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Motorradreise Argentinien: Reisebericht Teil 8 - Lago Buenos Aires bis El Chaltén

Im Winter 2019/2020 war ich zwölf Wochen mit dem Motorrad in Argentinien und Chile unterwegs. Dies ist der achte von siebzehn Reiseberichten. Von Perito Moreno aus geht es die Ruta 40 weiter nach Süden. Ich besuche das Weltkulturerbe Cueva de las Manos und gehe im Parque Nacional Los Glaciares um El Chaltén zwei Tage wandern.

 

Hier geht es zu Teil 7 des Reiseberichts.


Mittwoch, 1. Januar 2020

Tag 33: Grenzübertritt bis Perito Moreno (234 km)

Fahrt nach Perito Moreno

Nachdem ich bei Los Antiguos die Grenze nach Argentinien übertreten habe, fahre ich weiter nach Perito Moreno. Der Lago General Carrera heißt auf argentinischer Seite nun Lago Buenos Aires

 

In Perito Moreno bekomme ich das erste Mal an einer Tankstelle kein Benzin. Auch am Folgetag gibt es dort noch kein Benzin. Ich vermute, dass dies mit dem Jahreswechsel und den Feiertagen zu tun haben könnte. Im Ort gibt es jedoch eine zweite Tankstelle, an der ich Benzin bekomme.

 

In Perito Moreno habe ich mir vorab eine Unterkunft reserviert, da ich an einer Tagestour teilnehmen möchte. Beim Buchen scheine ich nicht ganz bei der Sache gewesen zu sein. Zum einen habe ich die Wechselkurse von Chile und Argentinien verwechselt und zum anderen mir die Beschreibung der Cabaña wohl nicht richtig durchgelesen. Nun sitze ich allein in einer viel zu großen und damit für eine Person zu teuren Hütte. Zumindest hat die Hütte eine Waschmaschine und ich kann gratis meine Wäsche waschen.

 

Am Abend unterziehe ich mein Motorrad einem größerem Check. Der Hinterreifen bereitet mir weiterhin Sorgen. Die Profiltiefe ist zwar noch mehr als gut, aber es brechen immer mehr Stollenkanten ab. Teilweise arbeiten sich von den Abbrüchen Risse langsam ins Kernmaterial. Ich werde wohl um einen Reifenwechsel nicht herumkommen.


Donnerstag, 2. Januar 2020

Tag 34: Cueva de las Manos und Parque Patagonia

Cueva de las Manos

Südlich von Perito Moreno liegt das Weltkulturerbe "Cueva de las Manos". Ich habe mich für eine geführte Tour entschieden, weil ich bei der Hitze dort nicht in Motorradbekleidung wandern gehen möchte. Natürlich kann man auch mit dem Motorrad dorthin fahren. Die Piste ist sehr sehenswert. Es wird eine Schlucht gekreuzt.

 

Die Felsbilder liegen im wunderschönen Cañadon del Río Pinturas, sind teilweise über 9000 Jahre alt und stellen unter anderem Abdrücke menschlicher Hände sowie Menschen und Guanakos dar. Später kamen eine Reihe abstrakter Motive hinzu.

 

Wir nehmen vor Ort an einer 60-minütigen Führung teil, auf der uns die einzelnen Motive und deren vermutliche Bedeutung näher erläut werden. Obwohl die Felsmalereien draußen liegen, sind sie sehr gut erhalten. Dies liegt zum einen an dem hier vorherrschenden trockenen Klima. Zum anderen sind sind sie vor Regen geschützt. Die größten Schäden haben bisher Besucher angerichtet. Daher sind die Felsmalereien mittlerweile eingezäunt.

 

Nach der Führung können wir noch zu einem Aussichtspunkt gehen. Es ist sehr heiß. Die Sonne knallt ordentlich von oben. Ich trinke sehr viel Wasser. Ich bin froh, dass ich in Freizeitkleidung und nicht in Motorradklamotten unterwegs bin.

Parque Patagonia

Auf dem Rückweg nach Perito Moereno halten wir im Parque Patagonia, um dort den Wanderweg "Tierra de Colores" zu absolvieren. Dieser führt an bunten Felsformationen vorbei. Rot- und Gelbtöne sind die dominierenden Farben. Ein sehr schönes Fleckchen Erde. Mit dem Motorrad wäre ich hier wohl einfach vorbeigefahren.

 

Auf chilenischer Seite gibt es den Parque Nacional Patagonia, der aus einer Privatinitiative hervorgegangen ist. Auf argentinischer Seite handelt es sich noch um einen privaten Park, der sich noch in Entwicklung befindet. Auch dieser Park soll irgendwann zu einem Nationalpark werden und mit dem Nationalpark in Chile ein zusammenhängendes Schutzgebiet bilden.

 

Den Parque Patagonia hatte ich während meiner Reisevorbereitung nicht auf dem Schirm, weil es im Reiseführer nicht all zu viele Informationen gab. Vor Ort hatte ich dann überliegt, die Route 41 von Las Antiguos aus zu fahren, die am Monte Zeballos vorbeiführt. Sie soll landschaftlich sehr reizvoll sein.

 

Ich habe jedoch keine zuverlässigen Informationen zum Zustand der Piste finden können. Touranbieter fahren die Strecke wohl nur mit Allradfahrzeugen. Nach meiner Erfahrung bei San Rafael möchte ich keine unnötigen Risiken mehr eingehen. Vielleicht komme ich irgendwann einmal zurück, um zu schauen, wie sie sich die beiden Parks entwickelt und wie sich die Pflanzen- und Tierwelt erholt haben. 


Freitag, 3. Januar 2020

Tag 35: Perito Moreno bis Gobernador Gregores (348 km)

Fahrt nach Gobernador Gregores

Mein nächstes Ziel ist der Parque Nacional Los Glaciares. Da dieser für einen Tag zuweit entfernt liegt, habe ich mir die Stadt Gobernador Gregores als heutiges Tagesziel gesetzt. Gegen halb zehn verlasse ich Perito Moreno.

 

Auf dem Weg liegt der kleine Ort Baja Caracoles. Hier gibt es eine Tankstelle, die gerne von Motorradfahrern genutzt wird, weil in Richtung Süden die nächste Tankstelle erst nach etwa 220 km kommt und die letzte bereits 130 km zurückliegt. Doch auch hier gibt es heute kein Benzin. Man wartet wohl noch auf den Tanklaster. Man sollte sich also nicht auf einzelne Tankstellen in abgelegenen Gebieten verlassen.

 

Die Strecke nach Gobernador Gregores ist zwar durchgehend asphaltiert. Stellenweise gibt es jedoch massive Schlaglöcher, die es auszuweichen gilt. Manchmal hilft nur noch die Gegenspur. Bei den vielen langen Geraden ist dies eine willkommene Abwechslung.

 

Normalerweise freut sich ein Motorradfahrer über jede Kurve. Bei starkem, böigen Wind sind jedoch lange Geraden, auf denen der Wind von hinten kommt, äußerst angenehm. Jede größere Kurve bedeutet dann wieder erneuten Kampf gegen den Wind.

 

Neben dem starken Wind habe ich auch mit einem kräftigen Regenschauer zu kämpfen. Die Sicht beträgt teilweise unter 50 Meter. Es geht nur langsam voran.

 

Kurz vor Gobernador Gregores schaffe ich es endlich, Nandus zu fotografieren. Ich hatte bereits zuvor einige gesehen, doch bis ich mein Motorrad abgestellt und die Kamera hervorgekramt hatte, waren die Nandus bereits verschwunden. Diesmal habe ich Glück, auch wenn ich 50-fachen Zoom benötige.


Samstag, 4. Januar 2020

Tag 36: Gobernador Gregores bis El Chaltén (365 km)

Fahrt nach El Chaltén

Auf meinem Weg nach El Chaltén liegt das südlichste unasphaltierte Stück der Ruta 40. Das etwa 70 km lange Teilstück ist bei Motorradfahrern etwas gefürchtet. Die Piste hat einen hohen Steinanteil. Es gibt jedoch überwiegend bis zu sechs freie Spurrillen, die sich gut fahren lassen. Manchmal müssen diese jedoch gekreuzt werden. Stellenweise gibt es viele Längsrillen, die problematisch werden können. Im Zweifel kann man dieses Teilstück jedoch umfahren.

 

Es gibt jedoch auch einige Passagen, die bei Regen sehr rutschig und matschig sein können. Autospuren zeugen davon. Ich bin daher froh, dass ich die Piste gestern nicht nach dem Regen gefahren bin.

Parque Nacional Los Glaciares

Vor El Chaltén wird das Wetter dann wieder schlechter. Nieselregen setzt ein und tief hängende Wolken trüben die Aussicht. Im Besucherzentrum hole ich aktuelle Informationen zu den Wanderwegen im Parque Nacional Los Glaciares ein.

 

Nach einer Mittagspause folge ich der Straße 23 zum Lago del Desierto. Zu Beginn ist die Piste mit Schlaglöchern und Wellblech übersät. Mit jedem Kilometer verbessert sich der Zustand, da immer weniger Autos diese Strecke entlangfahren.

 

Die schöne Strecke führt am Río Cañadon de los Toros entlang. Teilweise befinden sich Wasseroberfläche und Fahrbahn auf einer Höhe. Gegen Ende überspült der Fluss die Straße leicht. Daher müssen einige tiefe Pfützen durchfahren werden.

 

Am See unternehme ich einen kurzen Spaziergang. Die Aussicht ist jedoch noch schlechter geworden. Es kommt keine Freude auf. Von hier könnte man auch zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Gletscher Huemul wandern. Aufgrund des schlechten Wetters lasse ich dies bleiben und fahre zurück nach El Chaltén.

 

Für die nächsten drei Nächte habe ich mich in einem gehobenen Hotel einquartiert. Es gibt einige Zeltplätze im Ort. Dabei handelt es sich allerdings um sehr kleine in Hintergärten. Zelte stehen dicht an dicht. Dies entspricht nicht meiner Vorstellung von Zelten.


Sonntag, 5. Januar 2020

Tag 37: Wandern im Parque Nacional Los Glaciares

Wanderweg "Senda a Laguna Torre"

Für heute habe ich mir den Wanderweg "Senda a Laguna Torre" vorgenommen, der zum gleichnamigen See mit einer spektakulären Sicht auf einen Gletscher führt. Da das Wetter früh am Morgen viel besser als vorhergesagt ist, breche ich frühzeitig auf.

 

Der Weg führt zunächst durch eine hügelige Landschaft, durch Wälder und an Seen und Flüssen vorbei. Zwischendurch gibt es immer wieder Ausblicke auf schneebedeckte Gipfel.

Die Sicht auf den 3102 m hohen Cerro Torre bleibt mir jedoch verwehrt. Vom Aussichtspunkt Mirador Laguna Torre ist nur der untere Teil des Gletschers zu sehen. Die Bergspitzen sind allesamt von Wolken verdeckt. Meiner Freude tut dies jedoch keinen Abbruch. Ich erfreue mich an der schönen Natur, lasse mir Zeit und mache viele Fotostopps.

Bereits gegen elf Uhr erreiche ich die Laguna Torre. Nach einer kurzen Rast laufe ich weiter zum Maestri Aussichtspunkt. Hier genieße ich die atemberaubende Aussicht auf den Gletscher und den See.

 

Zurück am Fuße der Laguna Torre mache ich eine Mittagspause. Mittlerweile sind bereits deutlich mehr Personen angekommen. Auf dem Rückweg wird das Wetter etwas schlechter. Es ist bedeckt und nieselt hin und wieder. Außerdem gibt es viel Gegenverkehr. Ich bin daher froh, dass ich heute morgen zeitig aufgebrochen bin.

 

Gegen 15 Uhr bin ich wieder am Ausgangspunkt der Wanderung. Für die über 25 km habe ich sieben Stunden benötigt. Nach der Anstrengung gönne ich mir ein leckeres Eis, bevor es zurück ins Hotel geht.

Fixierung des Koffers

Nach einer Erholung im Hotel möchte ich den rechten Koffer am Motorrad fixieren. Das Wackeln bzw. Klappern ist etwas stärker geworden. Die ständigen Bewegungen werden zu weiterem Verschleiß führen. Daher muss ich dies zumindest reduzieren.

 

Ich hatte bereits versucht, etwas zwischen Koffer und Kofferträger zu klemmen. Abgesehen davon, dass man nur äußerst schwer rankommt, rutscht dies während der Fahrt immer wieder raus. Daher versuche ich nun, den Koffer mit Kabelbindern zu fixieren. Die Punkte an der Kofferbefestigung liegen jedoch ungünstig, so dass ich den Koffer nicht ganz an den Kofferträger ziehen kann. Zumindest kann ich die Bewegung etwas reduzieren. Ich bin gespannt, wie lange diese Lösung halten wird.


Montag, 6. Januar 2020

Tag 38: Wandern im Parque Nacional Los Glaciares

Wanderweg "Sendero al Fitz Roy"

Für den zweiten Tag im nördlichen Teil des Parque Nacional Los Glaciares habe ich mir den Wanderweg Sendero al Fitz Roy zur Laguna de los Tres vorgenommen. Dies ist der wohl beliebteste Weg um El Chaltén, der bei gutem Wetter mit einem Blick auf den 3405 m hohen Fitz Roy belohnt wird.

 

Die ersten Kilometer empfinde ich als sehr anstrengend. Mir stecken noch die Strapazen der gestrigen Wanderung in den Knochen. Meine Beine sind schwer wie Blei. Das wird wohl ein langer, anstrengender Tag werden. Nach dem ersten schweren Anstieg geht es flach weiter. Im Laufe des Tages kommt mein Körper glücklicherweise immer mehr in Schwung. 

 

Das erste Highlight ist der Aussichtspunkt Mirador del Fitz Roy. Die Aussicht ist heute deutlich besser, jedoch gibt es um die Gipfel wieder einige Wolken. Nur zu Beginn der Wanderung war der Fitz Roy kurzzeitig zu sehen. Den Rest des Tages bleibt er von Wolken verdeckt.

Der letzte Anstieg hat es in sich. In Serpentinen geht es steil bergauf. Der Weg ist sehr felsig und feucht. Angeblich soll das letzte Stück nur einen Kilometer lang sein. Dies kann jedoch nicht stimmen. Vielleicht beträgt die Luftlinie ein Kilometer. Ich würde die Strecke auf zwei bis drei Kilometer schätzen.

 

Nach einer Stunde ist es endlich geschafft. Meine Strapazen werden mit einem tollen Panorama belohnt. Ich mache eine Mittagspause und genieße die atemberaubende Aussicht. Im Anschluss laufe ich weiter zur Laguna Sucia, suche mir ein ruhiges Plätzchen und erfreue mich von dort den tollen Ausblicken.

 

Der Abstieg dauert genauso lang wie der Aufstieg. Es herrscht viel Gegenverkehr, so dass ich oft warten muss. Bei viel Geröll und feuchten Steinen muss ich meine Schritte auch mit bedacht wählen. Nach acht Stunden bin ich schließlich wieder am Ausgangspunkt. Fix und fertig laufe ich die letzten Meter zum Hotel.


Hier geht es zu Teil 9 des Reiseberichts.


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