oder werden bestenfalls noch als Wochenenddomizil genutzt.

 

Doch in einigen Orten wird mittlerweile wieder gebaut. Insbesondere junge Familien zieht es zurück aufs Land.

Rocking Stones in Oyndarfjørður
Rocking Stones in Oyndarfjørður

In Oyndarfjørður können die "Rocking Stones" bewundert werden - zwei große Felsbrocken, die so fein ausbalanciert sind, dass sie durch Wellen in Bewegung versetzt werden können und daher mit Ketten gesichert werden müssen.

 

Ich habe jedoch Pech. Das Meer ist so ruhig, dass ich keinerlei Bewegung der Felsen erkennen kann.

Kirche in Kunoy
Kirche in Kunoy

Bevor ich in Klaksvík mein Zelt aufschlage, möchte ich noch die Nordinseln Kunoy, Borðoy und Viðoy mit dem Motorrad erkunden. Das gute Wetter will schließlich genutzt werden.

 

Highlight sind für mich die einspurigen, unbeleuchteten Tunnel mit Buchten zum Ausweichen. Die Tunnel sollen nicht nur die Inseln miteinander verbinden, sondern auch kleine Dörfer vor der Entvölkerung bewahren.

Am Hvannasund
Am Hvannasund

Sobald man in einen Tunnel einfährt, ist es stockdunkel. Nur das Licht am Ende des Tunnels ist erkennbar.

 

Außerdem kommt in den engen Tunneln der Klang meiner KTM wunderbar zur Geltung. Insbesondere beim starken Beschleunigen am Tunnelausgang habe ich das Gefühl, als säße ich auf einer Kanonenkugel. Spaß pur!

Bei Klaksvík
Bei Klaksvík

In Klaksvík stelle ich am Campingplatz fest, dass die Bezahlung und Übergabe des Schlüssels in der Touristeninformation bis 17 Uhr hätte erfolgen müssen. Vor der Touristeninformation treffe ich auf den Finnen Jari mit seiner BMW R 1200 GS, den ich auf der Fähre kennen gelernt habe und der vor dem gleichen Problem wie ich zu stehen scheint. Da der nächste Campingplatz zu weit weg ist, entschließen wir uns für ein Doppelzimmer in einem Hotel.

Haldarsvík
Haldarsvík

Der erste Tag auf den Färöern war ein voller Erfolg. Auf kleinen, kurvigen und hügligen Straßen ging es durch Täler und kleine Dörfer sowie an Fjorden und engen Meeresstraßen vorbei - genau das richtige Terrain für meine KTM und mich.

 

Es war fast durchgehend bewölkt, ab und an hat es genieselt, vereinzelt schien kurz die Sonne. Dies kann durchaus als "gutes Wetter" auf den Färöern bezeichnet werden.

Fahrt nach Süden

Bei Klaksvík
Bei Klaksvík

Eigentlich war für Vormittag schlechtes Wetter vorhergesagt. Als wir gegen 7 Uhr wach werden, ist davon jedoch nichts zu sehen. Nach einem ordentlichen Frühstück mit reichlich Appetit brechen wir auf.

 

Hier trennen sich die Wege von Jari und mir. Ich fahre wieder nach Süden. Jari möchte sich zunächst die Nordinseln anschauen.

Selatrað
Selatrað

Auf dem Weg in den Osten Eysturoys wird das Wetter schlechter. Die Wolken hängen so tief, dass von den Windkraftanlagen bei Æðuvík nichts zu sehen ist. Ich höre nur das Rauschen der Rotorblätter im Wind.

 

Auf dem Weg nach Selatrað bin ich kurz davor, umzukehren. Doch in der engen Meeresstraße Sundini herrscht besseres Wetter, sodass ich doch etwas Zeit in Selatrað verbringen kann.

Saksun
Saksun

Gegen Mittag erreiche ich das Dorf Saksun, den für mich schönsten Flecken Erde auf den Färöern. Saksun liegt in einem grünen Tal an einer Bucht mit tollem Sandstrand. Grasbedeckte Häuser, eine Kirche und von den Berghängen rauscht das Wasser - einfach traumhaft.

 

Wie ich später feststelle, ist Saksun ein beliebtes Postkartenmotiv - und das vollkommen zurecht.

Saksun
Saksun

In Saksun verbringe ich knapp zwei Stunden, gehe am Strand spazieren und lasse die Landschaft auf mich wirken. Da gerade Ebbe ist, kann ich auf einer Sandbank entlangspazieren. Dabei bieten sich mir tolle Ausblicke in das Tal.

 

Und als wäre das noch nicht genug, scheint für kurze Zeit die Sonne. Da ich nicht weiß, wie lange das Wetter halten wird, schwinge ich mich auf mein Motorrad.

Saksun
Saksun

Auf dem Weg nach Vestmanna wird das Wetter deutlich schlechter. Es beginnt zu nieseln. Plötzlich fahre ich durch Wolken, die Sicht ist sehr schlecht.

 

An einer Tankstelle warte ich knapp eine Stunde aussichtslos auf besseres Wetter. So fahre ich weiter nach Vestmanna, in der Hoffnung, dass das Wetter hinter der nächsten Kurve besser ist.

Saksun
Saksun

Doch ich werde enttäuscht. Die Sicht wird immer schlechter und nun regnet es auch noch. Als Orientierung dient mir lediglich die Markierung am rechten Fahrbahnrand sowie das Rücklicht des vor mir fahrenden Autos.

 

Völlig durchnässt und ausgekühlt erreiche ich Vestmanna und steuere die Tankstelle am Ortseingang an. Hier verbringe ich die nächsten zwei Stunden mit Warten.

Saksun
Saksun

Direkt gegenüber liegt ein Campingplatz. Doch Zelten erscheint mir bei diesem Wetter wenig attraktiv. In Sandavágur besteht die Hoffnung auf ein warmes Zimmer. Daher geht es den gleichen Weg mit der schlechten Aussicht wieder zurück.

 

In Sandavágur treffe ich wieder auf Jari. Auf dem kleinen Campingplatz quartieren wir uns in einem Doppelzimmer ein. Mittlerweile weht ein ordentlicher Wind.

Der letzte Tag

Auf dem Weg nach Gásadalur
Auf dem Weg nach Gásadalur

Am letzten Tag auf den Färöern fahre ich zunächst nach Gásadalur. Während der Fahrt bieten sich mir wundervolle Ausblicke auf die vorgelagerten Inseln, darunter Mykines.

 

Auf der Rückfahrt nach Tórshavn wage ich einen neuen Versuch mit Vestmanna. Der Weg dorthin lohnt sich. Die Straße führt durch ein Tal und schlängelt sich einem Berghang mit tollen Aussichten entlang.

Auf dem Weg nach Vestmanna
Auf dem Weg nach Vestmanna

Eigentlich wollte ich die Straße 10 nach Tórshavn nehmen. Doch diese scheint schlecht ausgeschildert zu sein, so dass ich die Abfahrt verpasse. Daher fahre ich zunächst die Straße 50 bis in die Hauptstadt, um von dort die Straße 10 zum Berg Sornfelli anzusteuern. Auf dem Berg war bis 2011 eine Radarstation beherbergt, so dass eine Straße bis zur Spitze führt. Von hier aus soll man ein guten Blick auf die Färöer haben.

Blick in den Kaldbaksfjørður
Straße 10 - Blick in den Kaldbaksfjørður

Mittlerweile hat der Wind deutlich zugenommen. Da ich auch noch auf einem Bergkamm fahre, werde ich ordentlich durchgeschüttelt. Doch die Aussicht entschädigt für die Strapazen.

 

Wolken ziehen direkt über den Bergkamm. Der höher gelegene Sornfelli ist komplett wolkenverhangen. Dennoch fahre ich den schmalen Weg bis auf die Spitze. Ein wenig Abenteuer am letzten Tag muss sein.

Kreuzfahrtschiff im Hafen
Kreuzfahrtschiff im Hafen von Tórshavn

Den Rest der Zeit bis zum Einlaufen der Fähre verbringe ich in Tórshavn. Ich schlendere durch die Stadt und schaue mir einige Sehenswürdigkeiten an. Viele Menschen sind auf den Straßen, ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen vor Anker.

 

Zudem genieße ich bei herrlichem Sonnenschein und Reggae-Musik die Atmosphäre am Hafen. Ein schöner Abschluss meines Kurzbesuches.

Die Färöer von der Fähre aus
Die Färöer von der Fähre aus

Mein erster Eindruck am Ankunftstag hat sich bestätigt. Der Zwischenstopp auf den Färöern hat sich gelohnt, auch wenn das Wetter nicht immer das beste war. Mir gefällt die Landschaft sehr.

 

Falls es mich noch einmal nach Island verschlagen sollte, werde ich wieder die Färöer einplanen, um mir die südlichen Inseln anschauen zu können. Aber nun geht es erst einmal weiter nach Island.