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Motorradreise Chile: Reisebericht Teil 11 - Punta Arenas bis Argentinien

Im Winter 2019/2020 war ich zwölf Wochen mit dem Motorrad in Argentinien und Chile unterwegs. Dies ist der elfte von siebzehn Reiseberichten. Vom Parque Nacional Torres del Paine fahre ich nach Punta Arenas. Dort nehme ich an einem Ausflug zu einer Pinguin- und zu einer Seelöwen-Kolonie teil. Am Folgetag überquere ich mit einer Fähre die Magellanstraße und erreiche Feuerland.

 

Hier geht es zu Teil 10 des Reiseberichts.


Sonntag, 19. Januar 2020

Tag 51: Torres del Paine bis Punta Arenas (370 km)

Fahrt nach Punta Arenas

Eigentlich hätte ich heute ausschlafen können. Doch ich möchte mir das gemeinsame Frühstück mit einem Großteil meiner Wandergruppe nicht entgehen lassen. Sie werden nach dem Frühstück in einem Kleinbus zum Flughafen nach Punta Arenas gefahren. Dies soll ebenfalls mein heutiges Tagesziel sein.

 

Heute ist das Wetter wieder deutlich schlechter. Es ist bewölkt und nieselt. Da wir im Rahmen der Wanderung bereits den östlichen Teil des Torres del Paine Nationalparks besucht haben, fahre ich die gleiche Strecke nach Puerto Natales zurück, die ich gekommen bin. Eine Vollendung des Rundwegs mit dem Motorrad bringt aus meiner Sicht keinen Mehrwert.

 

Im Laufe des Tages wird der Wind immer stärker. Heftige Seitenwinde machen das Fahren sehr anstrengend. Hin und wieder muss ich anhalten und den Regenschutz meines Rucksacks richten, den der Wind gelöst hat. Dabei stelle ich fest, dass sich der Wind auf dem Motorrad weniger stark anfühlt als er tatsächlich ist. Ich kann mich teilweise kaum auf den Beinen halten.

Punta Arenas

Gegen 16 Uhr erreiche ich das Hostal in Punta Arenas. Mein Motorrad kann ich im Hinterhof sicher abstellen. Nach der langen Wandertour ist es wieder an der Zeit, meine Kleidung zu waschen. Das Hostal bietet glücklicherweise einen entsprechenden Service an. Nach einer Dusche mache ich mich dann auf, die Stadt zu erkunden.

 

Zunächst laufe ich zum Tourveranstalter Solo Expediciones, um mich zu erkundigen, ob die Tour zur Pinguinkolonie morgen stattfinden wird. Das Wetter soll morgen besser werden, so dass die Tour definitiv durchgeführt wird. Bei schwerem Wind kann die Bootsfahrt oft nicht stattfinden. Ich habe also Glück.

 

Punta Arenas liegt direkt an der Magellanstraße. Eine schöne Promenade führt am Strand entlang. Skulpturen, Statuen, alte Brücken mit Kormoranen und Schiffswracks laden zum Verweilen ein.


Montag, 20. Januar 2019

Tag 52: Monumento Nacional Los Pingüinos und Fuerte Bulnes (111 km)

Monumento Nacional Los Pingüinos

Bereits um 5:30 Uhr klingelt mein Wecker, denn die Tour zum Monumento Nacional Los Pingüinos startet sehr früh. Spätestens um 6:30 Uhr muss ich im Büro des Tourveranstalters sein. Nachdem ich dort die Tour bezahlt habe, geht es mit dem Bus zu einem kleinen Pier außerhalb der Stadt.

 

Von dort geht es mit einem kleinen Boot zur Isla Magdalena. Gestern war es recht stürmisch. Heute weht absolut kein Wind, so als hätte jemand den Wind ausgeschaltet. Die Bootsfahrt auf der Magellanstraße ist somit sehr angenehm.

 

Auf der Isla Magadalena leben von September bis März bis zu 50.000 Magellan-Pinguine und ziehen dort ihren Nachwuchs groß. Im Anschluss geht es für die Pinguine tausende Kilometer nach Norden.

 

Eine Stunde können wir auf der Insel verbringen und kommen den Pinguinen ganz nah. Diese scheinen sich von den Menschen nicht stören zu lassen und bauen ihre Nester zum Teil direkt neben dem abgesperrten Rundweg. Es entstehen tolle Fotos.

 

Neben den Pinguinen leben zahlreiche weitere Vogelarten auf der Insel, wie zum Beispiel Magellangänse und Raubmöwen. Letztere halten in der Brutsaison nach Eiern Ausschau. Wenn sich ein Pinguin zu weit von seinem Nest entfernt oder unachtsam ist, schnappen sie sofort zu. Auch frisch geschlüpfte Küken sind vor den Skuas nicht sicher.

 

Die Geräuschkulisse auf der Insel ist einmalig. Mir war gar nicht bewusst, was für Geräusche Pinguine von sich geben können. Alles in allem eine sehr schöne Erfahrung, die ich sehr lange in Erinnerung behalten werde.

Im Anschluss geht es mit dem Boot weiter zur Isla Marta. Vom Deck des Bootes können wir eine viertel Stunde lang Seelöwen auf der Insel beobachten. Leider können wir nicht dichter an die Insel heran, da das Wasser zu flach ist. So muss ich den Zoom meiner Kamera bemühen.

Fuerte Bulnes

Bereits um 11:30 Uhr sind wir wieder in Punta Arenas. Im Hostal versuche ich etwas Schlaf nachzuholen, was jedoch nicht funktioniert. Der Tag ist noch lang. Es fällt mir jedoch schwer, mich aufzuraffen. Letztendlich mache ich mich doch noch auf den Weg zur Fuerte Bulnes, die südlich von Punta Arenas liegt.

 

Das Fort wurde 1843 gegründet, um die chilenischen Besitzansprüche durchzusetzen und um die Magellanstraße zu sichern. Aufgrund des harschen Wetters und des felsigen Untergrundes konnte sich dort jedoch keine Stadt entwickeln. Bereits wenige Jahre später wurde Punta Arenas gegründet. Nachdem die Menschen dorthin umgezogen waren, wurde das Fort schließlich aufgegeben und zerstört.

 

In den 1940er Jahren wurde entschieden, dass das Fort als historisches Monument nachgebaut werden soll. 1968 wurde das Fort schließlich zum nationalen Monument erklärt. So kann man heute unter anderem die Nachbauten einer Kapelle und eine Gefängnisses sowie von Ställen und Wachtürmen besichtigen und etwas über die Geschichte erfahren. Es werden auch englischsprachige Führungen angeboten.

 

Im Parque del Estrecho gibt es auch ein kleines Museum, das über die indigene Bevölkerung, die Besiedlung und über Flora und Fauna dieses Teils der Erde informiert. 

Emotionales Durcheinander

Am 1. Februar vor 20 Jahren ist mein Vater nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Auf dieser Reise habe ich öfter an meinen Vater denken müssen. Doch heute Abend passiert auf emotionaler Ebene etwas vollkommen Unerwartetes und Intensives.

 

Zurück im Hostal höre ich abends Musik. Aufgrund eines Posts meiner Lieblingsband Flogging Molly höre ich mir deren Song "If I ever leave this world alive" an. Dabei lese ich in den Kommentaren die Geschichten, was andere Menschen mit diesem Lied verbinden. Dies wühlt mich emotional sehr stark auf. Meine Trauergefühle sind teilweise so stark als hätte ich eben erst von seinem Tod erfahren. Ich habe meinen Vater schon lange nicht mehr so stark vermisst.


Dienstag, 23. Januar 2020 

Tag 53: Punta Arenas bis Argentinien (450 km)

Fahrt nach Argentinien

Auch heute ist windstill. So läuft die Fährfahrt von Punta Arenas nach Porvenir über die Magellanstraße sehr entspannt ab. Es gibt nur leichte Schiffsbewegungen.

 

Lediglich beim Boarding geht es etwas hektisch zu. Obwohl ich das Ticket online gekauft und bezahlt habe, muss ich es vor Ort ausdrucken lassen. Als ich wieder beim Motorrad bin, läuft das Boarding bereits. Ich werde aufgefordert, meinen Ausweis vorzuzeigen, den sich dann doch keiner anschaut, weil es auf einmal schnell gehen muss.

 

Highlight der Überfahrt ist ein brasilianischer Motorradfahrer, der eine Musikanlage auf seiner Chopper verbaut hat, mit dem er das ganze Schiff beschallen kann. Zu "Thunderstruck" von AC/DC verlassen wir in Porvenir die Fähre. Er versteht es, wie man einen einen perfekten Auftritt hinlegt.

 

Ich nehme die Piste Y-71, die an der Magellanstraße entlang führt und mit tollen Ausblicken auf das Meer aufwartet. Da ich immer noch emotional sehr aufgewühlt bin, kann ich die Landschaft nicht richtig genießen. Ich folge der Straße 257 bis zum Grenzübergang bei San Sebastian.


Hier geht es zu Teil 12 des Reiseberichts.


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