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Stopover Island: Vulkane und Gletscher

Sonntag, 31. Juli 2016

Tag 1: Anreise nach Island

Normalerweise bin ich vor einem Urlaub immer etwas angespannt und nervös - trotz umfangreicher Vorbereitung. Doch diesmal ist alles anders. Ich bin total tiefenentspannt.

 

Ein Grund hierfür ist, dass ich an einem Sonntagnachmittag in den Urlaub starte. So bleibt genügend Zeit für die letzten Vorbereitungen und die Hektik am frühen Morgen entfällt. Ich kann am Nachmittag ganz entspannt zum Flughafen aufbrechen.

 

Die letzten Wochen auf Arbeit waren aufgrund von Mehrarbeit sehr herausfordernd und anstrengend. Letztendlich haben wir kurz vor meinem Urlaub noch einen wichtigen Meilenstein erreichen können, so dass ich beruhigt in den Urlaub starten kann. Mein Urlaub fällt außerdem in die zweiwöchigen Betriebsferien meines aktuellen Entwicklungspartners. Das bedeutet, dass während meiner Abwesenheit nur wenig Arbeit anfallen wird.

 

Für meine nächsten Urlaube sollte ich dies im Hinterkopf behalten. Anstatt die Urlaubstage maximal auszureizen, sollte ich lieber einen Tag später und dafür entspannt starten. Es scheint sich zu lohnen.

 

Die Anreise nach Island mit der Bahn und dem Flugzeug verläuft planmäßig und reibungslos. Diesmal habe ich mich aufgrund des Preises für einen Nachtflug entschieden. Zwanzig Minuten vor Mitternacht Ortszeit lande ich auf dem Flughafen Keflavík.


Montag, 1. August 2016

Tag 2: Tagestour "Inside the Volcano"

Ankunft auf dem Campingplatz

Auf dem Flughafen in Keflavík dauert es mal wieder länger. Es gibt nach wie vor nur drei Gepäckbänder. Mein Gepäck soll auf Band 3 ankommen. Die Minuten verstreichen, während unzählige Gepäckstücke an mir vorbeiziehen. Die bekannten Gesichter aus dem Flugzeug werden immer weniger, doch mein Gepäck ist immer noch nicht da. Langsam werde ich etwas nervös.

 

Schließlich schaue ich doch auf den anderen Gepäckbändern nach und werde tatsächlich fündig. Auf Band 2 zieht meine Tasche mutterseelenallein gemütlich ihre Runden. Habe ich etwa eine Durchsage verpasst? Egal! Ich greife mir meine Tasche und nehme den nächsten FlyBus Richtung Reykjavík

 

Um Viertel vor zwei erreiche ich den Campingplatz in Reykjavík. Nach Anmeldung, Aufbau und Einrichtung des Zeltes sowie einer Dusche falle ich kurz vor drei erschöpft in den Schlaf.

 

Dies ist die erste Nacht in meinem neuen Schlafsack mit einer Komforttemperatur von +1°C, den ich mir extra für die kalten Nächte in Grönland zugelegt habe. Mitten in der Nacht wache ich schweißgebadet auf. Bei Temperaturen zwischen 5°C und 10°C ist der Schlafsack für mich eindeutig zu warm. Daher lasse ich den oberen Teil des Reißverschlusses auf, damit überschüssige Wärme entweichen kann.

Stadtrundgang

Bereits um sieben Uhr falle ich mit leichten Kopfschmerzen aus dem Schlafsack. Im nahe gelegenen Supermarkt decke ich mich mit Lebensmitteln ein. Nach einem reichhaltigen Frühstück und meinem ersten Skyr sieht die Welt schon deutlich besser aus. Die Kopfschmerzen sind weg.

 

Bevor ich am Nachmittag zu meiner ersten gebuchten Tour aufbreche, möchte ich mir in der Stadt etwas die Zeit vertreiben. Aufgrund eines für mich überraschenden Feiertags (1. Montag im August) fahren die Busse jedoch erst ab 10 Uhr ins Stadtzentrum. Viele Geschäfte sind zudem geschlossen. Es ist sehr ruhig in der Stadt und es gibt wenig zu sehen.

 

Nach einem kurzen Rundgang am Hafen lasse ich mir im Café Loki in der Nähe der Hallgrímskirkja eine isländische Platte mit traditionellen Speisen und einen Skyr schmecken. Wohl gestärkt geht es zurück zum Campingplatz.

Inside the Volcano

Ein Grund für meinen kurzen Aufenthalt auf Island ist unter anderem die Tagestour "Inside the Volcano". Auf Island hat man die einmalige Möglichkeit, das Innere eines erloschenen Vulkans zu erkunden. Normalerweise kollabieren die Magmakammern, doch beim Vulkan Þríhnúkagígur sind diese erstaunlicherweise erhalten geblieben.

 

Kurz vor 14 Uhr werde ich vom Campingplatz abgeholt. Nach einem Umstieg in einen kleinen Reisebus geht es weiter in das südöstlich von Reykjavík gelegene Skigebiet. In einer Skihütte bekommen wir gelbe Regenmäntel für die bevorstehende Wanderung zum Vulkan. 

 

Etwa drei Kilometer führt der Weg durch moosbedeckte Lavafelder sowie an einigen Lavaspalten und -höhlen vorbei. Trotz des wechselhaften Wetters genieße ich die Wanderung. Unsere beiden Führerinnen versorgen uns mit interessanten Informationen und sorgen für Stimmung.

 

Am Fuße des Vulkans gibt es ein kleines Basislager. In einer Hütte tauschen wir die Regenmäntel gegen Auffanggurte und Helme. Die Gruppe wird in drei kleine Gruppen eingeteilt, da die zulässige Personenzahl im Inneren des Vulkans begrenzt ist. 

 

Mit einem Fassadenlift, wie er beim Putzen von Fenstern von Hochhäusern verwendet wird, geht es etwa 120 m tief in den Vulkan hinein. Die Öffnung ist oben sehr schmal. Der Lift passt gerade so durch. Es wackelt ein wenig und dann geht es nur noch senkrecht nach unten in die Tiefe.

Das Innere des Vulkans ist stimmungsvoll beleuchtet. So kommen die verschiedenen Farbtöne des Lavagesteins wundervoll zur Geltung. Wir haben etwa dreißig Minuten Zeit, um die imposante Magmakammer auf eigene Faust zu erkunden. Der Rundweg erfordert an einigen Stellen etwas Klettergeschick, das jedoch mit tollen Aussichten belohnt wird.

 

Mir ist ab und an leicht schwindlig. Dies ist hier unten nicht ungewöhnlich. Aufgrund der vielen ungleichmäßigen Formen und Flächen sowie des fehlenden Horizontes kann der Körper Schwierigkeiten mit dem Gleichgewichtssinn bekommen.

 

Bevor es den Wanderweg zurückgeht, stärken und wärmen wir uns in der Hütte mit einer isländischen Fleischsuppe. Auf der Rückfahrt nach Reykjavík berichtet uns die Führerin von den vielen verschiedenen isländischen Biersorten, die wir unbedingt probieren sollten. Dabei merke ich wieder einmal, wie stolz im positiven Sinne die Isländer  auf ihr Land sind.

Tagesausklang

Um Viertel nach acht bin ich wieder auf dem Campingplatz in Reykjavík. Die Tagestour war ein einmaliges Erlebnis und jeden Euro wert. Den Abend lasse ich mit leckeren Hot Dogs ausklingen und gehe früh zu Bett, da ich etwas Schlaf nachholen muss.


Dienstag, 2. August 2016

Tag 3: Tagestour "Into the Glacier"

Heiße Quellen und Wasserfälle

Ein weiterer Grund für meinen Aufenthalt auf Island ist die Tagestour "Into the Glacier", ebenfalls eine äußerst sehenswerte Attraktion. In den Gletscher Langjökull hat man einen etwa 500 Meter langen Tunnel gegraben, der bis zu 30 Meter tief in den Gletscher führt. Aufmerksam geworden auf diese spannende Erfahrung bin ich durch einen Artikel in einem Bordmagazin einer Airline.

 

Um halb neun werde ich vom Campingplatz abgeholt. Auf dem Weg zum Gletscher machen wir noch einige Stopps an anderen Sehenswürdigkeiten. Zunächst halten wir kurz an einer heißen Quelle auf dem Sturlureyki Hof. Aus einer langen Erdspalte sprudelt kochend heißes Wasser heraus. Die Herkunft der Wärme ist unklar. Denn vulkanische Aktivität gibt es hier in der Gegend nicht.

 

Kurz vor dem Gletscher liegen die Wasserfälle Hraunfjossar und Barnafoss. Auf einer Länge von etwas 700 Meter strömt in über hundert kleinen Wasserfällen schäumend und sprudelnd Wasser aus dem Vulkangestein hervor. Die Wasserfälle hatte ich mir bereits 2013 während meiner Motorradtour durch Island angeschaut. Sie sind immer wieder sehenswert.

 

In Húsafell machen wir Mittagspause. Ich gönne mir in einem Restaurant ein Mittagsbuffet, bestehend aus Suppe, Salat, Pizza und Pasta. Nach dem leckeren Mittagessen folgen wir der Kaldidalur-Route, um zum Gletscher zu gelangen. 2013 hatten wir etwas Pech mit dem Wetter und haben die Landschaft im Vergleich zu anderen Hochlandrouten als weniger reizvoll empfunden. Heute scheint jedoch die Sonne. Die Landschaft wirkt dadurch gleich viel schöner und interessanter. 

Into the Glacier

Am Rande des Gletschers steigen wir in einen für Fahrten auf einem Gletscher umgebauten LKW um. Der Guide erzählt uns, dass der LKW zur Zeit des Kalten Krieges eine mobile Raketenabschussrampe gewesen sei. Anstelle des Waffensystems ist nun ein Aufbau zum Transport von Menschen verbaut.

 

Mit Leichtigkeit absolviert der LKW die Fahrt über das Eis. Wir durchqueren kleine Wasserläufe und überqueren einige Gletscherspalten. Bevor es in die Höhle geht, genieße ich noch die Aussicht auf dem Gletscher. In der Ferne kündigt sich schlechtes Wetter an. Es sieht nach Regen aus.

 

Dann tauchen wir in die stimmungsvoll beleuchteten Tunnel und Höhlen ein. Wir verbringen etwa eine Stunde bei 0°C in dem Höhlensystem, in dem sogar Trauungen durchgeführt werden. Hierfür gibt es extra eine Art Kapelle. Wir erfahren viel über den Gletscher und die Entstehung der Höhle. Ich finde es faszinierend, die einzelnen Eisschichten betrachten zu können. Highlight ist jedoch der Blick in das Innere von Gletscherspalten. Die bizarren Formen sind wunderschön.

 

Als wir die Höhle wieder verlassen, schneit und regnet es. Auf der Rückfahrt wird das Wetter jedoch noch einmal richtig gut. Island zeigt sich von seiner schönsten Seite. Und mir wird wieder bewusst, wie sehr ich Island und seine facettenreiche Landschaft mag.

Tagesausklang

Um halb sieben bin ich wieder auf dem Campingplatz. Nach einer Dusche fahre ich mit dem Bus in die Innenstadt. In einem Steak-Restaurant lasse ich mit einem leckeren Vier-Gänge-Menü und isländischem Bier den schönen Tag Revue passieren. 


Mittwoch, 3. August

Tag 4: Tagestour Landmannalaugar

Vulkan Hekla

Ursprünglich hatte ich eine Tour zu den Westmännerinseln (Vestmannaeyjar) gebucht. Aufgrund eines Festivals auf den Inseln musste die Tour jedoch leider kurzfristig abgesagt werden. So habe ich mich spontan für eine Tour mit einem Super-Jeep ins Hochland entschieden. Ziel ist Landmannalaugar, einer meiner Lieblingsplätze auf Island.

 

Um neun werde ich abgeholt. Der Super-Jeep mit seinen riesigen Reifen zieht die Blicke auf sich. Nachdem wir die restlichen Teilnehmer in Reykjavík eingesammelt haben, geht es die Ringstraße 1 und die Straße 26 entlang. Dann verlassen wir die befestigte Straße und machen einen Abstecher zum aktiven Vulkan Hekla. Die Landschaft und die Aussichten sind wunderschön. In der Ferne regnet es. So können wir einige Regenbögen über den Lavafeldern bestaunen.

Landmannalaugar

Zurück auf der Straße 26 biegen wir wenig später auf die F225 ab, eine sehr schöne Piste durch das Hochland nach Landmannalaugar, das wir halb drei erreichen. Leider hat uns das schlechte Wetter nun eingeholt - es nieselt hin und wieder. Die Sicht ist schlecht. Dennoch mache ich eine anderthalbstündige Wanderung durch das Lavafeld und die nahe liegende Schlucht. Dabei denke ich an meine Laugavegur-Wanderung aus dem Jahr 2014 zurück, die hier ihren Anfang genommen hat.

 

Nach einer Stärkung mit einer heißen Suppe genieße ich die Atmosphäre im Zeltcamp. Das Wetter wird deutlich besser. Die Sonnenstrahlen bringen die bunten Berge zum Leuchten. Einfach wundervoll.

 

Die Abfahrt verzögert sich um eine halbe Stunde, da ein Teil der Gruppe noch fehlt. Unser Guide läuft den gesamten Campingplatz ab und ist schon auf dem Weg ins Lavafeld, als die Teilnehmer doch noch den Weg zum Fahrzeug finden. Sie haben einfach die Zeit vergessen.

 

Auf der Rückfahrt nehmen wir einen anderen Weg. Zunächst geht es die F208 entlang. Wir können uns den See Frostastaðavatn sowie einen schönen Kratersee anschauen, an dem ich 2013 unwissentlich einfach vorbeigefahren bin. Mit einem Führer unterwegs zu sein, hat also auch seine Vorteile.

Wasserfall Hjálparfoss

Auf dem Rückweg halten wir an dem eher wenig bekannten Wasserfall Hjálparfoss, der an der Straße 32 liegt. Der Fluss Fossá í Þjórsárdal stürzt hier malerisch zwischen Basaltsäulen in zwei Arme gespalten etwa zwanzig Meter in die Tiefe. Auf einem Rundweg bieten sich uns verschiedene Blickwinkel auf den Wasserfall. Wer hier vorbeikommt, sollte sich diesen Wasserfall nicht entgehen lassen.

Tagesausklang

Um zehn Uhr werde ich auf dem Campingplatz abgesetzt. Ein langer Tag neigt sich dem Ende entgegen. Der Guide und die Reisegruppe waren super. Wir haben viel gelacht und viel über Island erfahren. Thema war natürlich auch die erstmalige Teilnahme Islands an der Fußball-Europameisterschaft und der damit verbundene Hype in Island und in Europa.

 

Ich lasse mir zwei Hot Dogs schmecken, kaufe noch etwas Lebensmittel ein und falle zufrieden ins Bett. Morgen geht es weiter nach Grönland. Ich bin gespannt, was mich dort erwarten wird.

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