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Motorradreise Chile: Reisebericht Teil 16 - Parque Nacional Conguillío und Reserva Nacional Malalcahuello/Nalcas

Im Winter 2019/2020 war ich zwölf Wochen mit dem Motorrad in Argentinien und Chile unterwegs. Dies ist der sechzehnte von siebzehn Reiseberichten. Ich fahre ich mit dem Motorrad durch den wunderschönen Parque Nacional Conguillío. Im Reserva Nacional Malalcahuello/Nalcas absolviere ich meine letzten Wanderungen, bevor es nach Santiago de Chile geht.

 

Hier geht es zu Teil 15 des Reiseberichts.


Mittwoch, 12. Februar 2020

Tag 75: Villarica bis Melipeuco (124 km)

Melipeuco

Während einer Regenpause packe ich meine Sachen zusammen und mache mich im Anschuss auf den Weg zum Parque Nacional Conguillío. Etwa 15 Kilometer vor Melipeuco verspüre ich plötzlich einen starken Schmerz im rechten Ellenbogen. Ein Wespe hat mich gestochen.

 

Ich halte an, haue mit der linken Hand auf den Ellenbogen, ziehe meine Jacke aus und versuche den Übeltäter zu finden. Dieser fällt schließlich tot aus dem Jackenärmel. Ich reagiere leicht allergisch auf Bienen- und Wespenstiche. Dies äußerst sich bei mir durch leichten Schüttelfrost. Spaß macht das Motorradfahren nun nicht mehr.

 

Da es heute stark bewölkt ist und das Wetter morgen besser sein soll, entschließe ich mich, erst morgen durch den Nationalpark zu fahren. So baue ich am frühen Nachmittag mein Zelt auf einem hübschen Zeltplatz in Melipeuco auf, schaue mir die Ort an und genieße das besser werdende Wetter.

Chile - Melipeuco - Camping

Donnerstag, 13. Februar 2020

Tag 76: Melipeuco bis Malalcahuello (114 km)

Parque Nacional Conguillío

Östlich von Melipeuco führt die Straße R-925-S nach Norden durch die spektakuläre Landschaft des Parque Nacional Conguillío. Im Nationalpark liegt der Vulkan Llaima, der zu den aktivsten Vulkanen Chiles zählt. Die graubraune zu Lavagestein erstarte Magma, die sich über die Jahre angehäuft hat, sorgt in der mondähnlichen Landschaft für dramatische Bilder.

 

Ich finde vulkanisch geprägte Landschaften unglaublich faszinierend. Daher lege ich viele Stopps ein und genieße bei bestem Wetter die fantastischen Ausblicke. Der 3125 Meter hohe Vulkan Llaima ist jedoch von Wolken verdeckt.

 

Wer genug Zeit mitbringt, sollte einen Abstecher zur Laguna Verde einlegen. Viele kleine Wege führen ans Ufer mit einem schönen Blick auf den See und die umliegenden Berge. 

Der Nationalpark besteht jedoch nicht nur aus Vulkanlandschaft, sondern auch aus ursprünglichen Wäldern und Gebirgsseen. Eben bin ich noch an Lavafeldern vorbeigefahren, plötzlich befinde ich mich in einem dichten Wald

 

Einer der Vulkanausbrüche hat dazu geführt, dass im Wald in einer Senke ein See entstanden ist. Das Wasser der Laguna Arco Iris ist so klar, dass man die Baumstämme am Grund des Sees erkennen kann. Ein kurzer Weg führt über Lavagestein zu einem Aussichtspunkt.

 

Im weiteren Verlauf der Straße nimmt der Verkehr immer mehr zu. Die Piste wird auch etwas anspruchsvoller. Stellenweise gibt es viel Sand und es ist sehr kurvig und eng. Zwischen der Laguna Conguilllío und der Laguna Captren kann es etwas brenzlig werden, wenn zwei größere Autos aufeinander treffen.

 

Die Straße führt direkt an der Laguna Captren vorbei. Die Laguna Conguillío ist von der Straße jedoch nicht zu sehen. Hier muss man den Weg zum Camping Los Ñirres nehmen. Dies ist mir leider erst hinterher aufgefallen.

Malalcahuello

Ohne Zwischenstopp fahre ich weiter nach Malalcahuello. Der kleine Ort am gleichnamigen Reserva Nacional soll als Ausgangspunkt für einige Wanderungen in den nächsten Tagen dienen. Die Touristeninformation ist keine große Hilfe, da es hier keine Wanderkarten gibt. Etwas weiter die Straße hinunter liegt aber das Büro der Parkverwaltung. Hier bekomme ich eine Wanderkarte und kann mich über die verschiedenen Wanderwege informieren.

 

In der Touristeninformation hatte ich auch nach Campingplätzen gefragt. Den Campingplatz, den mir der Mitarbeiter genannt hat, kann ich jedoch nicht finden. Daher fahre ich zum Campingplatz Dos Volcanos, der etwas außerhalb liegt.

 

Da alle Parzellen belegt sind, möchte man mir ein Bett in einem Schlafsaal im Hostal schmackhaft machen. Ich möchte bei dem schönen Wetter jedoch lieber zelten. Da ich allein unterwegs bin, gestattet man mir, mein Zelt auf einem zugewiesenen Platz auf der Wiese zu errichten. Platz gibt es auf dem Grundstück reichlich. Die Besitzer möchten den Platz jedoch nicht überbelegen.

 

Der Platz ist schön gelegen. Von hier kann man zwei Vulkane sehen. Die Parzellen haben einen überdachten Sitzbereich mit Strom und Licht. Die sanitären Einrichtungen sind in einem guten Zustand. Und es gibt WLAN auf dem Platz.


Freitag, 14. Februar 2020 

Tag 77: Reserva Nacional Malalcahuello (12 km)

Wanderweg Piedra Santa

Vor ein paar Tagen hatte mich mich noch über Temperaturen über 30°C beschwert. Die Tageshöchsttemperaturen sind nun innerhalb eines Tages um etwa 10°C gesunken. Nachts kann es in den Bergen nun Bodenfrost geben, wie ich am frühen Morgen feststellen kann.

 

Für meine erste Wanderung habe ich mir den Weg Piedra Santa ausgesucht. Dieser startet am Büro der Parkverwaltung und führt durch dichten Wald mit wechselnden Baumarten auf einen Berggipfel. So war es überwiegend angenehm kühl. Mehrere Aussichtspunkte und der Berggipfel ermöglichen tolle Ausblicke auf die umliegenden Vulkane

 

Nach etwa 5 Stunden bin ich wieder am Ausgangspunkt. Ich fahre in den Ort und gehe wieder im gleichen Restaurant essen. Am frühen Abend bin ich wieder auf dem Zeltplatz und genieße den Sonnenuntergang und den Nachthimmel. 


Samstag, 15. Februar 2020

Tag 78: Reserva Nacional Malalcahuello/Nalcas (40 km)

Wanderweg Crater Navidad

Heute habe ich mir zwei Wanderwege vorgenommen. Am Vormittag fahre ich die Straße R-785 zum Cráter Navidad, der seinen Namen dem Tag seiner Entstehung (25.12.1988) verdankt. Hinter dem Parkeingang folgen vier Kilometer Vulkansandpiste. Dann geht es zu Fuß weiter durch eine spektakuläre Mondlandschaft.

Zwei Schritte vorwärts, ein Schritt zurück - so geht es den steilen Krater aus losem Sand und Steinen hoch. Die Strapazen werden mit einer tollen Aussicht auf die umliegenden Lavafelder und in den Krater belohnt.

 

Nach dem ich den Krater umrundet habe, mache ich mich auf den Rückweg zum Parkeingang. Dort mache ich eine Mittagspause und registriere mich für den nächsten Wanderweg.

Wanderweg Sierra del Colorado

Meine letzte Wanderung auf dieser Reise führt mich wieder durch einen Wald. Der Wanderweg Sierra del Colorado führt in Serpentinen durch einen Mischwald auf einen Berg mit einem tollen Rundumblick. Der Wald ist weniger dicht und somit mehr lichtdurchflutet. Er bietet dennoch ausreichend Schutz vor der Sonne und ist angenehm kühl. 

Camping Dos Volcanos

Am Abend bereite ich mein Motorrad für die Abreise vor. Ich fülle etwas Öl nach und Pflege die Kette. Heute kommt zum letzten Mal mein Campingkocher zum Einsatz, den ich im Anschluss reinige, ebenso wie das gesamte Campinggeschirr. Dann genieße ich meinen letzten Abend unter freiem Himmel.


Sonntag, 16. Februar 2020

Tag 79: Malalcahuello bis Talca(431 km)

Fahrt nach Talca

Heute liegt ein Fahrtag vor mir. In zwei Tagen muss ich mein Motorrad in San Antonio abgeben. Sicherlich könnte man die Strecke auch an einem Tag fahren. Ich habe mich jedoch für einen Zwischenstopp in Talca entschieden, dass direkt an der Straße 5 liegt.

 

Meine Abreise verzögert sich, da mein Zelt noch feucht ist. Ich möchte sicherstellen, dass mein Zelt absolut trocken ist, bevor ich es zusammenpacke, denn es wird mehrere Wochen in einem Container verbringen.

 

Kurz nach elf fahre ich los. Die Temperaturen liegen noch unter 20°C. Daher möchte ich möglichst viele Kilometer machen, bevor die Temperaturen unangenehm werden. Je weiter ich nach Norden komme, desto mehr nimmt der Verkehr auf der Panamericana zu und umso wärmer wird es. So bin ich froh, als ich Viertel nach fünf das Hostal in Talca erreiche.

Talca

Doch meine Freude schlägt rasch in Frust um, denn ich stehe vor einer verschlossenen Tür. Telefonisch erreiche ich niemanden. Auch auf Emails und WhatsApp-Nachrichten erhalte ich keine Antwort. Eine Anwohnerin teilt mir dann mit, dass sich die Rezeption des Hostals zwei Straßenecken weiter befindet. In der Buchungsbestätigung gibt es hierzu keinen Hinweis.

 

Dort öffnet mir ein junger Mann die Tür. Ich schildere ihm mein langes Warten. Es gibt keine Entschuldigung. Während des Check-Ins werden mir dann komische Fragen gestellt, wie zum Beispiel, ob ich Adolf Hitler für einen guten oder schlechten Menschen halte.

 

Dies ist die merkwürdigste Situation, die ich bisher in Argentinien und Chile erlebt habe. Ich spiele mit dem Gedanken, mir eine andere Unterkunft zu suchen. Da ich jedoch schon bezahlt habe und endlich aus den durchgeschwitzten Motorradklamotten raus möchte, verwerfe ich den Gedanken. 

 

Letztendlich komme ich in dem Haupthaus unter und nicht in der gebuchten Unterkunft, da sie momentan nur wenig Gäste haben. Mein Motorrad kann ich auf dem Innenhof parken. Nach einer Dusche gehe ich in der Nähe Pizza essen und später einkaufen. Als es dunkel wird, bin ich wieder im Hostal.


Montag, 17. Februar 2020

Tag 80: Talca bis San Antonio (272 km)

Fahrt nach San Antonio

Die Fahrt nach San Antonio dauer länger als gedacht. Auf der Straße 66 herrscht viel Verkehr und das Tempolimit liegt durchgehend zwischen 60 und 80 km/h. Vor der Brücke vor San Antonio stehe ich aufgrund eines Verkehrsunfalles 1,5 Stunden im Stau. Aufgrund des Flusses müsste der Unfall sehr weiträumig umfahren werden, was vermutlich länger gedauert hätte.

San Antonio

Nachdem ich im Hotel eingecheckt habe, mache ich mich auf die Suche nach einem Waschplatz. Bevor mein Motorrad morgen in den Container geht, möchte ich es noch etwas reinigen. Meine Suche ist jedoch erfolglos. 

 

An einer Tankstelle hätte es Waschplätze gegeben, doch die Tankstelle ist nicht mehr in Betrieb. Es gibt in San Antonio viele kleine Firmen, die eine professionelle Autoreinigung anbieten. An ein Motorrad trauen sie sich jedoch nicht ran. Auch können mir die Mitarbeiter keinen Tipp geben, wo ich meine Motorrad selbst reinigen könnte.

 

Zurück im Hotel packe ich meine Taschen neu. Möglichst viel soll mit in den Container. Nur die Sachen, die ich in den letzten Tagen in Chile oder nach meiner Ankunft in Deutschland benötige, sollen mit nach Santiago. Im Hotel kann ich meine schmutzige Wäsche waschen und trocknen lassen, so dass nur saubere Wäsche (mit Ausnahme von Motorradjacke und -hose) in den Container geht.

 

Da für den Containertransport und dem anschließenden Transport in einem Transporter die Koffer abgemacht werden müssen, prüfe ich ob dies problemlos möglich ist. Aufgrund eines Sturzes ist der rechte Koffer etwas locker. Dafür sitzt der linke Koffer bombenfest. Es dauert einige Zeit, bis ich die Verriegelung lösen kann. Beim Wiederanbauen stelle ich dann fest, dass der Verschließmechanismus nur sehr schwer zu geht.

 

Am Abend gehe ich im gegenüberliegenden Einkaufszentrum essen, laufe an der Strandpromenade entlang und genieße einen schönen Sonnenuntergang.


Dienstag 18. Februar 2020

Tag 81: San Antonio bis Santiago de Chile (7 km)

Abgabe des Motorrades

Um kurz nach 9 treffe ich am vereinbarten Treffpunkt ein. Dort warten bereits vier weitere Motorradfahrer. Später kommen noch zwei weitere hinzu. Ich ziehe mich um und packe meine Sachen um. Dann kommt auch schon Ronny Tesch, unser Ansprechpartner vor Ort.

 

Wir fahren zunächst die Motorräder vor eine Halle. Nach einer kurzen Wartezeit können wir in die Halle fahren und anschließend unsere Motorräder für die Zollinspektion und für den Transport vorbereiten. Während wir auf die Bearbeitung der Dokumente warten, ergeben sich nette Gespräche mit den anderen Motorradreisenden.

 

Nachdem alles erledigt ist, fahren wir zu einem Notar in die Stadt. Dort müssen wir bestätigen, dass die Firma die Ausfuhr unserer Motorräder übernehmen darf. Im Anschluss fahre ich mit Ronny und drei weiteren Reisenden nach Santiago de Chile. Gegen 14 Uhr komme ich am Hotel an.


Hier geht es zu Teil 17 des Reiseberichts.


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