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Motorradreise Chile: Reisebericht Teil 17 - Santiago de Chile und Rückreise nach Deutschland

Im Winter 2019/2020 war ich zwölf Wochen mit dem Motorrad in Argentinien und Chile unterwegs. Dies ist der siebzehnte von siebzehn Reiseberichten. Im letzten Teil meines Reiseberichts verbringe ich ein paar Tage in Santiago de Chile. Dabei stehen Geschichte und Kultur des Landes im Vordergrund.

 

Hier geht es zu Teil 16 des Reiseberichts.


Dienstag, 18. Februar 2020

Tag 81: Santiago de Chile

Stadtrundgang

Am frühen Nachmittag komme ich am Hotel im Stadtzentrum von Santiago de Chile an. Für die letzten Tage meines Urlaubs habe ich mich in einem etwas gehobenen Hotel einquartiert. Vom Hotel aus kann ich alle Sehenswürdigkeiten, die ich mir anschauen möchte, zu Fuß erreichen.

 

Auf meiner Reise durch Chile habe ich mehrfach von Chilenen den Hinweis bekommen, dass die Hauptstadt für Touristen gefährlich sein könne, da Touristen ein beliebtes Ziel für Diebstähle seien. Daher nehme ich mir vor, möglichst nicht als Tourist aufzufallen. Rucksack, Kamera und Reiseführer bleiben im Hotel. Nur meine Wanderschuhe und Trekkinghose könnten mich als Tourist verraten.

 

Seit einigen Monaten kommt es in Chile und insbesondere in der Hauptstadt immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Die überwiegend friedlichen Demonstrationen richteten sich zunächst gegen die soziale Ungleichheit im Land und haben sich dann zu einer Bewegung für eine Verfassungsreform und für tiefgreifende Reformen des Wirtschaftssystems ausgeweitet.

 

Um die Welt gingen hauptsächlich Bilder, in denen Protestierende Gebäude anzünden oder in denen die Sicherheitskräfte gewaltsam gegen friedliche Demonstranten vorgehen. Mit Entsetzen habe ich die Berichte über die von den Sicherheitskräften verübten Menschenrechtsverletzungen zur Kenntnis genommen. Zehntausende friedliche Demonstranten wurden verhaftet, tausende wurden verletzt, hunderte haben eines ihrer Augen verloren, einige sind ums Leben gekommen. Den teils minderjährigen Gefangenen werden Besuche durch Familienangehörige und der der Zugang zu Anwälten verwehrt.

 

Es ist absolut inakzeptabel, dass einige Demonstranten Gebäude anzünden und Brandsätze auf Sicherheitskräfte werfen und somit bewusst den Tod von Menschen in Kauf nehmen. Demonstrationen sollten immer friedlich ablaufen. Politiker sollten die berechtigten Anliegen der Protestierenden Ernst nehmen und alle Menschen im Blick haben, nicht nur sich selbst und ihre Klientel.

 

Ich wünsche mir für die Chilenen, dass die Protestbewegung friedlich bleibt und erfolgreich ist und dass Reformen zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen aller Menschen im Land führen.

Für den ersten Nachmittag habe ich mir eine kleine Sightseeingtour vorgenommen. Zunächst laufe ich zur Plaza de Armas und schaue mir dort unter anderem die Catedral Metropolitana an. Weiter geht es zum Palacio de la Moneda, dem Sitz des chilenischen Präsidenten.

 

Am Abend gehe ich in einem peruanischen Restaurant essen. Hier probiere ich Ceviche, ein Fischgericht der peruanischen Küche, da in weiten Teilen Südamerikas verbreitet ist.


Mittwoch, 19. Februar 2020

Tag 82: Santiago de Chile

Museo Chileno de Arte Precolombino und Nationalmuseum

Das Museo Chileno de Arte Precolombino zeigt tolle Exponate verschiedener Kulturen aus ganz Amerika vor dem Eintreffen der Europäer. So erhalte ich einen Einblick in die handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten sowie Bräuche und Rituale. Bei einem Besuch sind die unzähligen Exponate kaum zu schaffen. Die Konzentration lässt irgendwann einfach nach.

 

Vom Nationalmuseum bin ich ein wenig enttäuscht. Es gibt kaum Infos zu den Ausstellungsstücken und wenn, dann leider nur auf Spanisch. Einen Audioguide gibt es nicht. So verlasse ich das Museum relativ schnell wieder.

Londres 38

Während der Militärdiktatur unter Pinochet wurden Zehntausende unrechtmäßig inhaftiert und gefoltert. Tausende wurden ermordet. Von vielen fehlt bis heute jede Spur. Die Verantwortlichen wurden zum Großteil bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen.

 

Zahlreiche Gedenkstätten im Land erinnern an die Gefangenen und Ermordeten, so auch Londres 38 in Santiago de Chile. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Foltergefängnis mitten in einem Wohngebiet. Viel gibt es hier zwar nicht mehr zu sehen. Infotafeln und Stolpersteine geben den Opfern jedoch einen Namen und ein Gesicht und erinnern daran, dass viele Schicksale nach wie vor ungeklärt sind.

Cerro Santa Lucía

Am frühen Abend mache ich einen Spaziergang durch die Grünanlage Cerro Santa Lucia. Ein Wegnetz und steile Steintreppen führen über Terrassen hinauf zum Gipfel und zum Aussichtspunkt Torre Mirador. Hier genieße ich tolle Ausblicke auf die Stadt.

 

Auf meinem Weg zum Park probiere ich erstmals Mote con Huesillos. Dabei handelt es sich um beliebtes Erfrischungsgetränk aus karamellisiertem Saft, Weizengraupen und getrockneten Pfirsichen. Das hört sich erst einmal nicht so lecker an, ist jedoch überraschend köstlich und erfrischend. Ich ärgere mich ein wenig, dass ich es nicht schon vorher probiert habe.

 

Auf meinem Rückweg zum Hotel halte ich an einer Zaubershow. Beim Trick, bei dem der Zauberer eine Zeitung zerreißt und auf magische Weise wieder zusammensetzt, werde ich eingebunden. Ich soll eine Zeitung zerreißen und die Zeitung des Zauberers prüfen. Bei meinem Exemplar handelt es sich tatsächlich um eine übliche Zeitung, die die Zauberers ist jedoch präpariert. Sie enthält eine Tasche, in der sich vermutlich die zusammengesetzte Zeitung befindet. Ich sage jedoch nichts, da ich die sehr unterhaltsame Show nicht stören möchte.


Donnerstag, 20. Februar 2020 

Tag 83: Santiago de Chile

Museo de la Memoria y los Derechos Humanos

Das Museo de la Memoria y los Derechos Humanos (Museum der Erinnerung und Menschenrechte) informiert über die Zeit der Militärdiktatur unter Pinochet und die durch das Regime begangenen Menschenrechtsverletzungen. Das empfehlenswerte Museum mit eindrucksvollen Exponaten und deutschsprachigem Audioguide geht unter die Haut.

 

Insbesondere die Geschichten von Überlebenden aus den Foltergefängnissen gehen mir ans Herz und ich muss mit den Tränen kämpfen. Es ist immer wieder erschreckend, zu welchen Gräueltaten Menschen fähig sind. Menschenrechtsverletzungen sind leider weltweit an der Tagesordnung, auch in Chile, wie die aktuellen Protestbewegungen zeigen. Mein Respekt gilt allen, die sich weltweit unter Einsatz ihres Lebens für Menschenrechte einsetzen.

Im Anschluss gehe ich im gegenüberliegenden Park spazieren, um auf andere Gedanken zu kommen. Es ist wieder sonnig und sehr heiß. So gönne ich mir ein Eis und lasse den letzten Abend in Chile in einem Restaurant bei leckerem Essen und Pisco Sour ausklingen.

 

Es war ein schön Urlaub mit vielen Eindrücken und Erlebnissen. Dennoch bin ich froh, dass es nach fast zwölf Wochen wieder zurück in die Heimat geht.


Freitag, 21. Februar 2020, bis Samstag, 22. November 2020

Tag 83-84: Rückreise nach Deutschland

Gegen 10 Uhr checke ich aus dem Hotel aus. Mit einem Uber-Taxi fahre ich anschließend zum Flughafen. Obwohl es in Südamerika noch keine bestätigten Corona-Fälle gibt, wurden am Flughafen erste Schutzmaßnahmen umgesetzt. Die Polizisten der Ausreisekontrolle tragen Schutzmasken.

 

Ich fliege wieder über London. Aufgrund schlechten Wetters können scheinbar nicht so viele Flugzeuge starten und landen wie sonst üblich. So müssen wir 20 Minuten im Kreis fliegen bevor wir unsanft landen.

 

Mein Anschlussflug fällt aus. Ich werde auf den nächsten Flug umgebucht, der dann mit zwei Stunden Verspätung abhebt. Am späten Samstagabend lande ich mit etwa 5 Stunden Verspätung in Berlin Tegel.


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